endeten Meisterschaft geschildert und zwar zunachst im Landschaftsfache auf Grundlage
von Skizzen, welche derselbe von seinen Reisen in Frankreich, Spanien, England und
Italien heimgebracht hatte und welche dann in dem berühmten Werke des Kölner
Canonicus Georg Braun: nCivitates orbis terrarumn ihre Verwerthung fanden. inzwischen
hatte sich Georg Hoeinagel auch in der Miniaturmalerei vollständig ausgebildet und wenn
von seinen Leistungen in diesem Fache, welches den Ruhmestitel seines Lebens bildet,
aus seiner Stellung am bayerischen Hofe nichts mehr erhalten ist, so steht es um so
besser mit seinen Hauptwerken für Mitglieder unserer Dynastie. Da ist zuerst das
colossale Missale in der k. k. Hofbibliothek hervorzuheben, welches er in den Jahren
tg8t-zggo, also noch während seines Münchener Aufenthaltes, für den Erzherzog
Ferdinand von Tirol mit mehr als, goo Randverzierungen und Miniaturen reichster Art
auaschmückte. Die nächste Folge dieser großartigen Arbeit war die Berufung Hoefnagels
in den Dienst des Kaisers Rudolf ll., in dessen künstlerischen: Hofstaate zu Prag er
gewiss eine hervorragende Stellung einnahm. Für den Kaiser schuf er nun vom Jahre
1591-1594 das Hauptwerk seines Lebens, nämlich die Miniaturen zur Verzierung eines
kalligraphischen Meisterwerkes von Georg Bochkai, dem größten Schreibltunsller des
Jahrhunderts, welches Buch in kostbarstem Einband: von Heliotrop in Gold und Email
gefasst, früher in der kaiserlichen Schatzkammer war und jetzt im kunsthistorischen
Hofmuseum als eine Cimelie allerersten Ranges aufbewahrt wird. Ebendaselbst befinden
sich einzelne Blätter mit lebensgroilen Thierbildern, zwei jAnsichten von Innsbruck und
Schloss Ambras und ein Band mit 1oo Pergamentblattern. Letzterer Foliant mit Thier-
bildem stammt wahrscheinlich auch noch aus dem Besitze des Erzherzogs Ferdinand,
aber die vier Bande mit Bildern aus dem Thierreiche, für welche Kaiser Rudolf 4000
Gulden gezahlt haben soll, sind seit dem Jahre 184a, als sie dem kaiserlichen Hofe
um zooo Ducaten angeboten worden, wieder verschollen; ein ähnlicher Band, mit
Schmetterlingen, ietzt bei Herrn Trau in Wien, stimmt nicht ganz zur Beschreibung der
Rudollinischen Bande. Und vollends verschwunden sind auch jene 41 Bildchen von
HoefnagePs Hand, zumeist in schwarzem Rahmen mit Goldleistchen, welche im Inventar
von t65g als in der Sammlung des Erzherzog: Leopold Wilhelm helindlich aufgeführt
werden. Aber auch das, was uns erhalten ist, genügt, um unsere Bewunderung detn
Georg Hoefnagel, welcher im Jahre 1600 starb, zu sichern, als einem hochgebildeten und
kunstreichen Manne, dessen Miniaturen diesseits der Alpen so gut als die Culmination, ja
als das abschließende Denkmal dieser Kunstübung im 16. Jahrhunderte gelten können,
als die vielgepriesenen Arbeiten eines Giulio Clovio in Italien.
Die Bedeutung von Georgs Sohne Jacob, der etwa 1575 in Antwerpen geboren
ward, tritt gegen iene des Vaters einigermaßen zurück, obschon er nicht blos Miniatur,
sondern auch Kupferstecher war. Gleichwohl linden wir auch ihn bereits am 1. No-
vember 160a als Rom. Kais. Mai. Cammermaler mit fixen Jshresbezügen angestellt und
viele Blätter in zwei Banden der k. u. k. Familien-Fideicommiss-Bibliothek mit etwa
180 Miniaturen aller Thiergattungen, in Oel auf Pergament gemalt, sind eines Jacob
Hoefnagel als Nachfolgers in; der Kunst seines Vaters nicht unwerth. Aber für diese
Leistung kann der Künstler unmöglich jene Summe von 7o28 H. eo kr. bekommen haben,
welche ihm am a. September 1610 beim kaiserlichen Hofzahlamte angewiesen wurde.
Der Vortragende erbrachte nun den Wahrscheinlichkeitsbeweis, dass wir diese so hoch
honorirte Arbeit HoefnageVs in nichts Anderem zu suchen haben, als in seiner gestochenen
Planansicht von Wien, welche nach des Künstlers Tode von Niclaa Vischer in Amsterdam
1640 verolfentlicht wurde. Diese Ausgabe von t64o war aber, wie sich nunmehr heraus-
stellt, bereits die zweite, wahrend die erste, noch vom Künstler selbst besorgte, bereits
im Jahre 1609 fertig geworden war. Ein Vermerk in den Cameralrechnungen dieses
Jahres im Wiener Stadtarchive über ein Ehrengeschenk des Stadtrathes an den Künstler
macht diese Annahmen zur unumatöißlichen Gewissheit. Dass Jacob HoefnageYs Name mit
dem Jahre 1618 aus den i-lofzahlamtsbüchern verschwindet, erklärt sich zur Genüge aus
der politischen Haltung des Künstlers, welcher sich in Prag zur Partei der Malcontenten
und des Winterkonigs geschlagen hatte. Nach dem Zusammenbruch von dessen Herr-
lichkeit wurde Jacob Hoefnagel am 17. Februar 162.1 in Prag als Rebell vor Gericht
citirt und da er sich bereits außer Landes gelluchtet hatte, in contumaciam zu Lebens-,
Ehr- und Güterverlust verurtheilt und sein Haus verkauft. lm Jahre 16:9 oder 1630 soll
er dann in Holland gestorben sein. - Selbstverständlich hat der Vortragende seine von
der Tradition abweichenden Daten urkundlich belegt, und einige der Originalskizzen von
Georg Hoefnagel's Reisen in Spanien und Italien, sowie die Photographie von Jacobs
Plan der Stadt Wien waren zur theilweisen lllustrirung desVortrages ausgestellt.
- Am I9. Januar sprach Prof. Dr. W. Neumann über uDas Phantastische und
Satirische in der kirchlichen Kunst-i, am a6. Januar Custosadjunct Dr. A. Riegl aber
vDie Pariser Ausstellung weiblicher Kunstarbeitena. Beide Vortrage werden in den aMit-
iheiluagenu zum Abdruck gelangen.