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Um die Mitte des 6. Jahrhunderts geschah ein vorübergehender und
local beschränkter Ausgleich zwischen n0rd- und mittelitalischer Cultur
durch das Uebergreifen der entwickelten etruskischen Civilisation nach
dem Osten der Poebene. Durch das Emporblühen der Römermacht vom
Tiber zurückgestaut, wirft sich jene Civilisation auf den Norden der
Halbinsel. Der archaeologische Ausdruck für diese Thatsache sind die
Nekropolen der sogenannten Certosastufe und die Stadtruinen von Marza-
botto bei Bologna. Aber diese Episode macht einen ähnlichen Eindruck,
wie in größerem Rahmen die Aufrichtung der Rörnerherrschaft an der
Donau. Nach anderthalb Jahrhunderten verschwindet jene Ausgleichung
wieder unter dem Anprall der Kelten, welche den alten Unterschied
zwischen Nord und Slid nur noch stärker accentuiren.
Wenn wir jedoch zum Schlusse den keltischen und den im nord-
östlichen Winkel Oberitaliens erblühten, mit jenem theilweise gleichzeitigen
illyrischen Culturkreis schildern wollten, so hätten wir wohl Denk-
mäler itzilischen Fundortes,_ industrielle Centren auf italischem Boden,
sowie auch mancherlei Anregungen griechischer und orientalischer Pro-
venienz in Betracht zu ziehen, wir müssten jedoch ganz andere Völker-
verhältnisse als die bisher angeschauten, in's Auge fassen und weit in
die Barbarenwelt hinaufgreifen, um ein Ganzes zu überblicken. Ober-
italien als Mittelgebiet zwischen Süd- und Centraleuropa, die Cultur-
gruppen von Golasecca, von Este, von La Tene, erheischen eine eigene
Darstellung. Hier sei nur so viel angedeutet, dass sich, nach den gegen-
wärtig herrschenden Ansichten, die Golasecca- Gruppe aus der west-
lichen Pfahlbaugruppe entwickelte, wie die Villanova-Gruppe aus der
Gruppe der östlichen Pfahlbauten, - dass die Cultur von Este durch
ein Nachrücken illyrischer Stämme von der Balkanhalbinsel nach dem
Angulus Venetorum zu Stande kam, - und dass die Cultur von
La Tene den Triumph einer Völkerwanderung bedeutet, welche um
400 v. Chr. ganz Italien zu einem Keltenlande umzuwandeln drohte.
Am Ende aller dieser Perioden, somit in den einzelnen Theilen der Halb-
insel zu sehr verschiedenen Zeiten, löst die viel ergiebigere Arbeit der
historischen Archaeologie, im Bunde mit der Philologie, die Betrachtung
der eigentlichen Antike in Kunst und Cultur, die Aufgabe des Prä-
historikers ab und überlässt ihm zu weiterem, noch über viele Jahr-
hunderte sieh erstreckendem Studium den centralen Rumpf und die nörd-
lichen Glieder des europäischen Continentes.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Arohaeologisohe Ausstellung. Se. k. u. k. Hoheit der durch-
lauchtigste Herr Erzherzog Carl Ludwig hat Montag den 29. v. NL,
Se. k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherog Ludwig Victor