Gegenstände der Kunstepoche romanischen Stils fehlen auch nicht,
trotz ihrer Seltenheit. Abwärts, in die älteren Zeiten des Mittelalters hinein,
findet unsere Ausstellung ihre Grenze nur in dem Mangel der Gegen-
stände; herwärts aber musste ihr eine feste Grenze gesetzt werden, um
durch den Uebergang vom 15. zum 16. Jahrhundert nicht etwa zum Aus-
stellen von Renaissancegegenständen verleitet zu werden. Ein paar Mal,
jedoch in verschwindend kleiner Zahl, ist dies dennoch geschehen, mehr
als Concession gegen den Aussteller und Kunstfreund und mit Rücksicht
darauf, dass verwandte Gegenstände aus dem Mittelalter so gut wie gar
nicht vorhanden sind. Für jene feste Grenze herwärts wurde das Jahr
1500 angenommen, welches demnach die volle Gothik, aber auch die
italienische Frührenaissance mit umfasst, die italienische Hochrenaissance
wie die deutsche Renaissance dagegen völlig ausschließt. Nur solche Ge-
genstände von etwas späterer Entstehung, welche noch die vollen Züge
der Gothik tragen, wurden zugelassen, da sie ja nach ihrer Kunstart noch
der vorausgegangenen Epoche angehören.
Innerhalb der angegebenen zeitlichen Grenzen wurde als weitere
Bestimmung festgestellt, dass alle Gegenstände Originale jener Zeit sein
mussten; Copien waren völlig ausgeschlossen, ebenso Fälschungen, wenn
sich nicht etwa ein Stück dieser Art eingeschlichen hat. Dagegen konnte
auf Reparaturen, Ergänzungen oder nur fragmentariscbe Erhaltung keine
Rücksicht genommen werden, da sonst fast das gesammte Holzmobiliar
hätte ausgeschlossen werden müssen. Wie wenig Gegenstände dieser Art
gibt es, welche sich noch aus dem Mittelalter in unversehrtem Zustande
erhalten haben!_ Man musste daher selbst stark restaurirte und ergänzte
Gegenstände als Originale gelten lassen.
Nur in einer Beziehung wurde von der Beschränkung auf Ori-
ginale abgegangen. Es zeigte sich die Schwierigkeit, aus den vorhandenen
Gegenständen ganze lnterieurs herzustellen, und doch hätte man gerne
den Einblick in das lnnere gehabt, um einen Gesammteindruck von der
Wohnung zu erhalten. Da half man sich denn mit Abbildungen, aber mit
solchen bildlichen Darstellungen, welche auch ihrer Entstehung nach
jener Epoche angehören, als Miniaturen, Holzschnitte, Kupferstiche, sowie
Gemälde des 15. Jahrhunderts, welche letzteren sich besonders in den
Publicationen der Arundel Society darboten. Diese Abbildungen, welche
eine zahlreiche und interessante Collection bildeten, dienten zugleich als
eine Art Controle über die Echtheit und die Bestimmung der aus-
gestellten Gegenstände.
Als wir daran gingen, uns nach dem vorhandenen und etwa ver-
fügbaren Material umzuschauen, waren wir überzeugt, dass unsere
Quellen sich auf wenige Namen beschränken würden. Angeboten wurde
mancherlei in Folge unseres Aufrufs, immer aber, mit sehr wenigen Aus-
nahmen, handelte es sich um Gegenstände des 17. und 18. Jahrhunderts.
Und so war es auch meistens der Fall mit den Provinzmuseen Oesterreichs,