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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 10)

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letzten Decennien vor oder den zwei ersten nach 1700, wie es der 
historischen Stellung des Barock .im östlichen Mitteleuropa entspricht. 
Nun galt es den Fund für die Forschung sicherzustellen. Am liebsten 
hätte ich ihn gleich mitgenommen, damit er nur einmal in ein Museum 
käme, wo er den bekannten, gefährlichen Zufälligkeiten des Privatbesitzes 
entrückt wäre. Doch das ging begreiflichermaßen nicht an: der Pfarrer 
durfte ein für den kirchlichen Gebrauch zwar ziemlich werthlos gewordenes, 
aber denn doch zum ehrwürdigen Kirchenschatze zählendes Object nicht 
ohne Weiteres veräußern. So begnügte ich mich damit, dem Pfarrer, von 
dem ich übrigens den Eindruck eines trotz seiner Vereinsamung auf 
exponirtem Posten intelligenten und gentilen Mannes gewonnen hatte, 
eine sorgfältige Aufbewahrung noch besonders an,s Herz zu legen, und 
tröstete mich im Uebrigen mit dem Gedanken, dass mich mein Weg 
voraussichtlichermaßen in den nächsten Jahren wieder einmal in diese 
Gegend führen würde, wobei ich dann von vornherein für Mittel sorgen 
könnte, eine Abbildung des Teppichs zu nehmen. 
Doch bot sich mir bald darauf Gelegenheit, von der Existenz meines 
Fundes wenigstens kurze Erwähnung zu thun. Es geschah dies bei der 
Publication der im Besitze des Allerhöchsten Kaiserhauses befindlichen 
v-Polenteppichec- (Jahrbuch S. XIII, 324), wobei der Frage, ob denn nicht 
doch Teppiche existirten, die auf die Bezeichnung nPolenteppicheu mit 
mehr Recht Anspruch erheben könnten, begreiflichermaßen nicht ganz 
auszuweichen war. Die betreffende Notiz kam auch Herrn Professor 
Maryan Sokolowski in Krakau zu Gesichte, der sich dadurch bewogen 
fühlte, mich durch den auch den Lesern dieser Zeitschrift wohlbekannten 
Erforscher älterer polnischer Goldschmiedearbeiten, Herrn Leonhard 
Lepszy, zu einer Publication meines Fundes in den Schriften der Krakauer 
Akademie der Wissenschaften aufzufordern. Ich erklärte mich hiezu 
bereit und lüftete nunmehr das Geheimniss, mit dem die Existenz des 
Teppichs wenigstens für Fachkreise bisher umhüllt war. Einer sofortigen ' 
Publication wurden aber, wie mir Herr Professor Sokolowski gelegent- 
lich mündlich mittheilte, Schwierigkeiten entgegengesetzt; namentlich 
konnten sich Diejenigen, denen die Gewalt über den Teppich zusteht, 
nicht dazu entschließen, denselben nach Wien zu senden, wo ich ihn auf 
seine technischen Qualitäten hin untersuchen wollte; eine solche Unter- 
suchung scheint mir aber gerade in diesem Falle unerlässlich, um zu 
halbwegs gesicherten Resultaten von wissenschaftlichem Range zu ge- 
langen. Vergleichsmaterial liegt ja nunmehr in reicher Menge vor, nach- 
dem Herr Costom ania die Knüpfungsart für fast sämmtliche, im Teppich- 
werk des k. k. Handelsmuseums publicirten Stücke festgestellt hat. 
Um so größer war meine Freude, als es mir kürzlich vergönnt 
war, den Teppich auf der galizischen Landes-Ausstellung in Lemberg 
wiederzusehen. Kaum hatte ich den ersten Saal der retrospectiven Aus- 
stellung im Kunstpavillon betreten, so fiel mein erster Blick auf den
	        
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