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Traun abgehaltenen fast vollzähligen Versammlung der Curatoren des
k. k. Oeeterr. Museums widmete derselbe dem verblichenen Präsidenten
Edmund Grafen Zichy einen tiefempfundenen Nachruf, worauf die Er-
richtung eines Denkmals für Graf Zichy im Museum einstimmig be-
schlossen wurde. Sodann berichtete Director Hofrath Ritter von Falke
über verschiedene bevorstehende und in Aussicht genommene Ausstel-
lungen, welche die Zustimmung des Curatoriums fanden.
Se. kaiserl. Hoheit der durch]. Herr Erzherzog Rainer hat am
z. d. M. die graphische Ausstellung durch einen längeren Besuch aus-
gezeichnet.
Spindel-Ausstellungen. Das Interesse, welches mehrfach Aus-
stellungen graphischer Kunstblätter, insbesondere jene der farbigen Kupfer-
stiche, erweckt haben, veranlasst die Direction des Oesterr. Museums in
dieser Richtung weiterzugeben und die Special-Ausstellungen dieses
Jahres vor allem der graphischen Kunst zu widmen. Die erste Aus-
stellung dieser Art wurde von der Gesellschaft für vervielfäl-
tigende Kunst unter Mitwirkung des Oesterr. Museums sowie der
Herren Artaria veranstaltet. am l. März eröffnet und dauert bis Ende
Mai. Die Idee derselben war ursprünglich, einmal die hervorragendsten
lebenden Künstler Oesterreichs, Deutschlands, Frankreichs u. s. w. in
ihrem ganzen Werke und somit in ihrem künstlerischen Lebensgange
vorzuführen. Diese ldee konnte aber verschiedener Hindernisse wegen in
diesem Jahre nur theilweise zur Ausführung gelangen, wird jedoch später
weiter ausgeführt werden. Diesmal sind es die Künstler Hecht, Koep-
ping, Sonnenleiter und Unger, deren Werke zur Anschauung ge-
langen. Zur Ergänzung dienen neueste Radirungen von verschiedenen
Künstlern, insbesondere auch von französischen Radirern, sowie
eine Ausstellung der in Frankreich wie in Deutschland in jüngster Zeit
in mannigfacb neuer und interessanter Weise fast aus der Vergessenheit
wieder erweckten Lithographie. Diese Ausstellung nimmt den Vor-
lesesaal, den Saal IX und die oberen Arkaden ein.
Eine zweite Ausstellung graphischer Kunst, welche das
richtige Seitenstück zu der Ausstellung farbiger Kupferstiche bilden wird,
ist der Schwarz- oder Schabkunst gewidmet, welche seit der Mitte
des 17. Jahrhunderts in Deutschland, besonders aber in England, in außer-
ordentlicher Pflege stand und in erster Linie dem Porträt diente. Die
Ausstellung wird daher vor allem eine Porträtgalerie des 18. Jahrhunderts
darstellen. Sie wird, wie in Aussicht genommen ist, mit Anfang November
eröffnet werden und so zugleich als Ersatz der Weihnachts-Ausstellung
dienen, welche in diesem Jahre entfallen wird.
Für das Jahr 1895 ist eine Ausstellung ganz anderer Ar: projectirt,
über welche seiner Zeit ein ausführliches Programm ausgegeben wird.
Den Mittelpunkt derselben bildet der Wiener Congress der Jahre 1814
und 1815. Die Ausstellung soll die Epoche der Regierungszeit des Kaisers
Franz vorführen, ein historisches wie cultur- und kunstgeschichtliches
Bild in Porträts aller namhaften Personen, in Abbildungen der Feste,
Sitten und Begebenheiten, in der Ausstellung von Möbeln, Kunstwerken,
Gegenständen der Kunstindustrie, Costüme u. s. w. geben. Da die Er-
innerungen an diese Epoche der Geschichte Wiens noch so lebhaft sind
und so persönlicher Art, so wird dabei in ungewöhnlichem Maße auf die
freundliche Mitwirkung aus dem Publicum gerechnet werden.