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Gartenfesten und Tanzvergnügungen im Palais und Garten auf dem
Rennweg. Der österreichische Adel that desgleichen in seinen Wiener
Palästen oder in der Nähe gelegenen Landschlössern. Wer die stillere
Unterhaltung liebte, fand sie in den Salons unter dem Walten schöner
und geistreicher Frauen. Und hier traten die Salons der Finanzdamen,
wie die der Bankhäuser Arnstein, Eskeles, Pereira, Geymliller u. a., denen
des Adels zur Seite. Sie waren allabendlich gefüllt von Allem, was Geist
und Namen hatte, und nicht die illustreste Welt, nicht die höchsten ge-
krönten Häupter fehlten ihnen. Dazu Theater, Concerte, Oper, Volks-
feste und Volkshelustigungen. Die ganze Welt von den höchsten
Spitzen herab taumelte in Vergnügen, gebannt und gefangen in diesem
Zauberkreise.
Es kann immer nur ein schwaches Bild sein, nur Erinnerungen,
was eine Ausstellung unter dem Titel des Wiener Congresses bieten
kann, aber diese Erinnerungen als ein Bild der Zeit möglichst allseitig
aufgefasst, dürften den Lebenden von heute doch hochwillkommen sein.
Sehen wir uns gegenständlich um, was den Inhalt der Ausstellung
bilden soll, so stehen wohl die Porträts aller derjenigen Personen, welche
mitwirkend oder theilnehmend jene großen Tage miterlebt haben, in erster
Linie. Hier finden wir die Namen der Herrscher und Fürstlichkeiten
nebst ihren Angehörigen, welche in Wien während der Monate des Con-
gresses mit ihnen anwesend waren, obenan unser österreichisches Kaiser-
haus, Kaiser Franz, Kaiserin Ludovika, die Erzherzoge und Erzherzo-
ginnen, dann der Kaiser von Russland, die Könige von Preußen,
Dänemark, Bayern, Württemberg u. s. w. Mit den Herrschern oder für
dieselben waren ihre Staatsmänner gekommen, die Friedensverhandlungen
zu führen, unter dem Vorsitz des Fürsten Metternich: die preußischen
Minister Fürst Hardenberg und Wilhelm von Humboldt, die russischen
Graf Stackelberg, Graf Rasumofsky, Capodistrias und Pozzo di Borgo,
die Vertreter Englands Lord Castlereagh und Sir Sidney Smith, Fürst
Talleyrand für Frankreich u. s. w. Nicht minder wichtig sind uns deren
Damen, und andere, die selbständig gekommen waren, wie die Herzogin
von Kurland mit ihren drei Töchtern. Leichter wird es sein, Bilder aus
jenen österreichischen Adelsfamilien zu bekommen, welche Feste gaben
oder an ihnen theilnahrnen, oder der Hoibeamten, welche die Last dieser
Tage trugen, an ihrer Spitze der Obersthofmeister Fürst Trauttmannsdorff.
Dann andere Berühmtheiten, welche am Congresse mitspielten oder von
ihm berichteten, politische wie litterarische und künstlerische Persönlich-
keiten, wie Varnhagen von Ense, Gentz, Friedrich Schlegel, Castelli,
Beethoven, Sophie Schröder und andere hervorragende Namen der Kunst
und der Bühne, nicht zu vergessen die Herren und Damen jener Salons
aus der Welt der Finanzen.
Schon das ergibt eine ausgedehnte Porträtgalerie, da man sich selbst-
verständlich nicht auf das Oelgemälde beschränken kann, sondern jede
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