wenig zu entfernen, erkennen wir hier deutlich die umgekehrte Tendenz, die Absicht,
die alten Vorbilder dem modernen Geschmack möglichst anzupassen. Auch diese Richtung
wird ohne Zweifel ihre Vertheidiger Enden; wir zweifeln aber nicht. welche von beiden
auf ein künstlerisch gebildetes und dabei fein etnpfrindendes Auge die wohlthuendere
Wirkung ausüben wird. Besehrlnken wir uns dagegen auf Beurtheilung des in diesen
Chromodrucken zu Tage tretenden Farbensinnes, der künstlerischen Gewandtheit und
Sauberkeit der Ausführung, so können wir dieser Vorbilder-Sammlung unseren Beifall
nicht versagen.
Die erste Lieferung enthält gothische Sehlusssteine, Zwiekelmalereien, Wand-
flachen, Capitlle, Chorteppiche u. s. w. Das Werk soll in 4 Lieferungen zu je 6 Blatt
zum Abschluss gelangen. Fs.
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Studien und Forschungen zur Kunstgeschichte, herausgegeben von August
Schmarsow. I. Baldassare Peruzzi's Antheil an dem malerischen
Schmucke der Villa Farnesina. Ein Versuch von Arthur Weese.
Leipzig, Karl W. Hiersemann, 1894.. 8". go S. M. 3.
Es ist gewiss sehr erfreulich, dass wir unter der Aegide von Professor Schmarsow
wiederum eine Sammelstelle erhalten, in welcher gründliche Einzelforschungen in ihrer
Gesammtheit Aufnahme finden, statt in den anderen Zeitschriften in eine Reihe von Fort-
setzungen zerrissen zu werden. Gleich das erste Heft der neuen sehr vornehm ausgestatteten
Publication bringt einen aVersuch- von Arthur Weese. Das erste Capitel gibt eine Vor-
geschichte der Deckenmalerei vor Peruzzfs Arbeiten in der Farnesina, und der Autor
stellt dar, wie nach Melozzds brillanter ldee, kleine Raume durch gemalte Durch-
brechungen der Winde und Decke auszuweiten und zu erhöhen, allmllig unter Pintu-
ricchio's Führung wieder der antike, rein ornamentale Flachstil in Stucco und Malerei
von Grotteaken sich Geltung verschaüte. Die Besprechung der Deekenmalereien von Man-
iegna, Perugino und Signorelli mit ihrem Verdrängen der Figurenmalerei schließt sodann
mit einem Hymnus auf Michelangelo? Decke in der Sixtinischen Capellc, in welcher
Architektur- und Figurenmalerei sich in innigsten Beziehungen zu einheitlichem Ganzen
von ungeheurem Reichthum verbinden. Die architektonische Seite und vollkommen täu-
schende perspectivische Wirkung von Peruzzfs 1511 vollendeter Decke im Galatheen-
zimmer wird aus seiner Thatigkeit als Bauzeichner im Atelier Bramantds erklärt und
ihre kunsthistorische Stellung neben RafaeVs Decke in der Eintrittshalle der Farnesina
und jener andern in der Chigicapelle von S. Maria del popolo bestimmt. - Das zweite
Capitel behandelt die figürlichen Darstellungen an der Decke des Galatheenzimmers und
geht hiebei sehr ausführlich auf die Charakteristik PeruzzPs als Maler ein, die Ausbildung
seines unendlich receptiven Talentes unter dem Einflusse von Pinturicehio, Signorelli,
Sodoma und zuletzt Rafael an den verschiedenen Fresken erlauternd. Als den ersten
Lehrer Peruzzi's glaubt der Verfasser den Francesco di Giorgio aus Siena bezeichnen
zu können, und es muss zugestanden werden, dass er mit graßer Unbefangenheit die
Eigenheiten und Schwächen Peruzzi's in die richtige Beleuchtung rückt. Als Meister-
leistung, in welcher sich das ernste Maßhalten und der edle Geschmack des Künstlers
in jeglicher Richtung oßenbart, werden aber sammtliche Arbeiten im Festsaale des ersten
Stockwerltes der Villa bezeichnet, mit ihrer Prospectmalerei, welche Burkhardt wieder an
die Spitze einer neuen Entwicklungsreihe stellte und auf deren kunstgeschichtliche Wür-
digung Weese in seinem dritten Capitel mit Recht atn liebevollsten eingeht. ln einem
Anhange werden PeruzzVs Zeichnungen in dem sogenannten Taccuino der Communal-
bibliothek von Siena von den in diesem Skizzenhuche sonst noch vorhandenen Zeich-
nungen späterer Hinde sorgfältig ausgeschieden. - im Ganzen ist Weesds Büchlein
unstreitig eine verdienstliche Arbeit, welche großen Fleiß und scharfe Beobachtung be-
kundet; ea ist nur schade, dass der Verfasser für sein reiches Material nicht eine bessere
Gruppirung gefunden hat, in welcher mit Vermeidung ofterer Wiederholungen die Haupt-
punkte besser hervorgetreten waren. Chmelarz.
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A Pictorial and Descriptive Record of the Origin und Developement of
Arms and Artnour, to wbich are appended x33 plates specially drawn
from the Authors Collection at Oaklands, St. Peters, Thanet and
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