Litteratur- Bericht.
Nothruf des Kunstgewerbes! Schulung und Niedergang desselben in
Preußen! Von Martin Kimbel, Breslau. Darmstadt, Alexander Koch,
1893. gr. 8". 29 S. M. 1'5o.
Ein Meister des Handwerks, von echtem Schrot und Korn, kritisirt in geharnischter
Rede die Verhältnisse des gewerblichen Zeichenunterrichtes, wie sie sich insbesondere
auf dem Boden seiner engeren Heimat bemerkbar machen. Sein Tadel richtet sich zu-
nachst gegen den Umstand, dass Lehrkrafte, welche weder mit den Bedürfnissen des
Gewerbes vertraute Zeichner, noch fertige Zeichner überhaupt sind, einzig und allein
der vorgeschriebenen Methode vertraueud, den Zeichenunterricht ertheilen. Er verlangt
nHeranziehung von Handwerkern zum Fachzeichenunterrichtu. Er erklärt die erziehlichen
Bedürfnisse der modernen Kunsthandwerker und radelt in mitunter herber, das person-
liche Gebiet streifenden Weise die einschlägigen actuellen Lehrmethoden, sowie die Ver-
hältnisse allgemeiner Art, welche hemmend auf die gesunde Entwicklung des Kunst-
handwerks einwirken.
Eine Reihe von Vorschlagen zur Besserung, von denen diejenigen didaktischer
Natur wohl noch mit Nutzen vermehrt werden konnten, ist den eingehenden Auseinander-
setzungen beigefügt. Der Verfasser schließt mit einer Aufforderung an die Leser, in der
angeregten Angelegenheit zu helfen, wo sie können. M-r.
Kunstbeiträge aus Steiermark. Blätter für Bau- und Kunstgewerbe. Her-
ausgegeben von Karl Lacher, k. k. Professor, Director des Steier-
märkischen Culturhistorischen und Kunstgewerbe-Museums wJoanneum-r
zu Graz. l. Jahrg Heft 1. Frankfurt a. M., Heinr. Keller, 1893. 4".
Diese als Organ des} Culturhistorischen und Kunstgewerbe-Museums in Graz ge-
gründete Zeitschrift wird viermal im Jahre erscheinen; jedes Heft wird einen auf das
Kunst- und Baugewerbe sich beziehenden kurzen Text und acht Tafeln mit Abbildungen
zunächst von alten steirischen Arbeiten, weiters aber auch von mustergiltigen kunst-
gewerblichen Gegenständen außersteiriseher Herkunft aus der Sammlung des Kunst-
getverbe-Museums in Graz sowie aus dem Privatbesilz, endlich auch von Arbeiten der
Gegenwart bringen. Das gefällig ausgestattete erste Heft enthält zwei Abhandlungen des
Herausgebers Prof. K. Lacher über altere Sgraffitomalereien in Steiermark und über
das moderne steirische Kunstgewerbe, ferner folgende Abbildungen: Steinportal mit Gitter-
thor aus Schmiedeeisen (1654) in der Gartenmauer des Stiftes Rein; Sgraffitodecoration
an einem Hause in Adriach bei Frohnleiten (1597); Henkelkrug aus vergoldetem Silber
(1627); Thürbeschläge aus Schmiedeeisen, 17. Jahrh.; Etagere aus Nussholz, 17. Jahrh.;
Bursa in Gold- und Silberstickerei, 16. Jahrh., sammtlich aus dem Kunstgewerbe-Museum
zu Graz; Credenz aus Eichenholz und Thorgitrer aus Schmiedeeisen, entworfen von
Prof. Karl Lacher, letzteres ausgeführt für das graflich Franz Attems'sche Schloss in
Gosting bei Graz. Die Kopfleiste auf Seite r des Textes bringt eine Darstellung der
schonen Stube mit Holztafelung und Malerei aus dem Jahre 1596, ehemals im Buch-
hause zu Geisthal bei Stubing in Steiermark, jetzt im" Museum zu Graz. Sämmtliche
Abbildungen sind von Prof. K. Lacher nach den Originalen gezeichnet. Der Preis des
einzelnen Heftes betragt M. 2-50. R-r.
A. Lambert und E. Stahl, Motive der deutschen Architektur des
16., 17. und 18. Jahrhunderts in historischer Anordnung, mit Text
von H. E. von Berlepsch. z. Abtheil.: Barock und Rococo. 1650
bis 1800. Stuttgart, J. Engelhorn.
So viel auch in neuester Zeit von den Schöpfungen der früher so ungerecht igno-
rirten Spätperioden der Kunst in Publicationen an's Lieht tritt, so muss doch zugestanden
werden, dass, was die bildliche Wiedergabe betrißt, die Mehrzahl dieser Veroifentlichungen
sich entweder auf photographische Aufnahmen und deren mechanische Reproductions-
weisen oder auf kleine Illustrationen in den Texten beschränkt. Die Herausgeber haben
in ihren Darstellungen einen Mittelweg zwischen der Auffassung des Architekten und
des Zeichners in freierem Sinne gewählt, wodurch Aufnahmen entstanden, welche zwar
nicht jene Detailgenauigkeit besitzen, so dass Architekt oder Bildhauer danach recon-
struiren und copiren konnten, welche aber doch in ihrer Bestimmtheit über den Cha-
rakter von malerischen Skizzen weit hinausgehen. Die Federzeichnungen, welche den
Blättern zu Grunde liegen, sind sehr nett und geschmackvoll ausgeführt. Was die Wahl