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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 3)

Pariser Friseure zusammengethan, um auf 66 Wachsbüsten die weiblichen 
I-Iaartrachten von antiker Zeit an bis auf unsere Tage zu plastischer 
Darstellung zu bringen. Dass es in diesem Wachsiigurencabinet nicht 
völlig historisch treu hergieng, lässt sich denken. Ferner gehören hieher 
zwei lebende Gemälde, um sie so zu nennen, die aber durch Wachs- 
figuren bestritten waren. Sie sollten die Mode im vorigen und in unserem 
Jahrhundert an lebensgroßen, in Zeittracht gekleideten weiblichen Figuren 
zur Darstellung bringen, und wurden von einem Pariser Atelier für Wachs- 
figurenerzeugung beigestellt. 
Wir wenden uns nun zur Besprechung der zweiten Hauptabtheilung, 
die für uns von vorneherein das größere Interesse beansprucht hätte, aber 
gemäß der eigenthümlichen Zusammensetzung dieser Ausstellung mit 
gutem Grunde nun erst an zweiter Stelle zur Erörterung kommt - zu den 
daselbst ausgestellt gewesenen modernen Kunstarbeiten von Frauenhänden. 
Wie schon in den einleitenden Worten angedeutet wurde, hat das ver- 
anstaltende Comite in den Rahmen dieser Abtheilung vielfach Gegen- 
stände aufgenommen, die wir als specifisch weibliche Arbeiten nicht 
gelten lassen können und die daher an anderer Stelle, von einem anderen 
Standpunkte aus Beurtbeilung verdienen. Mit Malereien, worunter ver- 
hältmäßig nur wenig Fayence- und Emailsachen, und mit Sculpturen 
waren die zwei längsten Säle der Ausstellung gefüllt; nur zu architek- 
tonischen Entwürfen scheinen es die Pariserinnen noch nicht gebracht 
zu haben. Da wir nicht über den heutigen Salon zu berichten haben, so 
beschränken wir uns auf wenige Bemerkungen über das Kunstgewerbliche. 
Die Emailmalereien, zumeist Porträts, erschienen von höchst verschiedenem 
Werthe; der ein gewisses durchgängiges Mittelmaß von Können nach 
unten bedingende Einfluß einer Schule, wie er bei uns obwaltet, war 
nicht zu vermerken. Besseren Eindruck im Allgemeinen machten die 
Fayencemalereien. 
Und nun kommen wir endlich zu den weiblichen Handarbeiten 
im eigentlichen Sinne. Versuchen wir es da, so gut es geht, die 
Eintheilung zu Grunde zu legen, die von der Wiener Ausstellung 1886 
adoptirt worden war: die Eintheilung nach Geschäften, Dilettantinnen, 
Schulen. 
Was zunächst die Geschäfte betrifft, so hatten dieselben im Palais de 
l'Industrie nicht im l. Stockwerke, sondern im Erdgeschosse ihren Platz. 
Sie sollten den gegenwärtigen Stand der betreßenden Industrie zeigen 
und im Uebrigen - was eigentlich die Hauptsache war - Geschäfte 
machen und dafür Platzmiethe zahlen. Einen Vergleich zwischen den 
Stickereien und Spitzen hier unten und den Schulexpositionen oben zu 
ziehen, fiel kaum Jemandem. ein. Es hängt dies mit der Stellung der 
Schule zur Industrie in Frankreich überhaupt zusammen. Die Stickerei- 
geschäfte leisten mitunter ganz Tüchtiges, aber mit einem selbsterzogenen 
Personal. Das Geschäft bildet seine eigene Schule, wirbt auch Fremde
	        
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