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Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 4)

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Besuch des Museums. Ilit: Sammlungen des Museums wurden iin Zilonal 
März von 5948, die Bibliothek von 2:87, die Vorlesungen von 737 Personen 
besucht. 
Nßll ausgestellt: Saal lll: z Aufsätze aus gesponnenen-i Glase. Saal VII: Kaffee- 
geschirr, sagen. JuwelenePorzelIan, Sevres, Privatbesitz; 4 Pnrtrats in Miniaturmalerei, 
ausgeführt vom Grafen G. Festetics, ausgestellt durch Fr. Natalie Kuschel; Braut-Taschen- 
tuch mit Filetstickerei, ausgeführt von Frl. Theodorovid; Klöppelspitzen mahrischen 
Hausßeißes, ausgestellt durch Fr. Pastrnek. Im Saulenhofe (auf einige Tage): 2 für die 
Ausstellung in Chicago bestimmte Panneaus mit Fensterbehangen in verschiedenem Genre 
bestehend in Posamcnterie und Applicationsarbeiten aus der Fabrik von Rud.ChwalIa d: Sohn 
in Wien. 
Vorlesungen. Am a. Marz sprach der Cusrosadjunct der Hofmuseen Dr. Julius 
v. Schlosser über ndie Medailleurkunste. Der Vortragende betonte zunachst die 
Ahltunft der Medaille vom gemünzten Gelde und legte die Entwicklung ihrer Lebens- 
bedingungen, des Porträts, der historischen Darstellung, sowie der Allegorie und 
Peraonification an dem Münzwesen der hellenischen Antike dar. Das unter den Kaisern 
zuerst hervortretende römische Medaillon tragt in Folge seiner Coursfahigkeit einen eigen- 
thümlichen Uebergangscharaltter an sich. Er verschwindet einige Zeit vor dem Falle 
des westromischen Reiches; die Lücke, welche während des Mittelalters in der Geschichte 
der Medaille klafft, wird stilistisch und technisch durch den Siegelschnitt ausgefüllt. 
Gegen Ende des I4. Jahrhunderts erfolgt dann - eine Itunsthistorisch noch gar nicht 
gewürdigt: Thatsache - die Wiedergeburt der Medaille in Obcritalien, sowohl in engem 
Anschluss an die alten lmperatoren-Medaillons als durch das erste Auftreten der 
eigentlich modernen, gegossenen, daher von der Münze völlig gelösten. und schon 
durch ihr großes Format künstlerisch selbständigen Medaille. Pisanello, ebenfalls ein 
Oberitaliener, ist dann derjenige Künstler, welcher seit den 40er Jahren des 1;. Jahr- 
hunderts die eigentliche Blüthe und - durch seine Wanderungen von Venedig bis Neapel 
-die Verbreitung der Medaille hervorruft. Erat zu Beginn des I6. Jahrhunderts tritt die 
deutsche Medaille auf. Ihre Anregung hat sie einerseits in der Tiroler Münze von 
Hall, andererseits in den Handelsstädten Augsburg und Nürnberg von Italien er halten, ist 
aber künstlerisch völlig selbstandig und national. Ihr vorherrschend privater. intimer 
Charakter unterscheidet sie ebenso wie den deutschen Formschnitt höchst charakteristisch 
von der italienischen Weise. Seit der zweiten Hälfte des I6. Jahrhunderts beginnt die 
römische Kunst zum zweiten Mal ihre Vorherrschaft über Europa. Italienische Künstler 
arbeiten an den Hofen von Wien, Madrid und Fontainebleau. Nur die niederländische 
Medaille erlebt wie ihre Schwesterkunst, die Malerei. zum zweiten Mal im I7. Jahr- 
hundert, dem Zeitalter Rembrandts und Rubens, eine nationale Blütlie. Seit Ludwig XIV. 
ist es dann Frankreich, das wieder, wie einst im I4. Jahrhundert, für ganz Europa vor- 
bildlich ist. Die Privatmedaille verschwindet wie die Gusstechnik; t6b3 wird die 
Academie des Inscriptions et de numismatique gegründet und so tritt nunmehr die 
' geprägte ofhcielle Medaille mit ihren großen-historischen Ceremonien und Staatssceneri 
im Stile der regularen Alexandriner-Tragodie herrschend hervor. Das Empire Napoleons I. 
verhilft der schon lange vorbereiteten Reaction gegen das Barocco zum Siege; die 30er Jahre 
unseres Jahrhunderts, die Zeit der phantastischen und doch so philisterhaft nüchternen 
Romantik, bezeichnet, wie für die bildende Kunst überhaupt, so auch für die Medaille den 
tiefsten Stand ihrer künstlerischen Qualitäten. Seit den 60er Jahren beginnt die Bewegung 
gegen diese schal gewordene Akademieltunst. An dem Aulschwunge des sogenannten 
Kunstgewerbes nimmt auch die Medaille Theil. Der Vortragende verweist zur Kenn- 
zeichnung dieses Aufschwunges auf das Werk des franzosischen Medailleurs L. O. Roty, 
welches die Direction des Oesterr. Museums auf der letzten Jahresausstellung des 
Künstlerhauses angekauft hat, und charaltterisirt kurz diesen bedeutendsten Vertreter der 
neueren französischen Medailleurkunst. Gerade für Wien, wo Meister dieses Faches 
wie vor Allen A. Scharf, dann Tautenhayn u. A. wirken, ist der Vergleich mit diesen 
vorzüglichen französischen Arbeiten, bei dem die heimische Kunst keineswegs zu kurz 
kommt, von besonderem Interesse. 
- Am 9. Mlrz sprach der Custoaadiunct Dr. Karl Masner über adie antiken 
Mumienbildnisse aus Aegyptem. Der Boden von Aegypten hat in den letzten Jahren, 
in denen er uns auch den Schatz der Papyri geschenkt, zwei Denktnllergattungen dar- 
geboten, die elne dauernde Bereicherung der archaeologischen Wissenschaft bedeuten, 
wenn sie auch nicht, was man bei der einen in der ersten Freude glauben wollte, die 
Höhen der großen Alexandriniachen Kunst beleuchten, nltnlich die Mumieltportrats und 
die spltantiken Textilerzeugnisse. Den Hauptantheil an all" dienen Funden hat die Oue 
Flyum. So sehr in derselben seit den Zeiten der Ptolamler die Griechen dontinirten, 
haben sie von der einheimischen Bevölkerung manche Sitten und Gebrauche übernehmen 
müssen. Der liervnrragendste Zug ist, dass die griechische Mincrritat" frühzeitig die
	        
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