Plan zu treten. Es waren dies die Emailarbeiten aus dem Atelier des
Prof. Macht, die bereits auf so vielen ausländischen Ausstellungen sieg-
hafte Anerkennung davongetragen haben, ferner die ornamentalen und
Blumenstudien aus den Ateliers der Professoren Beyer und Sturm, endlich
figurale Arbeiten aus dem Atelier des Prof. Karger. Gerade aus diesen
unterschiedlichen Atelierstudien konnte man ersehen, worauf sich die
Tüchtigkeit gründet, die an den weiblichen Kunstarbeiten textiler wie
nicht-textiler Natur aus Oesterreich in die Augen sprang, und wo ande-
rerseits die Französinnen einzusetzen hätten', um den nun auch von
ihnen erkannten Mängeln abzuhelfen.
Nächst Oesterreich hatte sich England mit seiner Exposition sehr
ehrenvoll behauptet. Fast sämmtliche kunstgewerbliche Schulen des ver-
einigten Königreichs waren durch decorative Zeichnungen und Malereien
vertreten. Darunter viel Blumenstudien nach der Natur, aber auch sorg-
fältige Copien, z. B. nach mittelalterlichen Stoffen, was den Französinnen
absolut ferne liegt. Auch für Spitzenfabrication waren Entwürfe ein-
gesandt, und zwar bezeichnendermaßen fast ausschließlich aus Irland,
dem historischen Boden dieses Zweiges weiblicher Kunstthätigkeit auf
den britischen Inseln.
Nur gering an Zahl waren die kunstgewerblichen Copien und Ent-
würfe, die von Elevinnen der kaiserlichen Gesellschaft zur Förderung
der Klinste in St. Petersburg zur Ausstellung gebracht wurden; ein zu-
verlässiges Urtheil war auf Grund derselben kaum zu schöpfen, doch
befanden sich darunter recht anerkennenswerthe Leistungen.
Dies ist in großen Zügen der Inhalt, den die Exposition des arts
de la femme dem Besucher geboten hat. Ein vollkommenes Bild würde
_man aber erst dann gewinnen, wenn man die lnscenirung, den decora-
tiven Apparat, die Dioramen, die täglichen Musikproductionen, die all-
wöchentlichen großen Festlichkeiten u. s. w. geblihrendermaßen in Betracht
zöge. Diese Nebenumstände werden aber geradezu zur Hauptsache, wenn
man den äußeren Erfolg der Ausstellung, sofern er sich in Besuchsziffern
und Eintrittsgeldern ausdrückt, erklären soll. Namentlich in den kühleren
Herbstmonaten war der Zuspruch des Publicums ein überaus lebhafter,
wobei gewiss neben dem unangezweifelten Interesse der Pariser für die
Ausstellung selbst auch die vorhin angedeuteten Sondergenlisse eine
wesentliche Rolle gespielt haben mögen. Wie schwer es anderwärts, z. B.
bei uns in Wien, fiele, in Dingen der äußeren Ausstattung den Parisern
nachzukommen, dies sei nur an einem einzigen Beispiele gezeigt. Der
gesammte ungeheure innere Umgang im Obergeschoss des Industrie-
palastes war mit Gobelins behängt, die das Gardemeuble national bereit-
willigst beigestellt hatte, desgleichen einzelne Säle, wie derjenige mit der
Histoire de la coiffure. Eine glänzendere Decoration als diejenige mit
diesen buntfarbigen Prachttapeten ist kaum zu denken, aber außerhalb
Paris wohl" nirgends zu erlangen. Als Denkmäler verflossener Kunst-