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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 9)

Tell el Amarna gemacht hat, lehren uns, dass das Ende der XVllI. Dy- 
nastie (14. Jahrhundert v. Chr.) die Glanzperiode der ägyptischen Fayence 
gewesen ist. Nie wieder ist eine solche Feinheit der Glasur und eine 
solche Leuchtkraft der verschiedenen Farben erreicht worden. Eines muss 
bei der Charakterisirung der ägyptischen Technik noch hervorgehoben 
werden: ihre Anwendung war nicht durch praktische Bedürfnisse, son- 
dern durch die Freude an der schmucken Farbe bestimmt. Das beweist 
schon die Art der Gegenstände selbst, in deren Reihe das eigentliche 
Geschirr nur einen verschwindenden Bruchtheil bedeutet. Und was die 
Farben betrifft, so vermuthet Ermann, Aegypten ll, p. 608, die Farben 
Grün und Blau seien deshalb mit Vorliebe gewählt worden, damit die 
also verzierten Obiecte das Aussehen haben sollten, als seien sie aus dem 
Kostbarsten hergestellt, was der Aegypter kannte, aus Lapis lazuli und 
Malachit. 
Auf den griechischen Inseln des Mittelmeeres, besonders Rhodos, 
in Griechenland selbst, dann aber auch in jenen Gegenden Italiens, in 
denen ein frühzeitiger lmport aus dem Osten zu constatiren ist, sind 
häufig kleine Gefäße, schlanchfürmige Alabastren, kugelige Aryballen, 
Balsamarien in Form von Figuren und allerleiGethier gefunden worden, 
die mit den ägyptischen Erzeugnissen das Material -- den weißen san- 
digen Thon - und die alkalische Glasur gemein haben. So sehr nun 
diese Gefäße, besonders die Figurenväschen in Gestalt von Sphinxen, 
Köpfen mit ägyptischer Frisur etc. auch im Stile an ägyptische Fabricate 
erinnern, zeigen sie doch wiederum manche der Kunst des Pharaonen- 
landes fremde Züge, so dass man die ganze Classe nur als unter ägyp- 
tischem Einhuss entstanden denken kann. Man hat deshalb ihren Ur- 
sprung bald bei den Phönikiern, bald bei den Griechen gesucht. Die 
bezeichnendsten unter diesen Arbeiten sprechen entschieden gegen die 
Zutheilung an die ersteren. Das glasirte Balsamarium in Form eines 
männlichen Kopfes mit griechischem Helm, an dem die Cartouche mit 
dem Namen des Königs Apries angebracht ist, wird man nur als griechisch 
bezeichnen können, wenn man sich verhält, dass zahlreiche Wieder- 
holungen dieses Typus mit dem nur der griechischen Keramik eigenen 
Vasenfirniss überzogen sind und das Gefäß in Gestalt eines Delphins, das 
unter der Glasur die Inschrift [In-Mm ein), (Ich bin Eigenthum des 
Pythes) trägt, kann man meinetwegen, wie es auch geschehen ist, als 
eine Arbeit auffassen, die sich ein wanderlustiger Grieche als Reise- 
souvenir in Aegypten hat anfertigen lassen, aber es dürfte jedenfalls 
schwer fallen, dieses Stück als Beweis für den phönikischen Ursprung 
der Classe in's Feld zu führen. Dazu kommt noch Eines; auf dem Es- 
quilin in Rom und in Pompeji gefundene Gefäßfragmente, die uns später 
noch beschäftigen werden und die wir mit gutem Grund als phönikisch 
in Anspruch nehmen können, zeigen uns, dass die Keramik dieses Landes 
im 3. vorchristlichen Jahrhundert nicht die alkalische, sondern die Blei-
	        
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