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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IX (1894 / 11)

unsere vorzllglichsten Einbände mit dem Vollendetsten, das Frankreich 
auf_diesem Gebiete zu leisten vermag, so wird man in der That bei 
aller Anerkennung für die Tüchtigkeit unserer Arbeiten dieser Auffassung 
kaum widersprechen können. 
Der Nachbar Oesterreichs zur andern Seite ist Belgien. Wären hier 
nicht die großen, und wie man zugeben muss, meist wohl gelungenen 
farbigen Placate der chromolithographischen Anstalten von Goosens, 
Mertens und Rycker an den Wänden, die Erzeugnisse des Kunst- 
gewerbes würden ganz verschwinden unter den vielen rein industriellen 
Producten. Ein Porticus mit Säulen aus weißen und farbigen Papier- 
trommeln, ein gewaltiges Unding, dessen brutale Farben das Auge ver- 
letzen, nimmt die Mitte des Saales ein und demonstrirt deutlicher als 
wünschenswerth, dass in Belgien das Kunstgewerbe neben der Industrie 
fast verschwindet. Unter den nahezu 30 Verlegern, die, wie es dort Brauch 
ist, zugleich die Drucker sind, befasst sich nur Lyon-C laesen in hervor- 
ragender Weise mit dem Kunstverlag. Er hat. seine neueren Architektur- 
werke ausgestellt, darunter "Tours et Tourelles de Belgiqueu, dessen 
vorzügliche, chromolithographische Tafeln nach Aquarellen von Titz 
bei Goosens angefertigt sind. Ausser Claesen ist noch Bruylant zu 
nennen, bei dem die schönen, illustrirten Werke wBruxelles a travers les 
Agesu, vAnvers a travers les Agesu und wLa Belgique illustreeu erschienen 
sind, sowie Weissembruch, der kürzlich die Monographie wl-lans 
Mernlingu von Wauters mit ihren ausgezeichneten Phototypien in 
den Buchhandel gebracht hat. Wenn wir schliesslich die Anstalt von 
Malvaux erwähnen, die fast alle großen Druckereien Belgiens mit vor- 
züglichen photozinkographischen Cliches versieht, so haben wir alles 
dessen gedacht, was Belgien nach kunstgewerblicher Richtung aus- 
gestellt hat. 
Aus dem belgischen Saal gelangt man in eine Abtheilung, in der 
unter Anderem die an die Union centrale des Arts decoratifs eingelangten 
Concurrenzentwürfe für den Bucheinband ausgestellt sind. Auf die vielen 
Misserfolge, die ein gewaltsames Streben nach Originalität hier gezeitigt, 
wurde bereits mehrfach, und auch in dieser Zeitschrift hingewiesen '). 
Hier wie.anderwärts tritt an Stelle organisch entwickelter Composition 
das hässlicheUebereinanderlegen heterogener Motive in der Art, dass 
jedes nur einen Theil der gegebenen Fläche bedeckt, wie man es den 
Japanern abgesehen. 
Der folgende Saal ist der dänischen Ausstellung eingeräumt, nach 
der österreichischen die einzige, die sich an das Programm gehalten, und 
ein Gesammtbild auf dem Gebiete der Bucherzeugung gegeben hat. Dies 
wurde namentlich dadurch erreicht, dass die "Societe Danoise du Livreu, 
wie sie sich auf dem von ihr herausgegebenen Kataloge nennt, die Durch- 
') Mai-Heft 1894, Eine Preisnusschrcibung der Union zentrale, von B. Buchen
	        
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