carme, der zuerst die gräuliche Sitte des Glattpolirens umgangen hat,
der tüchtige, in großem Format arbeitende Chapl ain, ferner Degeorge,
bis hinab zu den Allerjüngsten, wie Tusse t. So Tüchtiges diese Künstler
auch geleistet haben und leisten, an Originalität nnd Feinheit der Em-
pfindung und Technik wird Roty von keinem erreicht.
Das Studium der Quartrocento-Medaille macht sich bei ihm sofort
bemerklich. Zwar dient ihm die italienische Frührenaissance nur selten
als directes Vorbild, wie an der großen Medaille mit dem Brustbild
der Republique francaise. Aber das gern gewählte Plaquettenformat,
seine ganz eigenthlimliche stil- und charaktervolle Capitalschrift ohne
langweiligen Linien- und Perlenrand, die mit Vorliebe angewandte Guss-
technik (der Künstler arbeitet sogar mit dem verlorenen Wachsmodell,
um möglichste Feinheit der Details zu erzielen), alles das zeugt von seiner
Beschäftigung mit den altitalienischen Medaillen. Es sind dies nur scheinbar
Aeußerlichkeiten; Roty's Werke zeigen, wie dies Studium in seiner
genialen Natur fast ohne Rest aufgegangen ist, denn der Künstler ist
durch und durch modern im besten Sinne des Wortes. Nebenbei sei
erwähnt, dass er sich auch als Münzstempelschneider mit Glück versucht
hat: Beweis dafür ist das roo-Francstück, das er für das Fürstenthum
Monaco gearbeitet hat. Auch als Bildner im Großen ist er ab und zu thätig;
zwei Reliefs am Hötel de Ville in Paris, die Malerei und Musik dar-
stellend, sind von seiner Hand.
Als Porträtist steht Roty auf der schwer genug zu erreichenden
Höhe seiner Aufgabe. Das runzelige Alter gelingt ihm ganz besonders,
nicht minder aber die jugendliche Frau, bei der ihm ein ganz eigenthüm-
licher zarter und etwas herber Typus - auch in seinen allegorischen Figuren
bemerklich - besonders zu behagen scheint, sowie, wohl aus demselben
Grunde, das Kinderporträt. Es sei nur auf Einzelnes der Collection des Mu-
seums hingewiesen, auf das schöne Doppelporträt der Eltern des Künst-
lers; auf die köstliche Medaille des Sir John Pope, wo der Typus des
alten Engländers ganz unnachahmlich erfasst ist; auf das Bildniss seiner
Tochter Jeanne mit der trefflichen Charakteristik des unreifen Mädchens;
auf ein anderes Doppelporträt, des Fabrikanten Pierre Boulanger und
seiner Frau, wahre Prachtexemplare des alten Pariser Bürgerstandes;
endlich auf ein Cabinetstück, das mit rücksichtsloser Realistik ausgeführte
Porträt der Mme. Boucicaut, einer beleibten, nichts weniger als anmu-
thigen Dame.
Als genialen Künstler zeigt sich Roty nicht minder in den Reversen
seiner Medaillen. Genredarstellungen, wie auf der Erinnerungsmedaille an
seine Freunde: nln labore quiesw das lesende Mädchen unter einem
Eichbaume in blühender Landschaft, die Plaquette mit dem strickenden
Hirtenmädchen und der Schafheerde, ein Hors d'oeuvre, wie die schlafende
Venus mit Amor am Busen, sind nicht nur technisch Meisterstücke
allerersten Ranges, sondern gehören überhaupt zu dem Vorzüglichsten,