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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 20
Chronik.
AUTOGRAPHEN. PHILATELIE.
(Die Auktion bei Henrici.) Die Autographenauktion,
die bei Karl Er.',st Henrici in Berlin abgehalten wurde,
zeigte wieder, daß man auch auf diesem Gebiete des Sammelns
hauptsächliah Qualitäten und Namen nachgeht. Und für
berühmte Namen zahlt man „jeden Preis“. Für die Kompo
sition Mozarts „Sonata (in B-Dur) per il Cembalo e Violino"
(1784) gab ein Berliner Händler 24.800 Mark und ein Biief
von Mozarts Vater mit einer eigenhändigen Nachschrift
des Sohnes wurde mit 4600 Mark bewertet. Die Komposition
Beethovens zu Goethes „Meeresstille“ (Op. 112) kostete
15.000 Mark, eine Quittung Johann Sebastian Bachs, eine
Seite lang, 3900 Mark, ein zwei Seiten langer Schubert (das
Manuskript „Der Morgenkuß“ und „Die Fröhlichkeit“) 3200
Mark. Für ein Stammbuchblatt Lessings legte man 3700 Mark
an, für eine Widmung Goethes in das Stammbuch eines
Jenenser Studenten 8500, für einen Brief des Dichters „An
Herrn Hans Buff in Wetzlar“ 4700 Mark, während eine
Original-Handzeichnung von Goethe (Parklandschaft) auf
4000 Mark kam und der siebente Band von „Goethes Schriften“
(1790), der den ersten Druck des „Faust“ enthält, 2200 Mark
erreichte. Für einen bloß eine halbe Seite umfassenden Brief
Schillers — der Dichter nimmt ein Anerbieten der Über
sendung von 12 kleinen Bouteillen Falernerwein und 18 roten
Portwein an — sind 1950 Mark gegeben worden. Schließlich
sei noch hervorgehoben, daß ein Brief Lassalles an Frau
Fanny Lewald-Stahr 850 Mark erzielt hat.
BILDER.
(Die Venus von Lukas Cranach.) Der regierende
Fürst Liechtenstein hat eine Anzahl von Kunstwerken, die,
der Besichtigung unzugänglich, in den Depots seiner Schlösser
in Wien und Feldsberg sich befanden, verkauft. Das hervor
ragendste dieser Objekte dürfte die Venus von Lukas Cranach
sein, das in den Besitz eines Wiener Sammlers übergegangen ist.
(Diebstahl eines Van Dyck-Bildes.) Aus Inns
bruck wird uns gemeldet: Im hiesigen Museum Ferdinandeum
ist ein wertvolles Van Dyck-Bild, ein Frauenkopf (47:17),
gestohlen worden. Das- Bild repräsentiert einen Wert von
mindestens einer halben Million Kronen. Der Dieb, der sich
nachts in das Museum eingeschlichen hatte, schnitt das Bild
aus dem Rahmen, versteckte den Rahmen unter einer Bank,
wickelte sich das Bild um den Leib und ließ sich an einem
Schlauch, der zu Feuerlöschzwecken dient, auf die Stiaße
hinab. Bezeichnend ist, daß der Schlauch drei Tage lang aus.
einem Fenster des Museums hing, ohne daß man irgendeinen
Verdacht schöpfte. —Aus Fachkreisen wirdmitgeteilt, daß das
entwendete Bild kein unbestrittener Van Dyck sei, sondern
vielfach für eine aus der Zeit des Meisters stammende Kopie
gehalten wird, die einen Teil eines Bildes aus der Wallace-
Kollektion in London darstellt.
(Notgeld.) Nach Entwürfen des Kunstmalers Josef
Demez hat die Gesellschaft „Einsiedler” in Hall (Tirol)
für die Stadt Hall ein fein ausgestattetes Notgeld in Serien zu
10-, 20-, 50-, 75-und 90-Heller-Scheinen ausgegeben. Die Scheine
zeigen, von zarter Ornamentik umgeben, die bekannte Naggl-
burg, den Münzerturm, das Rathaus, das Salzsudhaus, den
unteren Stadtplatz sowie Bildnisse» vom Speckbacher und
Straub. (Bestellungen durch Gesellschaft. „Einsiedler“,
Hall in Tirol.)
