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stimmte Aufgabe ferner, für die bändereichen Publicationen der Union
centrale, Decorationen mit Plattendruck. Auch an diese Bedingungen
scheint sich fast Niemand gekehrt zu haben, das allermeiste ist auf kost-
spielige Handarbeit berechnet. Ueberdies begegnen 'wir allerlei Sonder-
barkeiten. Außer der ebenerwähnten waren noch die zwei Aufgaben ge-
geben: Einband für ein classiscbes Werk, Einband für einen Band des
Romans Salammbo von Flaubert. Da hat den ersten Preis ein Entwurf
für Horaz erhalten: an einer mit Vasenornamenten bemalten Mauer ist
eine Lyra aufgehängt, darüber ragen naturalistisch behandelte Baum-
kronen. Les Oiseaux von Theuriet: auf drei Stangen übereinander hocken
zwanzig oder mehr schwarze Vögel mit nimbusartigen Federkronen, im
Hintergrundc Mond, Sterne und Wolken in Gold, Leisten und Rücken
mit naturalistischen Pflanzen, alle Theile in verschiedenen Größenver-
hältnissen. Für Salammbo sind ägyptische Motive in allen erdenklichen
Verquickungen mit japanischen, mit gothischen Bändern etc. etc. auf-
geboten worden. Die Revue des arts decoratifs glaubte ein Bewerber am
besten zu charakterisiren durch drei Pfauen, die bei Mondschein über
eine Anhöhe mit stilisirten Kleeblättern hinziehen, darunter fünf gleiche
Riesenschmetterlinge u. s. w. Dieselben Aufgaben waren auch für Schüler
ausgeschrieben, die sich zumeist in eben solchen Richtungen, nur schüch-
ferner, bewegen. Es wird kaum Zufall sein, dass mehrere Schülerinnen
ein vollständiges Feuerwerk mit Raketen, Garben, Rädern etc. auf Buch-
deckel übertragen wollen.
Begreiflicherweise ist es den Mitgliedern des Preisgerichtes nicht
leicht geworden, Auswahl zu treffen. Die Kritik kommt in dem Berichte
zu Worte, doch hat man sich in der Regel zu Concessionen herbei-
gelassen, "um aufzumunternu. Es ist nur zu befürchten, dass die Mehr-
zahl der Prämiirten sich zum Fortschreiten auf der betretenen Bahn auf-
gernuntert fühlen und die Kritik ignoriren werde! B.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
S6. MaJestät der Kaiser erschienen am 19. v. M. um x Uhr
Nachmittags, begleitet vom Flügeladjutanten Major Tengler, in der gra-
phischen Ausstellung der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst im
k. k. Oesterr. Museum. Se. Majestät wurden von dem Vice-Director des
Museums, Regierungsrath Bucher, dem Vorstand: der genannten Gev
sellschaft Freiherrn von Wieser, Herrenhausmitglied Nicolaus Du mb a,
den Professoren Hecht, Sonnenleiter und Unger, Dr. Leisching
und Kunsthändler Artaria ehrerbietigst empfangen. Se. Majestät be-
sichtigten mit eingehendem Interesse die ausgestellten Kunstblätter und
ließen sich die anwesenden Künstler vorstellen. Nach nahezu einslündigem
Rundgange verließen Se. Majestät mit dem Ausdrucke Allerhöchster An-
erkennung das Museum.