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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 2)

 
vorher im Museum eine Ausstellung von Gobelins stattgefundenywelche 
auch die Wandbekleidungen und Rücklaken des Mittelalters vorweg ge- 
nommen hatte. Indessen waren doch einige Arrazzi von großem Interesse 
vorhanden, welche bisher dem Publicum unbekannt geblieben; so ein 
großer Wandteppich burgundisch-Handrischer Herkunft mit dem Herzog 
Philipp dem Guten von Burgund, dem eine Anzahl Bauern die Steuer 
bringen und um Nachlass zu bitten scheinen. Ein anderer schöner Wand- 
teppich französischen Ursprungs stellt einen schönen Knaben - mit dem 
Gaston von Foix gemeint sein soll - auf dem Throne dar, wie er von 
eleganten Herren und Damen mit Blumen und anderen Geschenken begabt 
wird. Beide sind Eigenthum des Dr. Figdor. Ein dritter Teppich (Eigen- 
thum des Grafen Wilczek) hat die Sternbilder in Gestalt weiblicher Fi- 
guren zum Gegenstande, ein vierter, noch dem Ende des 14.. Jahrhun- 
derts angehörend (Eigenthum des Grafen Hans Ledebur), schildert in 
einer Reihe von Bildern mit sogenannten Waldmenschen oder behaarten 
wilden Männern die gesammten Arbeiten der Landwirthschaft vom Pflügen 
angefangen bis zum Schluss der Ernte. Und so wir: noch manches Andere 
aus dem 14,. und 15. Jahrhundert zu erwähnen. Für die eigentlichen 
Gewebe in Wolle, Seide, Leinwand lieferten die Sammlungen de: Mu- 
seums ein reiches Material, wenn auch nur in Fragmenten. 
Schließlich wollen wir einen höchst seltenen und interessanten Ge- 
genstand nicht unerwähnt lassen, eine Drechslerbank, welche die Stände 
von Tirol oder die Stadt Innsbruck dem Kaiser Maximilian zum Geschenk 
gemacht haben sollen. Dass sie aus Tirol stammt, beweisen die Tiroler 
Familienwappen, im Uebrigen aber ist die reiche geschnitzte Verzierung 
in den Ornamenten wie in den Figuren, zumal auch den Thieren, so 
originell, dass der Gegenstand in Bezug auf Herkunft, Zeit und Kunst 
auch dem Kenner zu denken gibt. 
Alles in Allem genommen ist unsere Ausstellung ihrem Titel nmittel- 
alterlicher Hausratlw vollkommen gerecht geworden. Es sind mehr denn 
700 Gegenstände vorhanden, viel mehr als erhoEt wurde, und wenn wir 
uns mit ihnen vertraut gemacht haben, so fühlen wir uns in der mittel- 
alterlichen Wohnung, wenigstens der gothischen Epoche, vollkommen zu 
Hause. So ist der wissenschaftliche Zweck erfüllt, dem Kunstgewerbe aber 
auch eine Fülle von Material zum Studium und zur Anregung geboten. 
Der antike Webstuhl. 
Von Alois Riegl. 
Die Veranlassung zur Wiederaufnahme der Erörterung des antiken 
Webstuhl: nach Conze's grundlegenden, Blümnefs, Ahrens', Schrödefs, 
Man's u. A. ergänzenden Arbeiten bot mir die in Fig. 1 reproducirte 
Abbildung eines solchen Gerithes, die sich auf einer aus Theben stam-
	        
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