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überhaupt die belgische Schulausstellung, schöne Leistungen aufweisen,
scheinen einen Aufschwung dieser Kunst zu verheißen; der starke reli-
giöse Sinn des belgischen Volkes wird hier zweifellos fördernd eingreifen.
Von allen etwa 150 Ausstellern von Mobiliar zieht eigentlich nur
Leystens-Barthels (Antwerpen) die Aufmerksamkeit mit einem guten
Salon Louis XV. auf sich; alles Andere ist Mittelwaare, zum Theil noch
weniger.
Besonders hervorgehoben zu werden verdient endlich der Fortschritt
der belgischen Photographie, welchen die Association "Belge de Photo-
graphieu glänzend illustrirt; die ausgestellten Platindrucke sind un-
übertrolfen.
Der Stil Louis XV. herrscht auch in Frankreich wieder fast unum-
schränkt, in jedem Material, mit einer Consequenz, die man in unserer
stil-rnischfreudigen Zeit kaum mehr für möglich gehalten hätte. lm
Zeichen dieses Stils steht, einige Ausnahmen abgerechnet, auch die ge-
samrnte französische Abtheilung, wenigstens soweit die Zimmereinrichtung
in Betracht kommt. Eine einzige hervorragende Ausnahme zu Gunsten
des gegenwärtig in Frankreich geflissentlich unterdrückten Ernpire findet
sich meines Wissens nur bei Chevrie, der einen sehr guten Kasten in
diesem Stile und mehrere andere gute Möbel Louis' XV. und XVI. zur
Schau gestellt hat. Von allem übrigen Mobiliar lässt sich nicht viel Gutes
sagen. Die Vergoldung ist vielfach brutal und nicht solid; viel besser
die Schnitzarbeit. Eine wahre Augenweide gewährt dagegen die Collectiv-
ausstellung von Barbedienne, Soleau, Susse und Thiebaut freres; hier
kann man immer noch Forscbritte sehen, sei es im Guße, in der Cise-
lirung oder Patinirung. Die beste Arbeit Barbedienne's ist wohl die
Gruppe nLa jeunesseu; aber auch seine emaillirten Geräthe sind wunder-
voll. Soleau pflegt die kleine Plastik (Arbeiten von Cheret und Lalouette)
mit Virtuosität; auchseine Geräthe (Tintenzeuge, Spiegel, Leuchter) sind in
Zeichnung und in der Durchbildung des plastischen Schmuckes unüber-
troffen. Thiebaut hat eine Vase und Anderes in cire perdue ausgeführt,
das Bewunderung erregt.
Schön patinirte figurale Bronzen zu Preisen, die uns wegen ihrer
Niedrigkeit unverständlich sind, haben Goupier fils 8: Drouart (Paris) ge-
bracht. Weniger erfreulich, aber immerhin virtuos gemacht, sind die poly-
chromirten Bronzen von Hottot ßt Charpentier, welche den zweifelhaften
Ehrgeiz haben, Terracotta nachahmen zu wollen, wie Goldscheider, der
auch in Frankreich ausgestellt hat, seine Terracotta wie Leder zurichtet.
Gutes Porzellan im Genre von Sevres hat Grenot (Paris) und Guerin
(Limoges) gebracht; desgleichen Leveille (Paris), dessen Glasarbeiten
(Imitationen von Halbedelsteinen, craquelirtes Glas und solches mit
plastischem Deccr in verschiedenen Farben) vor allem als technische
Fortschritte Bewunderung verdienen. Ueberaus reizvoll und schön sind
weiter die Emailarbeiten aller Art von Soyer (Paris), der wohl auf diesem