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ist eines der charakteristischesten
Werke Kändlers. Sehr fein in Mo-
dellierung und Dekor ist auch der
ruhig dastehende Offizier in ziegel-
rot-weißer Uniform und lilafarbener
Schärpe (Kat.-Nr. 650, Sammlung
Karl Mayer).
Aus verschiedenem Besitz fand
sich eine amüsante lange Reihe von
Figuren aus der italienischen Ko- 7
mödie zusammen, deren Vorbilder ' i'll-
ich in den Stichen zu dem 1730 in
Paris erschienenen Buch des Ricco-
boni „Histoire du Theätre italien"
fand. Nahezu alle der 17 Stiche sind
in den Dreißiger- und Vierzigerjah-
ren zu Meißen in Porzellan model-
liert worden. Einige davon hat Ber-
ling, und zwar XII, ab_ Porzellanausstellung in Troppau. Meißener Deckelterrine
gebildet, zwei andere folgen hier im m" unlmmm um "so (Katrin 87)
Stich und der Meißener Nachbildung. Es sind, wie die Unterschriften melden,
der „Pierrot" und der „Narcesin de Malalbergo".
Der Mitte des XVIII. Jahrhunderts gehören die zwei lebhaft bewegten,
schwerfallig tanzenden Figuren eines Bauern und einer Bäuerin an (Kat.-
Nr. 63112, Sammlung Grauer).
Die Kunstweise von Acier, dem 1764 aus Paris nach Meißen berufenen
Modelleur, zeigt die Figur einer Bäuerin mit Eierkorb im Arm und doppelt-
gehenkelter Vase am Kopf (Kat.-Nr. 657, Sammlung Grauer).
Über die frühen Höchster Figuren werde ich an anderer Stelle berichten,
desgleichen über die von Fürstenberg. Aus der gleichfalls gut vertretenen
Frankenthaler Plastik hebe ich die hinreißend schöne sitzende Figur einer
vornehmen lesenden Dame hervor, die der allerersten Hannongschen Zeit
entstammt und im Katalog abgebildet ist. Die graziöse Ruhe und Intimität
dieser Figur stellen sie unter die besten Werke der gesamten deutschen
Porzellanplastik. Gleichfalls der Hannongschen Zeit gehört die große „Toilette
der Venus" an (Kat.-Nr. 74x, Kunstgewerbemuseum Karlsruhe), die besonders
durch ihren prachtvollen reichen Dekor fesselt. Das Gewand der frisierenden,
stehenden Dienerin trägt einen für die Frankenthaler Frühzeit so charak-
teristischen Dekor, der ähnlich auch an anderen Figuren dieser Zeit in den
Sammlungen Wurz-Mannheim und List-Magdeburg wiederkehrt. Es ist ein
schokoladefarbener Grund mit eisenrotgoldenen Chrysanthemen und blauen
Blümchen, beide an grünen Zweigen. Diese „Toilette der Venus" ist noch
in verschiedenen Repliken und Varianten erhalten. Am reichsten, mit hinten
hochaufgebauter Rocaillelaube und einem den Spiegel der Göttin vor-
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