wird, so sind diesbezüglich zunächst zwei Gruppen von Refnrmbeliisscnen
in's Auge zu fassen. Beide Herkömmliches verwerfend, beide unbefriedigt
von dem Vorhandeaen, beide in gleicher Art inhrünstig das Heil von
der Natur erüehend.
Die Anhänger der einen gehen von dem Grundsatze aus, dass die
Naturbeobachtung, der Genuss des in der Natur unmittelbar Geschauren
so viele und so richtige lnspirationen verschaüe, dass diese zur Lösung
jeglicha Aufgabe der decorativen Kunstweisen ausreichen. Der durch
die Natunbetrachtung hervorgerufenen Inspiration und dem angeborenen
wguten Geschmacks wollen sie alles Künstlerische verdanken.
Dies bedeutet den Bruch mit aller Tradition.
Der reiche Schatz der Erfahrung, von Generationen sorgsam an-
gesammelt, wird bedingungslos verworfen. Da bewährte Lösungen oft
wiederkehrender Aufgaben nicht mehr der Weiterbildung und Vervoll-
kommnung würdig geachtet werden, beginnt das Suchen nach originellen
"Pypen, welche um so rascher auftauchen und wieder verschwinden, je
mehr sie bei ihren Schöpfern sowohl als auch beim Publicum, nachdem
der Reiz der Neuheit vorüber, das Gefühl des Unbefriedigtseins hervor-
rufen. Am günstigsten steht es noch, wenn in solchen Fällen der Künstler
zugleich ein eminenter Praktiker auf einem Gebiete ist, dessen tech-
nische Grundbedingungen seiner Thätigkeil bestimmte scharf umschriebene
Grenzen zieht. Dann bringt er leicht, im Falle sich seine Erzeugnisse
auch riumlich nicht zu sehr ausdehnen, Objecte hervor, welche als das
hingenommen werden sollen, was sie im Grunde auch nur sein können:
Hervorbringungen einer spielenden Phantasie, geistreiche Attrapen, Nippes
in vergrößerter Form, oder mit was man sonst derartige Schöpfungen
vergleichen mag.
Als eine Art Neojaponismus möchte man wohl den Charakter der
besten solcher Arbeiten bezeichnen. Wie sich solche zu jenen verhalten,
welche als Schmuck oder Geräthe mit dem Wesen monumentaler Bau-
lichkeiten harmoniren sollen, kann man sich unschwer vergegenwärtigen.
Gesetzt den Fall, es wollte Jemand ein Exemplar des bekannten Löwen-
zahna (Leontodon taraxacum) in Metall bilden und die Flugsamenkugel der
Pflanze, von Kindermund wLaternchen: genannt, mit einem entsprechend
ausgestatteten elektrischen Gllihliimpchen versehen, so wäre gegen eine
solche ldee, wenn anders sie nur möglichst vollkommen zur Durchführung
gebracht ist, wohl wenig einzuwenden. Die Form eines für ein Gemach
von ernstem, würdigem Aussehen bestimmten Krnnleuchters jedoch als
die eines naturalistisch durchgebildeten Baurnwipfels zu wählen, könnte
wohl kaum ernstlich vertheidigt werden.
In der angedeuteten Richtung gestalten sich am ungünstigsten die
Lösungen der Aufgaben, bei welchen es sich um die künstlerische An-
ordnung und Schmückung der Innenräume und um die Herstellung des
großen Mobiliar: handelt.