Die antiken Gefäße mit Bleiglasurlin der Archaeo-
logischen Ausstellung.
Von Dr. Karl Musner.
(Fortsetzung und Schluss.)
Mannigfaltig sind auch die Formen der Lampen. Hier aber über-
wiegen die Exemplare, welche sich in die festen Typen einreihen lassen,
die sich, wie es scheint, erst in römischer Zeit ausgebildet haben (Nr. 632,
650, 65t, 653 und 654.). Andere erinnern an Formen, deren Entstehung
noch vor die hellenistische Epoche zu setzen ist, weil sich Stücke ge-
funden haben, die mit dem griechischen Vasenfirniss überzogen sind.
Dazu gehört Nr. 639 mit einem flachen Rund, das von einem plastischen
Rand umgeben ist und in eine vorspringende spitze Dülle ausgeht. Mag
auch der Typus griechisch sein, das Exemplar selbst stammt, wie der
Töpferstempel C. FADI beweist, aus römischer Zeit. Eher für griechisch
als römisch möchte ich auch Nr. 638 halten, für dessen eigenartige Form
man Mazard, pag. 40g, Fig. 3, vergleichen möge.
Zwei von den Lampen tragen römische Stempel, Nr. 639 den des
C. Fadius und 653 den des Agilis. Sie bestätigen in willkommener Weise
die Zeitbestimmung, die man aus anderen Gründen für die Mehrzahl der
in Oesterreich gefundenen glasirten Objecte anzunehmen genöthigt ist.
Wenn man sich verhält, dass die Städte, wo sie zum Vorschein gekommen
sind - Aquileia ausgenommen -, erst in der römischen Kaiserzeit ent-
standen oder zur Bedeutung gelangt sind, wird man sie als Erzeugnisse
der nachchristlichen Aera ansehen müssen. Mit diesem Zeitansatze steht
durchaus nicht in Widerspruch, dass die glasirten Gefäße aus den Pro-
vinzen so vielfache Reminiscenzeu an griechische und hellenistische
Formen aufweisen. Da die Technik sich auf. griechischem Boden aus-
gebildet hatte, eine griechische Specialität war, ist es begreiflich, dass
man überall conservativ an den alten Mustern und dem hergebrachten
Charakter festhielt. Jedenfalls muss man die Thatsache selbst hinnehmen,
denn es ist sicher, dass der größere Theil der in Oesterreich gefundenen
glasirten Thonwaaren nicht nur in römischer Zeit, sondern auch fern von
den Stätten griechischen Gewerbeßeißes, in der Provinz, verfertigt wurde.
Mazard spricht in seiner Abhandlung die Ansicht aus, dass die
Fabrication von keramischen Erzeugnissen mit Bleiglasur auf einem
bestimmten Punkte Kleinasiens concentrirt gewesen sei. Aber die Aus-
nahme, die er bereitwillig für Gallien, zögernd für Ungarn statuirt, muss,
das stellt sich immer klarer heraus, sehr weit ausgedehnt werden. Wie
unsere Technik nach den pag. 4.57 angeführten Fundorten in ganz Klein-
asien verbreitet war, scheint sie auch frühzeitig nach Europa gewandert
zu sein. In der so reichen Sammlung VonTarentiner Terracotten "im
städtischen Museum zu Triest sah der Verfasser zwei glasirte Stücke,
Nr. 4.60 das Fragment eines geflügelten Eroten und Nr. 664 eine Relief-