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teressirt uns an diesen, namentlich im South-Kensington-Museum und im
Berliner Kunstgewerbe-Museum verwahrten Exemplaren, dass an ihnen
Nichts - weder ihr Fundort, noch ihr künstlerischer Inhalt - auf einen
ursprünglichen Zusammenhang mit Polen hinweist. Es hat also bisher
überhaupt an einem Object gefehlt, das man auch nur um äußerer
Gründe willen mit polnischem Ursprung hätte in Verbindung bringen
können.
Heute bin ich aber in der Lage, mitzuvheilen, dass sich nunmehr
doch auf vormals polnischem Reichsboden solche Teppiche gefunden
haben: Teppiche, die unzweifelhaft im Wege der Handknüpfung in
thierischer Wolle (also völlig wie die orientalischen) hergestellt sind, die
aber in ihrem künstlerischen Inhalt einen vollständig abendländischen
Charakter äußern, die endlich mit polnischen Adelswappen geschmückt
und sogar mit einer Jahreszahl versehen sind. Interessant ist schon die
Art und Weise, wie diese Teppiche an das Licht der Forschung gebracht
worden sind; man verstatte mir dies kurz zu erzählen, da es vielleicht
Anderen zu gleich glücklichen Entdeckungen die Wege weisen könnte.
Im Herbste des Jahres 189i bereiste ich das nordöstliche Galizien,
um daselbst den Spuren älterer Wirkteppichfabrication nachzugehen.
Es galt da hauptsächlich in den Kirchen Nachschau zu halten, wo man
von altersher die Wirkteppiche (Kilims) zur Bekleidung der Altarstufen
verwendet. Ist ein solcher Kilim durch langjährigen Gebrauch bereits
stark hergenommen und hat man überdies neue zum Geschenke er-
halten, so pflegt rnan den alten nicht immer gänzlich bei Seite zu werfen,
sondern man bewahrt ihn häufig noch einige Zeit in irgend einem Winkel
der Sakristei auf. Begreiflichermaßen waren es solche alte, dem Gebrauch
bereits entrückte Stücke, auf die sich meine Jagd vornehmlich richtete;
sie waren häufig, wenn auch keineswegs immer, leicht zu erwerben, und
es ist mir in der That gelungen, eine größere Anzahl davon in das reich-
ausgestattete Kilim-Museum des Herrn Lad. von Fedorowicz in Okno zu
bringen, wo sie der Specialforschung allgemein zugänglich sind und auch
als Vorbilder in der dortigen Kilimweberei-Schule verwerthet werden.
So führte mich meine Reise, die von den Tarnopoler jüdischen
Händlern mit höchst scheelen Augen betrachtet wurde, unter Anderem
auch in das Dorf Toki. Heute ist dies ein Grenzdorf nördlich von
Podwoloczyska, bar jeder sonstigen Bedeutung. Einstmals aber befand
sich daselbst ein wehrhaftes Schloss, in welchem polnische Edelleute die
Wacht gegen die Tataren hielten. Ich darf nicht verschweigen, dass dies
mit ein Grund meines Besuches in Toki gewesen ist; es geht nämlich in
Galizien die Sage, dass die Kilimwirkerei nach Galizien erst durch
tatarische Kriegsgefangene gebracht worden wäre, die von ihren Be-
zwingern im Bannkreis ihrer Herrenschlösser angesiedelt wurden. Obzwar
ich dieser w-Tatarennachrichtu schon damals, allein auf Grund allgemeiner
kunsthistorischer Erwägungen, kein Vertrauen schenkte, so glaubte ich