sicilischen Dekadrachmen von Syrakus und Agrigent, Ausnahmen) jetzt
häufiger werden, liegt ein Schritt gegen die Medaille hin. '
Das römische Weltreich knüpft an die Traditionen der Diadochen-
höfe, vor allen Alexandriens an. Ebenso folgt es in der Architektur nur
mit vorzüglicheret Technik und nicht minder in der nachbildenden Kunst
den Vorbildern der großen Weltstädte Alexandrien und Antiochia. Von
dort her übernahmen die Römer auch nach dem Falle der Republik
die Gepflogenheit, das Herrscherbild auf ihre Münzen zu setzen. Aber
auf diesen selbst zeigt sich eine wichtige Neuerung. Statt der eintönigen
mythologischen oder symbolischen Darstellungen, welche, wie der Reichs-
adler der Ptolemäer oder der delphische Apollon der Syrier, auf dem Gelde
der Diadochen sich forwährend wiederholen, tritt, dem großen historisch-
politischen Sinne dieses Eroberervolkes entsprechend, die historische
Scene, schon seit langem in der hellenistischen Kunst ausgebildet, nun-
mehr auch auf diesen officiellen Denkmälern in die erste Reihe. Schon
zur Zeit der Republik, auf den Consularmünzen, bildet die Darstellung
von Familienerinnerungen, welche mit großen Momenten der Staats?
geschichte verknüpft sind, einen wichtigen Bestandtheil des Typenschatzes.
So feiern die patrizischen Claudier ihren Ahnherrn, den Insubrersieger
M. Cl. Marcellinus, wie er den Tempel des Jupiter Feretrius weiht; die
Cassier, alle privilegirte Vertbeidiger der plebejischen Rechte, spielen auf
den berühmten Tendenzprocess gegen die Vestalinnen an, den ihr Ahne
l... Cassius Longinus siegreich durchführte. Die römischen Kaisermlinzen
werden aber nun eminent historische Quellen, nicht nur durch genaue
Datirung, sondern dadurch, dass sie die Regierungshandlungen des lm-
peratorsr vviederspiegeln, ja förmliche Regierungsprogramme entwickeln').
Dazu tritt dann als zweite neue und wichtige Erscheinung die ebenfalls
dem hellenistischen Orient entlehnte Allegorie und die Personification
ethischer BegriEe.
So hatten sich an dem gemünzten Gelde allmälig die Lebens-
bedingungen der Medaille entwickelt; kein Wunder, dass diese nunmehr
selbständig den Schauplatz betrat '). Der römische, sogenannte Medaillon,
der sich vom couranten Gelde sogleich durch Größe und Schwere unter-
scheidet, verleugnet seine Herkunft nicht; er ist durchaus geprägt
und hängt schon dadurch mit der Münzemissinn zusammen. Was ihn
aber von der heutigen Medaille scharf trennt und seinen ganz eigen-
thümlichen Uebergangscharakter ausmacht, ist seine Coursfähigkeiß).
Es ist dies nicht so zu verstehen, als ob er je wirklich coursirt hätte; er
ist als Schaugepräge ausgegeben und ward auch als solches angesehen,
4) Kenner, Programm-Münzen römischer Kaiser. (Numismat. ZGlHChL, 1385.)
i) Froehner, Le medaillon de Pempire romain, Paris 1878; F. Kenner, Rdmische
Medaillen! (des Wiener Cabinets). Jahrb. der Kunstsnmml. des Allerh. Kniserhauses,
Bd. l und Xl E.
') F. Kenner, Der romische Medaillen. (Numismat. Zeitschr. 1888.)