an, reflectirt aber in der Regel nicht auf einen Nachwuchs von Seiten
der öffentlichen weiblichen Arbeitsschulen.
Was verbleibt hienach als besondere Aufgabe der Schulen? Sie
sollen nach Möglichkeit die traditionelle Beschäftigung des weiblichen
Geschlechtes rnit textilen Handarbeiten wach und rege erhalten und
daneben auch andere Kunsttechniken lehren. Wie weit erfüllen nun die
Schulen in Frankreich und insbesondere in Paris diese ihre Aufgabe,
und welcher ist der Stand der weiblichen Handarbeit als Resultat der
Schulthätigkeit im heutigen Frankreich?
Wir versuchen uns die Frage zuerst durch die Betrachtung der
Leistungen der Dilettantinnen als der ausgelernten Elevinnen jener
Schulen zu beantworten. Hiefür war aber auf der Pariser Ausstellung nicht
das richtige Material gegeben. Was eine Anzahl hochgeborener, in weiB
Gott welchem ausländischen Pensionate erzogener Damen mehr aus Sport
als aus wahrem Herzensbedürfniss nach Bethätigung eines echt weiblichen
KunstschaEenstriebes eingesandt hatte, wird Niemand zum Maßstab für
die bezüglichen Leistungen der französischen Frauenwelt überhaupt machen
wollen. Und dennoch waren diese prunkvollen, keineswegs einem unschein-
baren Hausgebrauche gewidmeten Gegenstände, nach einer Seite hin
bemerkenswerth und typisch: mit der ausgesprochenen Tendenz auf
äußere Prachtentfaltung repräsentiren sie nämlich in der That, wie wir
gleich sehen werden, die Richtung, in der sich die bezüglichen Neigungen
der modernen Französinnen im Allgemeinen bewegen.
Sehen wir endlich, was uns die Schulen selbst mit ihren Expo-
sitionen über ihre Ziele und Aufgaben, sowie über die Mittel, sie zu
erreichen, sagten. Da ließ sich nun zweierlei beobachten. Erstens der
Umstand, dass gerade Dasjenige, was bei uns sozusagen den nationalen,
auf den Familienbegrili gebauten Grundstock des weiblichen Handfertig-
keitsunterrichtes bildet - die Befähigung, den gewöhnlichen textilen
Hausrath zu eigenen Nutzzwecken in gefälliger Weise zu verzieren -
dass dies von den französischen Schulen augenscheinlich gar nicht ange-
strebt wird. Leinenstickereien waren deshalb so gut wie gar nicht zu
finden; meines Erinnerns hatte derlei nur eine einzige Schule aus einer
kleinen Provinzstadt im Departement Seine-et-Oise eingesandt. Dagegen
waren es hauptsächlich Seidendecken und dergleichen Luxusgegenstände,
die schon ob ihres kostbaren Materials mehr für Repräsentation berechnet
erschienen, deren Verzierung sich die Fingerfertigkeit der Französinnen
dermalen widmet. Es ist dies übrigens eine Erscheinung, die auch auf
der weiblichen Arbeitsausstellung zu Florenz im Jahre 1890 zu beobachten
gewesen ist. Hat man dieselbe aus einer Eigenthürnlichkeit des romanischen
Nationalcharakters oder aus vorgeschrittener Nachgiebigkeit gegenüber
den wirthschaftlichen Umwälzungen unserer Tage zu erklären? Wahr-
scheinlich aus beiden.