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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 6)

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Auf diese Periode folgt in Etrurien und Latium eine solche vor- 
wiegend nicht griechischen, wahrscheinlich phönikischen Einflusses, glänzend 
repräsentirt durch einige Gräber von nahezu fabelhaftem Reichthum an 
Gold, Silber und Kunstgegenständen von ausgesprochen orientalischem 
Charakter. Diese Gräber, auf deren lnhalt hier nicht näher eingegangen 
werden kann, fallen in die Zeit um 600 v. Chr. Damals vollzog sich im 
Westen des Mittelmeeres eine große politische und commerzielle Krisis. 
Durch die griechische Concurrenz geweckt, entspann sich ein Kampf 
zwischen den Westhellenen und den Phönikiern Nordafrikas, welcher 
nach mannigfachen Siegen und Niederlagen des griechischen Elementes 
mit dem Triumph desselben endete und nicht anders enden konnte. Aber 
Etrurien stand in diesem Streit auf Seite der Karthager, welche nicht 
eigentlich colonisirten, sondern nur Handelscomptoirs errichteten und 
darum minder gefährlich schienen. Es schloss Handelsverträge mit Karthago 
und ließ seine Flotten neben den punischen gegen die Griechen fechten. 
Italien wird zum ersten Male der Schauplatz einer großen historischen 
Entscheidung, und damit schließen sich die Pforten seiner, ältesten, 'urzeit- 
lichen Kunst- und Culturgeschichte. 
Was ohne den vollen Eintritt dieser weltgeschichtlichen Factoren 
und ohne das Auflodern dieses großen Kampfes aus ltalien zunächst 
geworden wäre, das lehrt uns einigermaßen die Betrachtung der jüngeren 
Culturstufen in den Ländern nürdlich und östlich vorn 
Apennin. Die Gliederung der Halbinsel durch ihr constituirendes Gebirge 
hat eine starke Differenzirung der Entwicklung an den Säumen der beiden 
Abdachungen herbeigeführt. Der Handelsverkehr im oberen oder östlichen 
Meere, d. h. in unserer Adria, kann sich mit dem im unteren oder 
westlichen, im Tyrrhenischen Meere nicht messen. Die Gründe dafür 
sind mehrfacher Art; unter Anderem erklärt sich die Thatsache ent- 
schieden auch dadurch, dass die nordische Volkskraft arischer Stämme 
den Annäherungsversuchen südländischer und orientalischer Culturträger 
hier ganz anders entgegentrat als im ligurischen und iberischen, also 
größtentheils nicht arischen Westen. Auch scheint es, dass die griechischen 
und phönikischen Seefahrer, welche früher die Padosmündung aufgesucht 
hatten, später in Sicilien, Campanien und Etrurien bessere Märkte 
fanden. Der nordische Bernstein wird gegen das Ende der Villanova- 
periode in Oberitalien und an dem illyrischen Gegengestade immer häufiger, 
d. h. er Endet nicht, wie früher, seinen Absatz nach dem Süden. Gleich- 
zeitig verfeinern sich in den Gräbern um Bologna die Formen der 
technisch noch immer sehr roh ausgeführten Thongefiißc. Die Nach- 
bildung brouzener Vorbilder geht bis zur Anfertigung von Kettchen aus 
Thon. Die Töpfe und Schalen stehen meist auf hohen hohlen Füßen. 
Neben der eingeritzten geometrischen Decoration nimmt das mit Stempeln 
eingedrückte oder mit dem Pinsel aufgemalte Ornament überhand. Es 
schwelgt noch in Rädchen, Kreischen, Kreuzchen, S-förmigen, wellig
	        
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