— In der Tschechoslowakei verhält sich die Regierung
gegenüber der Ausgabe von Notgeld ablehnend, doch hat die
Stadt Prag immerhin durchgesetzt, das sie allerdings aus
schließlich zum Gebrauch auf der elektrischen Straßenbahn
Notgeld ausgeben darf. Dieses Notgeld wird am 1. Dezember
eingeführt und wird — was noch nicht feststeht — entweder
aus Metall oder aus Papier bestehen.
(Der erste Postwertzeichenkatalog Ungarns.)
Der Spezialist für ungarische Marken war bisher nicht in der
Lage, auf Grund eines Spezialkataloges von Ungarn seine
Sammlung anzulegen; ja, sogar in den großen Katalogen
(zum Beispiel Kohl) ist Ungarn ziemlich stiefmütterlich und
unklar, der für Sammler besonders interessante Teil aber,
der sich auf ungarische Marken nach dem Umstürze bezieht,
so gut wie gar nicht behandelt. Die strebsame „Verkehrs
genossenschaft der Amateure in Budapest“ nun darf
sich des Verdienstes rühmen, Ungarn erst für den Spezial
markensammler interessant., ja pikant gemacht zu haben.
Spiegelt sich doch keines Landes Revolutions- und Gegen
revolutionsgeschichte in seinen Marken so getreulich wider,
wie jene Ungarns! Und in dem in philatelistischen Kreisen
als seriös und unbedingt verläßlich bekannten Fachschrift
steller Reflex hat die Verkehrsgenossenschaft der Amateure
einen Interpreten der ungarischen Markenkunde gewonnen,
wie sie ihn besser gar nicht hätte finden können. Reflex hat
bei der Einteilung des Kataloges auf die alte, bewährte Senf
einteilung zurückgegriffen und die Marken chronologisch
laufend numeriert. Dadurch wird der Katalog ungemein über
sichtlich und leicht benützbar. Der ganz einzig dastehende
Wert des Kataloges liegt aber darin, daß er alle Marken bringt,
die seit dem Umstürze erschienen sind. Reflex hat aber
nicht nur alle Marken aufgenommen, die auf derzeit ungari
schem Gebiet verausgabt wurden, sondern seinen Katalog
auch auf jene Spezialitäten erstreckt, die durch den Aufdruck
nicht mehr Marken der ungarischen Post sind, da nach seiner
Ansicht in ein ungarische Spezialsammlung die ungarischen
Marken nicht nur im Originalzustand, sondern auch in ihren
Veränderungen gehören. Der erste Postwertzeichenkatalog
Ungarns, der in deutscher und ungarischer Sprache ab
gefaßt ist, kann zum Preise von K 42-— zuzüglich des Portos
für einfache oder rekommandierte Sendung von der Verwal
tung der „Internationalen Sammlerzeitung“, Wien, IX.,
Porzellangasse 48, bezogen werden. st.
UHREN.
(Versteigerung in Wien.) Die am 5. und 6. November
bei Albert Kende in Wien stattfindende Kunstauktion bringt
auch eine Sammlung interessanter alter Uhren aus Wiener
Patrizierbesitz. Wir finden darunter eine Genfer Goldemail-
Spindeluhr aus der Zeit um 1790, deren Gehäuse von echten
Halbperlen umsäumt ist. Auf der Rückseite befindet sich eine
weibliche Gestalt in Goldemail, umrahmt von Louis XVI.-
Ornamenten. Eine andere goldene Spindeluhr stammt von
Johann Friedrich in Wien, dessen Spezialität Uhren mit
Schlagwerk waren. Ein Prachtstück ist ein Harlekin aus
Elfenbein als Uhrenverkäufer. Die Schellenkappe ist emailliert,
der ganze Körper mit Smaragden, Rubinen und Saphiren
besetzt. In der rechten Hand hält der Harlekin eine Miniatur
wanduhr mit emailliertem Zifferblatt.
VOM KUNSTMARKT.
(Auktion bei Wawra in Wien.) Vom 8. bis 10. No
vember gelangen bei C. J. Wawra in Wien die Kunstnach
lässe der Maler Oihmar Brioschi und Otto Barth unter
den Hammer. Während aber die Hinterlassenschaft Barths
ausschließlich aus eigenen Arbeiten besteht, ist Brioschi nur
mit wenigen Schöpfungen seines Pinsels vertreten, Es sind
stimmungsvolle Bilder aus der römischen Campagna, der be
kanntlich die letzte Liebe des Künstlers gehörte. Daß aber
Brioschi nicht nur ein geschätzter Maler,* sondern auch ein
geschmackvoller Sammlet war, beweisen die Namen/ die in