Straßburger Fayence von P. und J. Hannong; Fruchtteller, Steinzeug von Gebr. Ehlers
in Bradwell um 1700; ovale Schüssel, Kieler Fayence, 18. Jahrh. Ende; zwei Kaffee-
schalen, hollandisches Porzellan (Amstel); Frühstückgeschirr mit mythologischen Darstel-
lungen auf Kobaltgrund, Frankenthaler Porzellan, Karl Theodor; Suppenschztle. Steingut,
mit der Mutter Gottes in Blau und Mangan, Salzburger Steingut. - Saal VllI: Tinten-
fass, Holz, I8. Jahrh. - Saulenhof: Fries aus Holz mit musictrenden Engeln, tcaglahrh.
_ - Kunstgewerbeverein: Cassette, Silber mit Niello und Goldreliefs, Darstel-
lungen aus der Gralsage, von C. L. Lustig, K. A. Lustig iun., R. Groß, J. J. Zapf, J. Czclott
auf Kosten des Hoftiteltaxenfonds. Arbeiten aus dem Privatatelier für Emailmalerei an der
Kunstgewerbeschule des lt. k. Oesterr. Museums (letztere nur bis 14. v. M.).
Vorlesungen. Am 9. Februar hielt Baurath Professor Alois Hauser einen Vor-
trug über ndie Schottenkirche in Wienu. Der Vortragende besprach zuerst die Bau-
geschichte der Kirche zum Theil auf Grund bis nun unbenützter Archivalien und kam
hierbei zum Resume, dass an der Stelle der gegenwärtigen Kirche eine romanische stand,
deren Grundriss durch den Wolmuth'schen Stadtplan im Wesentlichen gegeben ist; 1410
wurde die Kirche gothisch umgebaut unter Benutzung des alten Planes und vieler Theile
von Pfeilern und Wänden. Die alten Stadtpläne geben Ansichten dieser gothischen Kirche
in ihren oberen Theilen mit einem Dachreiter oder Vierungsthurm, Maß- und Stabwerk
in den Fenstern, aber unter geringer Charakterisirung der Strebepfeiler. Von 1633-1648
wurde der Neubau der jetzigen Kirche und zwar das Presbyterium und der hohe Thurm
von den Baumeistern Spaz und Carlon, der weitere Langbau mit den Fagadenthürmen
von Andrea Allio dem Aelteren und dem Jüngeren ausgeführt. Wie auch aus den alten
Baukontraktco hervorgeht, steht das Presbyterium auf romanischen Mauern und wird
diese abermalige Verwerthung des romanischen Unterbaues noch weiter durch die Um-
stande nachgewiesen, dass heute noch romanische Pfeiler in die Presbyteriumsmauer
eingreifen, auch die Spannung des Presbyteriums ist die gleiche mit jener der romanischen
Kirche auf dem VlfolmutHschen Plane. Querschiff, Langschißl Capellen und Facadenthürme
wurden vom Grund auf neu gebaut. Es wurde dann der Bau und die Architektur der
gegenwärtigen Kirche eingehend besprochen und in Vergleich gezogen mit anderen
gleichzeitigen Barockbauten in Wien, endlich das Proiect gezeigt und erörtert, welches
der Restaurirung und theilweisen Neugestaltung des Aeußeren gilt und das vom Vor-
tragenden verfasst wurde. Der Abschluss der ganzen Arbeit soll der Errichtung eines
n Meter hohen Wandmonumentes an der Freiungseite der Kirche für den Gründer des
Stiftes und Begründer des Regentensitzes in Wien Herzog Heinrich Jasomirgott gelten.
- Am I6. Februar d. J. sprach Custosadjunct Dr. Eduard Leisching über das
Thema nWie ein Kunstwerk entstehtl. Der Vortragende warf die Frage auf, ob jene
geistigen Eigenschaften, welche der Künstler zeige, von anderer Art oder nur dem Grade
nach andere seien, als die normal veranlagter Menschen. Um diese Frage beantworten zu
können, untersuchte Leisching zunachst den Begrilf der Originalität ttnd wies nach, dass
Originalität nicht völlige Unabhangkeit von Ueberlieferung, Regel und Gesetz sei, und
dass die Nachahmung der Natur und der Kunst in der Kunst eine sehr große Rolle beim
künstlerischen Schaffen spiele. Doch trotz dieser Gebundenheit wirkt im Künstler ein
subiectiver Factor von höchster Kraft; er hebt das Kunstwerk über das Gemeine und
verleiht dem Künstler seine Würde, er ist der göttliche Funke, der den todten uninteres-
santen, gegebenen Stoff zum Leben erweckt, dem Künstler seine Schöpferkraft gibt, er
ist das scheinbar Uebernatürliche, Unfassbare, Unbewusste, Damonische in ihm. Dieses
Uebermenschliche im Künstler suchte nun der Vortragende auf das richtige Maß zurück-
zuführen, indem er die Qualitäten und charakteristischen Merkmale des Genies analysirte.
Es muss erfinderisch. bahnbrechend sein, seine Leistungen dürfen nicht den Eindruck
des Erworbenen machen; das griechische Wort lPoetc, das provencaliscbe ntrouvadorst
bezeichnet dies. Aber nicht um etwas Neues handelt es sich, sondern darum, etwas zu
sagen, als'ob es nie gesagt worden wäre (Goethe), das geniale Kunstwerk wird stets
Erfindung und Entdeckung zugleich sein und zwar letzteres im Sinne der Aufdeckung,
Olfenbarung eines Verborgenen. Üeber die Schranken des Herkümrnlichen wird sich das
geniale Kunstwerk stets hinwegsetzen, gleichzeitig aber den ganzen geistigen Gehalt
seiner Zeit ausschöpfen. Dazu gehört, dass sich im Künstler die höchste Steigerung der
im menschlichen Geiste ruhenden Krafte findet, dass er im höchsten Maße individuell,
charakteristisch, subjectiv ist. Die Ausprägung der Individualität erfordert aber emsigste
Arbeit; an Ausdauer und Geduld wird das echte Genie Allen voranleuchten (die Alten,
Ralfael, M. Angela, Goethe). Die Künstler besitzen aber auch außerordentliche Empfang-
lichkeit und Emptindlichkeit für das Kunstgemaße, Werthvolle, sie haben die Fähigkeit
unmittelbarer Anschauung, vermoge welcher sie im Einzelnen stets eine Reihe verwandter
Erscheinungen, das Allgemeine, das daltinterliegende Gesetz, das Typische erkennen. Die
sofortige Rundung jedes Einzeleindrucks zum anschaulichen Bilde ist die höchste Steigerung
der Abstraction, welche vom Besonderen, Zufllligen, Bedeutungslosen absieht, um das