Triest. Wenn wir nach dem Norden hinaufrücken, sehen wir -- so gleich
in Pettau - die derben provinciellen Formen dominiren, den plastischen
Schmuck zurücktreten oder reducirt auf die übliche Schuppenmusterung
(vgl. 645, 655). Nur darf man diesen Satz nicht so generalisiren, dass
alle an einem Orte gefundenen Gefäße auch an diesem verfertigt seien.
Lampen, wie Nr. 640 und 653, die den Stempel des C. Fadius und
Agilis tragen - ob sie auch glasirt sind, ist nicht bezeugt -- wurden an den
verschiedensten Punkten der römischen Welt gefunden, sind also gewiss
nicht in Aquileja, resp. Carnuntum fabricirt worden. Wie die Lampen
sind auch die Gefäße als Handelsartikel gewandert. So steht die Kanne
Nr. 658 als etwas durchaus Fremdes, Importirtes neben den sonstigen aus
Ö-Szöny bekannten und wahrscheinlich dort verfertigten Stücken, von
denen sie sich, abgesehen von der Gestalt, durch die dottergelbe, "sehr dünn
aufgetragene Glasur und einen anderen Thon auszeichnet. Unter den
wenigen Bregenzer Funden (Nr. 648-652) ist fast kein Stück dem anderen
verwandt. Dass unter den aus Pettau, Carnuntum und Ö-Szöny stammenden
Objecten der Ausstellung die grüne Glasur fehlt, während sie in Aquileja
überwiegt, kann man, meines Erachtens, wenigstens vorläufig nicht als
ein Hilfsmittel zur Unterscheidung von Fabricationsorten im Norden und
Süden heranziehen und beruht möglicherweise auf Zufälligkeiten der
Fundstatistik.
Nach dem allgemeinen Ueberblick über die glasirten Gefäße in der
archäologischen Ausstellung wollen wir noch auf einige bemerkenswerthe
Einzelnheiten aufmerksam machen. Eine technische Eigenart repräsentiren
die Fragmente Nr. 646, aus Pettau, die von sehr großen, dickwandigen
Becken oder Fässern nicht zu bestimrnender Form mit breitem, thon-
grundigem Rande herrühren. Auf der Innenseite sind dieselben mit einem
Mosaik aus gestoßenen und durchgesiebten Quarzkörnchen bedeckt;
darüber liegt eine dünne Glasurschichte, deren gelbe Farbe sich mit dem
Weiß des Mosaiks zu einer gefälligen Wirkung vereinigt. Indessen war
nicht diese der Zweck des Mosaiks. Nach einer ansprechenden Vermuthung
Professor Macht's hat die Schichte von Quarzkörnern dazu gedient, das Ab-
lösen der Gefäße, die zu mächtig waren, als dass sie leicht auf der Töpfer-
scheibe hätten gedreht werden können, von der Form, über der sie ver-
fertigt wurden, zu erleichtern. Als Specialität einer bestimmten Fabrik
geben sich die Gefäße durch einen an den Fragmenten mehrmals wieder-
kehrenden Stempel, dessen Lesart nicht klar ist, zu erkennen. Bruchstücke
gleicher Art - ob aber auch mit demselben Stempel? - kommen in
Ö-Szöny vor. Professor Macht theilt rnir mit, dass ein ähnliches Stein-
mosaik - jedoch nur zu decorativen Zwecken - auch im 17. Jahrhundert
im nördlichen Böhmen üblich war und erinnert sich in dieser Technik
verzierte Gefäße aus moderner Zeit auf einer Pariser Weltausstellung ge-
sehen zu haben. Ein interessantes Stück ist ferner die gewiss aus einer
italischen oder griechischen Werkstatt hervorgegangene, auf der Außen-