MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Tirol und Vorarlberg

339 
22* 
durch ihren wissenschaftlichen literarhistorischen Inhalt dem italienischen Theil des Kron- 
landes zur Ehre gereichen. 
Von kleinen deutschen Sprachinseln abgesehen, reden die Bewohner Wälschtirols 
eine Volkssprache, welche, ungeachtet der mehr oder weniger verschiedenen örtlichen 
Färbung, zur Familie der italienischen Mundarten gehört, obwohl ein nicht geringer 
Theil derselben im täglichen Verkehr untereinander Eigenheiten behielt, welche die 
alte und enge Verwandtschaft mit der Familie der rhätoromanischen Mundarten bekunden, 
die Ascoli ladinische nennt und sie unterscheidet: in die westtridentinische 
Gruppe auf der rechten Seite des mittleren Etschthals, nämlich im Sulzberg (Val 
di Sole), im Nonsberg (Val di Non) und im Rnmthal (Val di Rumo), und in die 
osttridentinische Gruppe, nämlich im Thal des Avisio, welches drei Theile in 
sich begreift: das untere oder Cembrathal (Balle di Cembra), das mittlere oder 
Fleimsthal (Balle di Fiemme), das obere oder Fassathal (Balle di Fassa), wo das 
ladinische Element im Allgemeinen in dem Maße stärker hervortritt, als man sich den 
Ursprungsquellen des Avisio nähert. 
Im ganzen Etschthal von San Michele bis Borghetto, in dem größten Theil 
des Bezirkes von Pergine, in der Valsngana und in den Thälern von Tesino und 
Primiero, ferner in den Bezirken von Vezzano, Arco und Riva, im Ledrothal 
(Val di Ledro) und in den drei Thälern von Judicarien sprechen die Einwohner 
italienische Mundarten, jedoch nicht frei von ladinischen Spuren und mit dem Unter 
schied, daß man in bestimmten östlichen Gegenden, wie im unteren Suganathal und im 
Bezirk von Primiero Wörter und Laute hört, welche den Einfluß der venetianischen 
Dialecte bekunden, hingegen in den westlichen Thälern Wörter und Laute, welche an den 
Einfluß der lombardischen Volkssprachen erinnern. 
Die allen Dialecten Wälschtirols, wie sie jetzt gestaltet sind, gemeinschaftliche Grund 
lage ist dieselbe wie jene der italienischen Schriftsprache nnd der anderen romanischen 
Sprachen, nämlich die lateinische Volkssprache (iinAnn romann rnstien). Diese gemein 
schaftliche Grundlage hat zur Folge, daß man, ungeachtet der verschiedenartigen Bestand- 
theile, aus denen die Bevölkerung nach und nach erwachsen ist, bei einem Vergleiche dieser 
Dialecte unter sich und mit der italienischen Schriftsprache sogleich wahrnimmt, daß 
sie alle einander so ähnlich sind, daß man von ihnen, wie Ovid von dem Antlitz der 
Nereiden, sagen kann: 
„kHes non oinnidns nnn, 
I^se äiversn Minen, ^unlsin äsest ssss sororuin." 
Besonders merkbar in der Bildung der Mundarten müssen die etruskischen Einflüsse 
gewesen sein, so zwar, daß mancher Gelehrte es vorzüglich diesem Umstande zuschrieb, daß
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.