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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 6)

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Verschiedene Regierungen haben längst das Schädliche des Ueber- 
wucherns großer und kleiner Industrie-Ausstellungen erkannt und versucht 
die Fluth einzudämmen. Aber diplomatische Verhandlungen führten zu 
keinem Ziele und wenn die Behörden im eigenen Lande durch Maßhalten 
im Subventioniren auch manches Gute erreichen können, muss doch das 
Beste die Industrie selbst thun, indem sie beharrlich jedem Unternehmen, 
dessen Erspriesslicbkeit ihr nicht einleuchtet, ihre Mitwirkung versagt. 
Eine einschneidende Cur muss unternommen werden, um die Sache zu 
retten. B. 
Das Rankenornament. 
Von Alois Riegl. 
(Schluss.) 
In umfassender Anwendung und vollster Ausbildung trelfen wir da- 
gegen das Rankenornament in der Kunst der Griechen der hellen 
historischen Zeit. Es tritt uns da entgegen auf allen Gebieten praktischer 
Kunstthätigkeit, angefangen von der hohen Tempelarchitektur, an welcher 
die Blumenranke als Anthernienfries die Gesimse ziert, bis herab zur 
gewöhnlichen bemalten Töpferwaare, für welche die Palmettenranke in 
der Gegend der Henkel so charakteristisch ist. Im 5. Jahrhundert v. Ch. 
darf die Ranke das maßgebende Ornament der Griechen genannt werden. 
Diese bevorzugte Anwendung lässt darauf schliessen, dass die Ranke dem 
specif-isch griechischen Kunstgeiste in ganz durchschlagendem Maße ent- 
sprechen haben müsse und lässt die Vermuthung aufkommen, dass die 
Griechen selbst die Erfinder derselben gewesen sein mögen. ln dieser Ver- 
muthung wird man bestärkt durch die gerade vorhin festgestellte Thatsache, 
dass den altorientalischen Culturvölkern die Schönheit der Rankenbildung 
vnoch verschlossen gewesen war, von Seiten der altorientalischen Kunst 
also, der die Griechen soviel Entscheidendes zu verdanken hatten, diesen 
das Rankenornament nicht zugebracht sein konnte. Es wäre also unter 
Hinblick auf die universale Bedeutung des Moments, in welchem das 
Rankenornament in die Welt gekommen ist, wohl von Wichtigkeit, wo 
nicht diesen Moment selbst kennen zu lernen - dies von der Kunst- 
forschung zu verlangen wäre wohl unbescheiden - aber doch eine mehr 
oder minder engere Umgrenzung von Ort und Zeit der Erfindung zu 
fixiren. Uns eine solche Umgrenzung möglich gemacht zu haben, ist 
eines der zahllosen Verdienste, die sich Heinrich Schliemann mit seinen 
Ausgrabungen um die Wissenschaft erworben hat. 
Die Gegenstände, die Schliernann's Forschungen und Samrneleifer 
aus dem Schutte von Hissarlik, Mykenä, Tiryns, Orchomenos und an- 
deren Orten _zu Tage gefördert hat, gehören zwar zum Theile Kunst- 
gebieten an, die zeitlich sehr weit auseinander liegen; aber die über- 
wiegend große Masse verräth unverkennbar den Stempel einer und der- 
selben Culturperiode. Wo man den Centralsitz dieser Cultur zu suchen
	        
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