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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 3)

mentlich von der GipsvPlastik. Die vorgeführten Siiugethiere und Vögel dagegen tragen 
mitunter die charakteristische Steifheit derartiger Präparate allzu auffällig zur Schau. 
Der Hauptwerth dieser Publication liegt aber gar nicht darin, dass künstlerische Grup- 
pirungen und Zusammenstellungen gegeben werden, sondern beruht auf der reichen 
Auswahl verwendbarer Motive, die durch die Art der Fixirung auf eine Flache sich zu 
Compositionszwecken weit besser eignen, als die sonst üblichen photographischen Auf- 
nahmen. Weit weniger als bei Vorlagen von Ktinstlerhand ist man hier an das Arrange- 
ment gebunden. Der Reichthum und die Vielseitigkeit der Natur bewirken vielmehr, 
dass der künstlerischen Freiheit noch immer ein weiter Spielraum bleibt. - Erwlgt man 
dagegen, wie schwierig und zeitraubend es für den Künstler gewöhnlich ist, sich von 
Fall zu Fall die nothigen Natur-Vorbilder zu verschaffen, so muss man zugeben, dass 
diese Blätter eine außerordentliche Erleichterung und Vereinfachung der Arbeit be- 
deuten, die um so werthvoller ist, je ofter heutzutage rasche Vollendung zu den wesent- 
lichsten Bedingungen des Erfolges gehört. Fs. 
i 
Entwürfe für Decorationsmaler. Von W. Behrens. Cassel, Th. Fischer. 
15 chromolirh. Taf. gr. Fol. in 5 Lieferungen. Gesammtpreis M. 22. 
(Serie III der Vorlagen für das Kunstgewerbe.) 
Die malerische Ausstattung von Wand und Decke bei Butter, doch sorgfältiger 
Behandlung, in ltraftiger, wohlgeatimtnter Farbenwirkung wird dem Praktiker durch eine 
Reihe von Beispielen in sehr brauchbarer Form zur Verfügung gestellt. Der Charakter 
der Entwürfe trägt der modern deutschen, apeciell der süddeutschen Kunstweise Rech- 
nung, wenn auch das bewusste Anlehnen an alte Stile, zumal an den der Rococoperiode, 
entschieden zum Ausdruck gebracht ist. ' 
Zu den in dem Werke enthaltenen Dcckenentwürfen werden Pausen in Ori- 
ginalgroße ä Mark to per Decke abgegeben. 
Der polychrorne Druck, insbesondere bei den farbenreicheren Tafeln, ist ein in 
jeder Weise vollkommener. M-t. 
i- 
Die Kilimweberei und die Kilimweberschule des Wladysiaw R. v. Fedoro- 
wicz in Okno. Von Dr. Clemens v. Hankiewicz. Wien, C. Gerold's 
Sohn, 1894. 8". io7 S. M. 2. 
Graf Wladimir Dzieduszycki, der beste Kenner der galizischen Hausiieiß-Kunste, 
bezeichnet den ruthenischen Kilim (Wirkteppich) mit Recht als das interessanteste Er- 
zeugniss auf diesem Gebiete. Die bekannten Gefahren, welche die Fortexistenz der meisten 
dieser häuslichen Künste bedrohen, haben sich auch mit Bezug auf den Kilim geltend 
gemacht. Glücklicherweise hat sich aber seiner ein podolischer Edelmann, Herr Wla- 
dyslaw v. Fedorowicz angenommen. Das Mittel hiezu fand er nach bereits vorhandenen 
Mustern in der Gründung einer Schule, aber er war zugleich bestrebt, den Betrieb und 
den Lehrplan derselben dermaßen einzurichten, dass dabei jene Uebelstande vermieden 
werden sollten, die nach zahlreich vorliegenden Erfahrungen gerade in den Schulen die 
Zcrslorerinnen des ureigensten Charakters der häuslichen Künste erkennen ließen. Da 
der Erfolg der Schule schon gegenwärtig alle Hoffnungen ihres Begründers gerechtfertigt 
hat, so erscheint es auch von allgemeinem, gewerbeschulmaßigem Standpunkte aus be- 
achtenswerth, Methode und Organisation der Oknoer Schule kennen zu lernen. Man wird 
daher dem Prof Cl. v. Hankiewicz in Lemberg, einem um die volkswirthschaftliche und 
künstlerische Bewegung in seinem Volke hochverdienten Manne, nur Dank wissen koniien 
dafür, dass er sich der Mühe einer bezüglichen Darstellung unterzogen hat. Um aber 
dem Leser das eigenthumliche Wesen und die Bedeutung des Kiiims innerhalb des 
großen Bereiches der Valkskunst von vornherein in das richtige Licht zu rücken. hat 
der Verfasser seinen Ausführungen über die genannte Schule solche allgemeiner Natur 
über die kleintussische Kilimweberei in Galizien vorangeschickt, wobei er mit rühmens- 
werther Vollständigkeit einerseits die vorliegenden Ergebnisse anderer Forscher ver- 
werthet, anderseits aber auch eigene Wahrnehmungen hineinvertiochten hat. Das Buch 
macht den lebhaften Wunsch rege, dass die trotz ihrer zerstürenden Einßtisse in Oester- 
reich noch heute sehr mächtigen hauslichen Volkskünste mehr so aufgeklärte und fein- 
sinnige Förderer wie Herrn v. Fcdorowicz, und mehr so begeisterte und geschmackvolle 
litterarische Anwälte wie Herrn v. Hankiewicz finden mochten! Rgl. 
l
	        
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