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vor einigen Jahren erfolgten Tode Spitzer's ging sein Museum an seine Gattin, eine ge-
borene Frankfurterin, über. Eine testamentarische Verfügung Spitzer's bestimmte, dass
die Sammlungen noch mehrere Jahre unverändert in seinem Hause vereinigt bleiben
müssen und dass dann der Verkauf zunächst im Ganzen versucht werden solle. Es haben
darüber verschiedene Verhandlungen stattgefunden, jedoch ohne Erfolg. Jetzt hat man
sich zu einer öffentlichen Versteigerung entschlossen.
Ein 119116! Museum In Würzburg. Auf Anregung des k. Regierungspräsidenten
Grafen von Luxburg wurde in Würzburg die Gründung eines unterfrankischen Museums
beschlossen und der vorgelegte Statutenentwurf angenommen. Das unterfrankische Mu-
seum soll der Kunst und dem Kunsthandwerke dienen. Außer den in Würzburg vor-
handenen Sammlungen des historischen Vereines, eines Theiles der Sammlungen des
polytechnischen Centralvereines, der Münz- und Gemaldesammlung, der Anfange des
Diücesan-Museums sollen die im Kreise zerstreuten Alterthümer gesammelt und dort
aufgestellt werden. '
P. V. Galland 1-. ln Paris ist am 30. November v. J. der npeintre decorateurl
P. V. Galland eines plötzlichen Todes gestorben. Was Ernst Klimt für die österreichische
Kunst, das war in weit hoherem Grade Galland für die französische. Er vivar einer der
Vornehmsten der npeintres decorateurst, eine französische Bezeichnung, der das deutsche
Wort -Decorationsmalen, selbst im höheren Sinne des Wortes, namentlich in Bezug
auf Galland, nicht gerecht wird. Denn die künstlerische Bedeutung Galland's war eine
so große, dass sowohl die Architektur wie die Malerei von dem Verluste schmerzlich
betroffen sind.
Galland wurde im Jahre 1512 in Genf geboren und genoss seine erste künstlerische
Ausbildung durch seinen Vater, einen Goldschmied. Das darauffolgende akademische
Studium war unter Henri Labrouste zunachst der Architektur, dann an der Ecole des
Beaux-Arts in Paris der Malerei gewidmet. Die Wirkungen dieses Doppelstudiums
treten in seinen zahlreichen Werken allenthalben hervor. im Laufe seiner langen prak-
tischen Thatigkeit war Galland mit den bedeutendsten deeorativen Arbeiten betraut, so
besonders für die Kirche Sainte-Eustacbe und für das Pantheon in Paris. Eine Reihe
über Europa und Amerika zerstreuter Privathütels und Paläste verdanken ihm die
malerisch-decorative Ausschmückung. Seine Werke finden sich außer in Paris in Marseille,
Madrid, London (Palais Rothschild), St. Petersburg, New-York (Palais Vanderbilt), Con-
stantinopel u. s. w. Galland war künstlerischer Dlrector der Manufaktur der Gobelins
und führte als solcher eine Reihe von Canons für Tapisserien für das Elysee aus. Seine
letzte große Arbeit war die Ausschmückung der großen Galerie des Stadthauses in Paris,
für welche er als Gegenstand die Corporationen und Gewerke im 16. Jahrhundert wahlte.
Das Diplom der Weltausstellung von Paris des Jahres 1839 ging gleichfalls aus seiner
geschickten Hand hervor. Als Professor der Ecole des Beaux-Arts und als Vorstand des
Meisterateliers für die decorative Kunst, das er dort eingerichtet hatte, hat er auf die
künstlerische Jugend Frankreichs weitgehenden Einfluss gewonnen. Er war außerdem
Mitglied des obersten Kunstrathes, der nCommission de perfectionnementn der Manu-
factur von Sevres und Oflicier der Ehrenlegion.
Sein Lebenswerk, welches man aus zahlreichen Verolfentlichungen der Revue
des arts decoratifs und aus den Ausstellungen der Union centrale des arts decoratifs
im Palais de l'industrie in den Cbamps Elysees zu Paris kennen lernen kann, bewegt
sich durchaus in den geschichtlichen Ueberlieferungen der französischen Renaissance,
der Stile Francois l. und Henri ll., ein Umstand, der wohl nicht zum geringsten
Theil auf sein durch das Architekturstudium zu großer Strenge in der Auffassung
gebildetes künstlerisches Gefühl zurückzuführen ist. Daneben waren ihm die vene-
zianischen Meister der späteren Renaissance mit ihren perspectivisch gezeichneten und
vertieften, Ggurenbelebten Architekturbildern gern und oft benutzte Vorbilder. In seinen
Werken tritt uns die Verschmelzung von Architektur und Malerei zu einer künstle:
riechen Einheit als etwas aus der vielseitigen Ausbildung Gewordenes, darum Ganzes
und Natürliches entgegen. Die Vereinigung vom strengen architektonischen Gefühl
mit reichem malerischen Können verlieh Galland die Bedeutung, die er für die decorative
Kunst in Frankreich und weit über seine Grenzen hinaus einnabm.
(Deutsche Bauzeitung.)
Für die Redncüon verantwortlich: J. l-"ohuiu und F. lümr.
Selbnverllg des k. k. Outerr. Mmeum: Er Kunz und lndutrie.
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