Vertreten ist Waltner, der Hauptconcurrent von Köpping und Unger,
wenigstens mit einem reizenden Frauenkopf aus der Zeit der französischen
Revolution, Laguillermie, der mit höchst bedeutenden Blättern in den
letzten Jahren zu großem Ruf gekommen, mit dem lebensgroßen Porträt
von Rubens' zweiter Frau, mit der nicht minder großartigen Radirung
nach der wBella di Tizianou im Palast Pitti. Wir sehen Böcklins berühmte
Todteninsel in einer Radirung von Max Klinger, wir sehen englische
Radirungen von Appleton, Clouston u. a., das Porträt Pasteurs von
Leopold Flameng, Radirungen nach Meissonier von Courtrey und so viele
andere, die man mit Vergnügen und Interesse betrachten wird. Schwer-
lich hat bisher eine Ausstellung stattgefunden, in welcher man diese
höchst modernen und allermodernsten Kunstzweige in gleicher Güte und
Vollständigkeit hat sehen und studieren können.
Zur polnischen Kunstgeschichte.
Das Juliheft des Anzeigers der Akademie der Wissenschaften für
1893 ist besonders reich an Mittheilungen, die für uns Interesse haben.
Den Anfang macht ein Bericht über Professor Marian SokolowkPs
Untersuchungen über den Goldschmied Erazm Kamyn aus Posen als
Ornamentstecher. Der Verfasser schildert die Verbreitung von Ornament-
stichen, vornehmlich deutschen Ursprungs, über ganz Polen durch die
Märkte besuchenden Händler und von derMitte des töJahrhunderts an auch
durch die einheimischen Buchhandlungen. Die nLandfahreru boten Gebet-
bücher, Heiligenbilder und decorative Vorlagen feil, unter denen Stiche
für Goldschmiede gewiss keine geringe Stelle einnahmen. Schon im
15. Jahrhundert beschwerten sich preußische Städte. namentlich Danzig,
über die wandernden Händler aus Nürnberg. 1457 untersagte König
Kasimir Jagello den Nürnbergern den Verkauf in Krakau außerhalb der
Märkte. Um hundert Jahre später lag der Handel hauptsächlich in den
Händen von Italienern und Schotten (wohl uSPitzenschoKIen-J), doch ist
anzunehmen, dass unter den anderen Fremden, deren Concurrenz das
polnische Gewerbe schädigte, Nürnberger nicht gefehlt haben werden. In
dem Inventar des bedeutenden Buchhändlers Mathias Scharfenberg in
Krakau von 1547 kommen wsori, Vorlagen, verschiedener Größe vor.
Doch zeugt für die Blüthe des Kupferstiches und Kupferdruckes in Krakau
selbst schon der Umstand, dass die Mehrzahl der Stiche von Veit Stoß
dort ausgeführt und gedruckt worden ist. Der obengenannte E. Kamyn,
der vermuthlich aus Kamin in Pommern stammte, hat 1592 in Posen
ein Heft mit sechs Ornamentstichen erscheinen lassen, das bei R. Weigels
Nagler, Wessely und in Rastawiecki's Lexikon der polnischen Stecher
erwähnt ist. Durch Director Lehrs in Dresden veranlasste Nachforschungen
haben ergeben, dass in Posen und Berlin Materialien über den Künstler