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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 1)

4.: 
Schnackenbergs Revolution mit seinen Daumierschen Gestalten vertritt die moderne 
Münchner Historie, eine farbenfreudige Russin und eine armenische Trauung von Karasian 
den bunten Osten, und Zaragoza die in Paris lebenden Spanier. 
Die Kollektivausstellungen rufen Bekanntes, Vergessenes, ins Gedächtnis zurück und 
ergänzen das Bild der Schaßenden. Daß Lichtenfels ein feiner Zeichner und gewissen- 
hafter Beobaehter intimer Schönheiten der Natur war und doch in seinen Bildern niemals 
so recht die Kraft des Aufschwunges zu persönlicher Größe fand, das ruft die Kämpfe 
früherer Jahre in die Erinnerung zurück, die weltabgewendete Abgeschlossenheit des alten 
Wien, der wir heute noch Opfer bringen. 
In dem kleinen Raum, den M. v. Pousch füllt, leben diese Geister fort. Auch hier eine 
feine Naturbeobachtung, eine zurückgezogene Intimität, die sich im Naturstudium auslebt, 
aber vor größeren Entwürfen versagt. 
Wer sich an den Erfolgen zu freuen vermag, welche aus dem Genügen an bewährten 
Geschicklichkeiten, aus dem Benutzen ausgefahrener Geleise abgeleitet werden, wird wie 
immer reichliche Befriedigung im Künstlerhause finden. 
Der Mangel an Ausstellungsgelegenheiten führt ja auch immer wieder Künstler, die 
aufreibender materieller Kämpfe müde sind, in diese Räume zurück. Sie erscheinen aber 
dann doch nicht recht zu Hause in diesen Schaustellungen. Man erwartet heute mit Recht 
die Möglichkeit einer Konzentration beim Betrachten von Kunstwerken, und darauf muß 
man verzichten, wenn man so große Bildfolgen verschiedenster Qualität überblicken soll. 
Es sei darum hier auch nicht versucht, die einzelnen Namen aus dem Zusammenhang 
zu lösen, sind es doch immer wieder solche, deren Wert und Klang aus früheren wertvollen 
Darbietungen bekannt ist, die man in einzelnen, wie zufällig eingereihten Bildern wieder- 
findet, ohne ihrer Art so recht froh werden zu können. 
KLEINE NACHRICHTEN 59 
BERLINER KÜNSTCHRQNIK. Wie in den Weihnachtstagen zu Florenz, 
Rom und Paris zur wiedergekehrten Mona Lisa gewallfahrtet wurde, so gab's, wenn 
auch in kleinerem Umfang, im Berliner Kaiser Friedrich-Museum eine Wanderschaft voll 
Kunstandacht. Sie galt dem schwer erkämpften Bild des Hugo van der Goes, der „Anbetung 
der Könige", die aus dem spanischen Kloster Monforte jetzt durch Direktor Friedländer 
glücklich zu uns geleitet und sinnvoll gerade zur Advent- und Christnachtzeit unser wurde. 
Ein erlesenes Werk des Genter Meister voll liebenswürdige: Niederländerei im Detail, 
im Kleingerät der Mauernische, den fromm betreuten Blumen, dem Strauchwerk und voll 
großen Wurfes und einer prangenden Farbenfülle, die an die leuchtendsten Meister von 
Florenz gemahnt. In einer Ruinenlandschaft begibt sich die Szene. Links steht der heilige 
Josef, dann folgt Maria mit dem Kinde und danach, vor ihm und seitlings, die morgen- 
ländischen Könige. Rechts sieht man noch zwei Gestalten, von denen die eine mit der 
blauen Kappe von Bode als Selbstporträt des Künstlers gedeutet wird. 
Leuchtende Koloristik strahlt von den Königen aus, von dem einen rauschendes Rot, 
von den beiden andern ein brokatschimmerndes Braun und ein tiefes Schwarz. Dazu das 
Violett des Josefgewandes und das überirdisch ins Grün verlaufende Blau des Mantels 
der Jungfrau Maria. 
Von der Helle der linken Partie geht die Beleuchtung nach rechts in dunkel weiche 
Schattentöne über. In der Mitte schimmert es aber noch einmal auf, verheißungsvoll wie 
eine Insel des Lichtes, im oberen Gelände werden ziehende Hirten und Herden sichtbar, 
und ein lichter Schein fällt in die halb erhobene Hand des einen Königs. Unten aber ruht 
das jesuskindlein, umwoben von einem bläulich mystischen Schleierlicht. 
Aus dem Bild strömt das große stille Leuchten und die Musik der Ewigkeit. 
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