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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 10)

 
Triest. Wenn wir nach dem Norden hinaufrücken, sehen wir -- so gleich 
in Pettau - die derben provinciellen Formen dominiren, den plastischen 
Schmuck zurücktreten oder reducirt auf die übliche Schuppenmusterung 
(vgl. 645, 655). Nur darf man diesen Satz nicht so generalisiren, dass 
alle an einem Orte gefundenen Gefäße auch an diesem verfertigt seien. 
Lampen, wie Nr. 640 und 653, die den Stempel des C. Fadius und 
Agilis tragen - ob sie auch glasirt sind, ist nicht bezeugt -- wurden an den 
verschiedensten Punkten der römischen Welt gefunden, sind also gewiss 
nicht in Aquileja, resp. Carnuntum fabricirt worden. Wie die Lampen 
sind auch die Gefäße als Handelsartikel gewandert. So steht die Kanne 
Nr. 658 als etwas durchaus Fremdes, Importirtes neben den sonstigen aus 
Ö-Szöny bekannten und wahrscheinlich dort verfertigten Stücken, von 
denen sie sich, abgesehen von der Gestalt, durch die dottergelbe, "sehr dünn 
aufgetragene Glasur und einen anderen Thon auszeichnet. Unter den 
wenigen Bregenzer Funden (Nr. 648-652) ist fast kein Stück dem anderen 
verwandt. Dass unter den aus Pettau, Carnuntum und Ö-Szöny stammenden 
Objecten der Ausstellung die grüne Glasur fehlt, während sie in Aquileja 
überwiegt, kann man, meines Erachtens, wenigstens vorläufig nicht als 
ein Hilfsmittel zur Unterscheidung von Fabricationsorten im Norden und 
Süden heranziehen und beruht möglicherweise auf Zufälligkeiten der 
Fundstatistik. 
Nach dem allgemeinen Ueberblick über die glasirten Gefäße in der 
archäologischen Ausstellung wollen wir noch auf einige bemerkenswerthe 
Einzelnheiten aufmerksam machen. Eine technische Eigenart repräsentiren 
die Fragmente Nr. 646, aus Pettau, die von sehr großen, dickwandigen 
Becken oder Fässern nicht zu bestimrnender Form mit breitem, thon- 
grundigem Rande herrühren. Auf der Innenseite sind dieselben mit einem 
Mosaik aus gestoßenen und durchgesiebten Quarzkörnchen bedeckt; 
darüber liegt eine dünne Glasurschichte, deren gelbe Farbe sich mit dem 
Weiß des Mosaiks zu einer gefälligen Wirkung vereinigt. Indessen war 
nicht diese der Zweck des Mosaiks. Nach einer ansprechenden Vermuthung 
Professor Macht's hat die Schichte von Quarzkörnern dazu gedient, das Ab- 
lösen der Gefäße, die zu mächtig waren, als dass sie leicht auf der Töpfer- 
scheibe hätten gedreht werden können, von der Form, über der sie ver- 
fertigt wurden, zu erleichtern. Als Specialität einer bestimmten Fabrik 
geben sich die Gefäße durch einen an den Fragmenten mehrmals wieder- 
kehrenden Stempel, dessen Lesart nicht klar ist, zu erkennen. Bruchstücke 
gleicher Art - ob aber auch mit demselben Stempel? - kommen in 
Ö-Szöny vor. Professor Macht theilt rnir mit, dass ein ähnliches Stein- 
mosaik - jedoch nur zu decorativen Zwecken - auch im 17. Jahrhundert 
im nördlichen Böhmen üblich war und erinnert sich in dieser Technik 
verzierte Gefäße aus moderner Zeit auf einer Pariser Weltausstellung ge- 
sehen zu haben. Ein interessantes Stück ist ferner die gewiss aus einer 
italischen oder griechischen Werkstatt hervorgegangene, auf der Außen-
	        
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