(19347
Imitationen altitalienischer Faiencen, besonders im Genre von Urbino und
Faenza, während Cantagalli (Florenz) im Stile der Robbia arbeitet, in guten
Formen und trefflicher Glasur. Nicht übel sind die Bronzen des Pandiani
(Mailand), zum Theil getreue Copien mustergiltiger Statuetten und orna-
mentaler Arbeiten der Renaissance. Accarisi (Florenz) hat ausgezeichnete
Silberarbeiten im etruskischen und römischen Stile, Copien und freie
Nachbildungen, gebracht, an welchen die treEliche Ciselirung und Gra-
virung besonders auffällt. Guten Goldschmuck sieht man bei Fasoli
(Rom), der auch die wirklichen und vermeintlichen antiken Arbeiten
dieser Art, welche die Museen enthalten, mit Erfolg studirt hat; auch
Pierret (Rom) geht die gleichen Wege. Die alteinheimische Mosaik-
technik pflegen Tappari und Ugolini (Florenz); man braucht diesen Ar-
beiten, besonders in Hinsicht der Farbe, keinen Gefallen zu schenken,
die tüchtige Arbeit muss anerkannt werden. Tappari hat auch gute, in
Holz geschnitzte Rahmen ausgestellt, worin die Florentiner und Vene-
zianer uns doch immer noch weit überlegen sind. Auch jene zierlichen
Arbeiten in Eisen, das die Venezianer wie Filigran behandeln, und ge-
triebene Kupfergefäße sind entsprechend vertreten; die niedrigen Preise
dieser Sachen sind uns einfach unverständlich. Eine wahre Augenweide
bietet Salviati (Venedig) mit seinen den alten Vorbildern täuschend nach-
geahmten venezianischen Gläsern, deren Zierlichkeit, Eleganz und tech-
nischer Vollendung nichts Aehnliches an die Seite gesetzt werden kann.
Russland, das viel berufene, viel getadelte und doch so wenig ge-
kannte, überrascht, so oft es einen Blick gönnt in sein inneres Leben
und Treiben, durch den Reichthum an Producten der Natur und origi-
neller, hochentwickelter Kunst. So unzulänglich die Antwerpener Ab-
theilung auch sein mag, sie ist doch eine der interessantesten der ganzen
Ausstellung. Im Mittelpunkte des Interesses steht das russische Email,
welches mit einer Meisterschaft behandelt wird, von der doch die große
Mehrheit der Freunde des Kunstgewerbes kaum eine Ahnung hat. Voran
steht G. Klingert (Moskau), welcher seine Kunstwerkstatt im Jahre 186g
errichtet hat, 85 ständige und von Fall zu Fall weitere 200 Arbeiter
beschäftigt und eine Jahresproduction von einer Million Francs erzielt.
Sein Hauptverdienst und sein Ruhm und Stolz sind die Arbeiten in
transparentem Email ä iour, welches er mit unvergleichlicher Virtuosität
handhabt. Es sind nicht mehr allein jene kleinen zierlichen, von frLiher
bekannten Gefäße, deren aus zartestem Silberdraht gebildeten Körper er
mit vielfarbigem Etnail erfüllt, nun gelingen ihm auch erstaunlich große
Stücke in den verschiedensten, oft höchst bizarren Formen, welche eine
außerordentliche Vervollkommnung der Technik erfordern. Auch Reich-
thum und Spiel der Farbe ist auf's Aeußerste entwickelt und sie zeigen
einen metallischen Glanz, als ob dem Eruail Gold beigemischt wäre.
Auch Emailmosaik, bei welchem Emailkörper, meist blau und weiß, in
Cloisons, die auf Silbergrund ruhen, eingelassen werden, übt Klingert