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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 2)

Maler Hans Raphon aus Northeim als der wahrscheinliche Schöpfer des größten Theiles 
des Bilderschmuckes im Rathhause zu Goslar bezeichnet. ln dem vorliegenden Werke 
nun unterzieht Müller-Grete die Goslarer Rathhausbilder einer eingehenden stilkritischen 
Untersuchung und ausführlichen Besprechung. Aber noch während der Drucklegung der 
Resultate seiner Studien hat bereits R. Engelhard in den nBeitragen zur Kunstgeschichte 
Niedersachsens: (Osterprogramm 1891 des Konigl. Progymnasiums zu Duderstadt) den 
Nachweis erbracht, dass Kratz seine Angaben auf keine Urkunde, in welcher von einer 
Berufung des Michael Wolgemut zur Ausmalung des Rathhaussaales zu Goslar die Rede 
ist, stützte, sondern einzig auf eine seinerzeit von Kratz selbst angefertigte, in der Biblio- 
theca Beverina zu Hildesheim befindliche Abschrift eines Goslarer Kammerei- Registers 
von 150:. Dieses Register enthalt (in der Abschrift) folgende Stelle: Van inkomenden 
bruweren 59K. rnekel wolgemoet. Daraus zog nun Kratz den ganz willkürlichen Schluss, 
dass Michael Wolgemut aus Nürnberg zur Ausmaluog des Rathhaussaales nach Goslar 
berufen und dort 1501 als Bürger in die Goslarer Brauergilde, der vornehmsten Zunft 
in Goslar, aufgenommen worden sei. Kratz hat überdies falsch gelesen, denn der Name 
lautet in dem Goslarer Original nicht Mekel oder Michel, sondern Nickel Wolgemoet, 
und dieser war nach erhaltenen Urkunden aus den Jahren 1503 und 1506 Goslarischer 
Bürger und Vorsteher der Frankenberger Gemeinde. Das Facsimile der bezüglichen 
Stelle aus dem im Stadtarchive zu Goslar bewahrten Original des Kämmerei-Registers von 
1501 bringt Müller-Grete auf Seite 3a seines Buches. Er erganzt in demselben in höchst 
danltenswerther Weise die Beschreibungen der Goslarer Bilder in den citirten Werken 
von Mithoif, auch einige Angaben bei Thode, und gelangt am Schlusse seiner Unter- 
suchungen zu dem Ergebniss, dass die Wand- und Deckenmalereien im Huldigungs- 
zimmer und in der Capelle des Goslarer Rathhauses in den ersten Jahren des 16. Jahr- 
hunderts bis 1506 höchst wahrscheinlich auf Grund einer Stiftung des damals amtirenden 
Bürgermeisters Johannes Papen entstanden und zum größten Theile von dem Northeimer 
Maler Johann Raphon, welcher am Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts 
in der nächsten Umgebung von Goslar, in Göttingen, Eimbeck, Braunschweig, Halber- 
stadt thatig war, zum Theile von einem seiner Schüler ausgeführt wurden. Dem Buche 
sind als Einleitung eine sehr lesenswerthe Abhandlung über deutsche, speciell nieder- 
sächsische Rathhauser im 14. und I5. Jahrhundert und ein ausführlicher lixcurs über 
einige Sibyllendarstellungen des 15. und 16. Jahrhunderts und über ihr Verhaltniss zu 
denjenigen im Goslarer Rathhause beigegeben. R_r. 
i 
Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau. 1892, October. 
A. Benis hat im stadtischen Archive zu Krakau zo lnventare von Buchhandlungen 
und Bibliotheken aus dem 16. Jahrhundert aufgefunden und denselben interessante Mit- 
theilungen über die damalige Bedeutung Krakaus als Mittelpunkt und Stapelplatz des 
Büchermarktes für Polen und Ungarn entnommen (Materyaly do histuryt drukarstwa i 
ksiggarstwa w Polsce). Die dortigen Buchdrucker und Buchhandler waren damals schon 
unabhängig von der Universität. Die lnventare liefern ein Bild nicht nur der Druck- und 
Verlagsthatigkeit in Krakau, sondern zeigen zugleich, welche Litteraturzweige und welche 
Autoren in Polen vorzüglich begehrt waren. Unter den 140a polnischen, lateinischen und 
deutschen Werken der Verzeichnisse der Buchhandlungen von Michael Scharifenberg und 
Florian Ungler fand Benis eine beträchtliche Anzahl, die in den bibliographischen Hand- 
büchern nicht vorkommen. Ungler führt auch seine Schriftgattungen an, darunter 
griechische Lettern. i B. 
Historie bindings in the Bodleian-Library, Oxford, with reproductions of 
twenty-four of the first bindings fully described by W. Salt Bras- 
sington. London, Satnpson Low, Marston and Comp., 1891. 4". 
XLIV, 64 S. M. 120. 
Wir haben hier eine prächtige Blüthenlese aus der großen Anzahl kunsthistorisch 
bedeutender alter Einbände dieser weltberühmten Bibliothek vor uns. Von etwa 500 
ausgewählten Exemplaren wurden, wie der Herausgeber erzählt, zuerst ihrer 40 photo- 
graphisch aufgenommen und von diesen 24 der am besten gelungenen Aufnahmen zur 
Publication bestimmt. ln vorzüglichen Lichtdruclten mit chromo-lithographischem Unter- 
druck bilden nun diese 14 Beispiele eine außerordentlich getreue Wiedergabe der Ori- 
ginale und sind der eigentliche Kern der Publication, an welchen sich der beschreibende 
Text, in der Art eines ausführlichen Kataloges gearbeitet, anschließt. 
Diesem Theile des Buches geht eine umfangreiche Einleitung voraus, in welcher 
der Verfasser die Gründungs- und Entwickelungsgeschichte der Bodleiana und die damit
	        
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