zahl Stillleben Platz gefunden, die eine Dame unter Zugrundelegung der
tropischen Flora der französischen Colonien gemalt hatte.
Das echt moderne Interesse für veraltete culturhistorische Eigen-
thümlichkeiten, das fast in allen europäischen Ländern die Pflege der
sogenannten Folklore in's Leben gerufen hat, ist auch bei den Franzosen
erwacht und hat zur Gründung einer eigenen Gesellschaft geführt, die
sich das Studium der traditions populaires, der Volksüberlieferungen zur Auf-
gabe gemacht hat. Allerdings scheint der hiefür durch und durch historische
Boden Frankreichs kein recht dankbares Gebiet mehr zu bieten, was auf
der Ausstellung besonders daraus ersichtlich wurde, dass die französischen
Folkloristen sich in auffälliger Weise für die außerhalb ihres Heimat-
landes beobachteten Erscheinungen zu interessiren schienen, was dem
Geiste französischer Forschung im Allgemeinen bekanntlich durchaus
nicht entspricht. Und von allen Gebieten volksthümlicher Ueberlieferungen
scheint dasjenige der Kunst im modernen Frankreich das allerwenigste
Beobachtungsmaterial darzubieten. Uebrigens scheint dieser Zweig ethno-
logischer Forschung in Frankreich noch völlig in den Kinderschuhen des
Dilettantismus zu stecken. .
Eine eigene Unterabtheilung der Section retrospective bildete, wie
schon erwähnt, die Geschichte des weiblichen Costüms. lllustrirt
erschien dieselbe natürlich zum überwiegenden Theile durch Abbildungen;
nur die allerneueste Zeit, seit etwa hundert Jahren, war auch durch leibhaftige
Costüme vertreten. Hier war eine chronologische Anordnung durch den
Zweck unbedingt geboten und auch leidlich durchgeführt. Je weiter
gegen das Alterthum zurück, desto lückenhafter erwies sich das bei-
gebrachte Material; dagegen war das specihsch französische Costüm sehr
reich und aufklärend vorgeführt, insbesondere für die letzten Jahrhunderte
des Mittelalters. Hatte man es bis etwa 1500 n. Chr. hauptsächlich mit Ab-
bildungen nach Sculpturen, zum Theil auch nach Malereien zu thun, so
traten dafür mit der Renaissancezeit Originaldarstellungen ein, zum Theil
Kupferstiche, zum Teil Gemälde. Unter jenen boten für das 17. Jahrhundert
namentlich Hollafs Theatrurn mulierum, und die großen Stecher unter
Louis XlV., für das 18. Jahrhundert die farbigen Kupferstiche ein vortreff-
liches Material. Vom Ende des 18. Jahrhunderts ab lagen bereits mehrfache
nach Jahren geordnete Serien von Modebildern vor. Braun in Doruach hatte
die Porträt-Reproductionen seines Verlages, sofern dieselben costümlich
interessant schienen, zur Ausstellung gebracht, und zwar als Gruppe für
sich außerhalb des chronologischen Zusammenhanges, so dass diese
Collection eigentlich mehr genuss- als lehrreich wirkte. Endlich war
eine Auswahl von künstlerisch meist unbedeutenden Porträts von Seiten
mehrfacher Privater behufs Vervollständigung dieser costümgeschichtlichen
Revue beigestellt worden.
Die Histoire du costume sollte ergänzt werden durch eine Histoire
de la coiffure. Zu dem Zwecke hatte sich die Genossenschaft der