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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 3)

zahl Stillleben Platz gefunden, die eine Dame unter Zugrundelegung der 
tropischen Flora der französischen Colonien gemalt hatte. 
Das echt moderne Interesse für veraltete culturhistorische Eigen- 
thümlichkeiten, das fast in allen europäischen Ländern die Pflege der 
sogenannten Folklore in's Leben gerufen hat, ist auch bei den Franzosen 
erwacht und hat zur Gründung einer eigenen Gesellschaft geführt, die 
sich das Studium der traditions populaires, der Volksüberlieferungen zur Auf- 
gabe gemacht hat. Allerdings scheint der hiefür durch und durch historische 
Boden Frankreichs kein recht dankbares Gebiet mehr zu bieten, was auf 
der Ausstellung besonders daraus ersichtlich wurde, dass die französischen 
Folkloristen sich in auffälliger Weise für die außerhalb ihres Heimat- 
landes beobachteten Erscheinungen zu interessiren schienen, was dem 
Geiste französischer Forschung im Allgemeinen bekanntlich durchaus 
nicht entspricht. Und von allen Gebieten volksthümlicher Ueberlieferungen 
scheint dasjenige der Kunst im modernen Frankreich das allerwenigste 
Beobachtungsmaterial darzubieten. Uebrigens scheint dieser Zweig ethno- 
logischer Forschung in Frankreich noch völlig in den Kinderschuhen des 
Dilettantismus zu stecken. . 
Eine eigene Unterabtheilung der Section retrospective bildete, wie 
schon erwähnt, die Geschichte des weiblichen Costüms. lllustrirt 
erschien dieselbe natürlich zum überwiegenden Theile durch Abbildungen; 
nur die allerneueste Zeit, seit etwa hundert Jahren, war auch durch leibhaftige 
Costüme vertreten. Hier war eine chronologische Anordnung durch den 
Zweck unbedingt geboten und auch leidlich durchgeführt. Je weiter 
gegen das Alterthum zurück, desto lückenhafter erwies sich das bei- 
gebrachte Material; dagegen war das specihsch französische Costüm sehr 
reich und aufklärend vorgeführt, insbesondere für die letzten Jahrhunderte 
des Mittelalters. Hatte man es bis etwa 1500 n. Chr. hauptsächlich mit Ab- 
bildungen nach Sculpturen, zum Theil auch nach Malereien zu thun, so 
traten dafür mit der Renaissancezeit Originaldarstellungen ein, zum Theil 
Kupferstiche, zum Teil Gemälde. Unter jenen boten für das 17. Jahrhundert 
namentlich Hollafs Theatrurn mulierum, und die großen Stecher unter 
Louis XlV., für das 18. Jahrhundert die farbigen Kupferstiche ein vortreff- 
liches Material. Vom Ende des 18. Jahrhunderts ab lagen bereits mehrfache 
nach Jahren geordnete Serien von Modebildern vor. Braun in Doruach hatte 
die Porträt-Reproductionen seines Verlages, sofern dieselben costümlich 
interessant schienen, zur Ausstellung gebracht, und zwar als Gruppe für 
sich außerhalb des chronologischen Zusammenhanges, so dass diese 
Collection eigentlich mehr genuss- als lehrreich wirkte. Endlich war 
eine Auswahl von künstlerisch meist unbedeutenden Porträts von Seiten 
mehrfacher Privater behufs Vervollständigung dieser costümgeschichtlichen 
Revue beigestellt worden. 
Die Histoire du costume sollte ergänzt werden durch eine Histoire 
de la coiffure. Zu dem Zwecke hatte sich die Genossenschaft der
	        
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