das consumirende Publicum allmälig verlernt, den Nutzen und Werth
eines Entwurfes zu schätzen. Da heutzutage Alles auf Vorrath gearbeitet
wird und zum Verkauf bereit liegt, hat man sich allenthalben daran
gewöhnt, nach den vorhandenen Mustern eine Auswahl zu treffen, und
begnügt sich damit, den eigenen Bedürfnissen nur so weit Rechnung zu
tragen, als man etwa den fertig vorgefundenen Gegenstand durch einige
für zweckmäßig gehaltene Adaptirungen verbessern lässt. Man hat längst
schon darauf verzichten gelernt, die Einrichtung und Ausstattung der
Wohnung, den individuellen Bedürfnissen entsprechend, nach selbst auf-
gestelltem, wohldurchdachtem und zweckentsprechendem Programme ent-
werfen und zur Ausführung bringen zu lassen. Der Verkehr der Con-
surnenten mit den entwerfenden Künstlern hat sich in dem Maße ver-
ringert, als der Verkehr mit dem Händler gestiegen ist.
Doch Alles lässt sich nicht beim Händler finden. Es bleibt noch
immer eine große Anzahl künstlerischer Aufgaben zu lösen übrig, bei
denen entweder die feinfühlig creirten Bestimmungen des Freundes
schöner, gewerblicher Leistungen dem Zeichner direct als Grundlage zu
seinen Arbeiten dienen, oder wo es dem Zeichner gestattet ist, im An-
schlusse an die Charakteristik einer bestimmten Persönlichkeit ein Werk
zu schaffen, welches sich durch das Individuelle seines Wesens von
Tausenden verwandter Objecte unterscheidet.
Wenn nun gleich die Darstellungsart solcher Projecte ohne die
genaueste Kenntniss der Natur nicht zu beherrschen möglich sein wird,
so muss der Zeichner dennoch auch schon bei der Herstellung solcher,
den Totaleffect versinnlichender Bilder auf Alles Bedacht nehmen, was er
dem Praktiker, dem Ausführenden gegenüber unter allen Umständen zu
berücksichtigen hat.
Was aber speciell der Praktiker verlangt, ist selbstverständlich die
sogenannte Werkzeichnung.
Sie dient dazu, ihn in den Stand zu setzen, das anzufertigende
Object so herzustellen, als hätte er es direct nach einem schon vor-
handenen fix und fertig ausgeführten Exemplar copirt.
Hier nützt nun dem Künstler das von so vielen Seiten als alleiniges
Heil angepriesene fleißige Ueben im Zeichnen nach der Natur so viel
wie gar nichts. Die der natürlichen Ansicht irgend eines Gegenstandes
entsprechende Centralproiection, die perspectivische Zeichnung, ist hier
so viel wie zwecklos. Er hat nur mit der orthogonalen Projection zu
thun, und muss außerdem bei der Wahl seiner Ansichten (Aufriss,
Seitenansicht etc.) so verfahren, dass er stets die größtmöglichste Anzahl
der zu zeichnenden Geraden und Curven unverkürzt zur Darstellung
bringen kann. Da es höchst wichtig ist, dass die absoluten Maße direct
der Zeichnung zu entnehmen sind, wird die Werkzeichnung am ent-
sprechendsten in natürlicher Größe ausgeführt werden.