der Lesekanzel im Refectorium der Badia bei Fiesole, so in der Capella
Pazzi, so in S. Lorenzo und namentlich in der Sacristei dieser Kirche.
Den einrahmenden Rundstab übersetzt er gerne in einen fest gebundenen
Kranz, Architrave und Archivolte schmückt er mit Blätterstäben; die
Rosetten in den Cassettirungen bildet er aus Eichenblättern, auch Mohn
und Lorbeer liebt er zu verwenden. Alles in Allem ist er aber in seiner
Decoration doch mehr ein Vertreter der Antike und weiß nur von Fall
zu Fall aus dem sich ausbreitenden Naturalismus Vortheil zu ziehen,
wie z. B. an den Chorschranken in der Sacristei von S. Lorenzo, wo er
die schwere antike Akanthusspirale ihrer Blätter beraubt und sie dafür
mit frei abstehendem Eichenlaub schmückt. Und mehr noch bei den
nach seinen Angaben ausgeführten Intarsien der Wandschränke, wo er
Vasen anbringt, aus welchen zierliche Blumensträuße emporragen und in
Ranken herabfallen. Trelilich füllen sie den Raum aus. Es sind Nelken,
Lilien, Rosen, Passionsblumen u. s. w. - An einem Brunnen in der
Badia bei Fiesole ist in dessen abschließenden Bogen ein Fruchtkranz,
aus einzelnen Bündeln bestehend, eingelassen, bei welchem mitten
unter Mispeln, Pinienzapfen, Kornähren und Aprikosen ein Bündel stili-
sirter Palmetten erscheint; ein interessantes Beispiel, wie selbst bei
Brunellesco gelegentlich noch Antike und Naturalismus sich unvermittelt
nebeneinander vertragen müssen, oder vielmehr wie auch hier die Antike
ganz naiv als zweite Natur herangezogen wird. Weitaus wichtiger und
bedeutender ist aber jener berühmte Sacristeibrunnen von S. Lorenzo, der,
er mag nun von Brunellesco, Donetello oder Verrocchio herrühren, zu
den genialsten Schöpfungen dieser Künstlergeneration zählt. Er ist typisch
für die jungfräuliche Herbheit wie für das entschlossene Zugreifen der
Früh-Renaissance. Auch hier ist Antike und Quattrocento leicht zu trennen.
Oben die Palmette, dann der naturalistische Adler mit dem Ring und
dem Wahlspruch des Hauses Medici in einem seiner Fange, weiter nach
abwärts der antike Candelaber mit der steinernen Flamme, seinerseits -
wieder umgeben von Eichenkränzen, phantastischen Meeresungeheuern
und grimmigen Wolfsköpfen, endlich die Brunnenschale mit ihrem an-
tlken Lüwenhaupt und die prächtigen Sirenen mit ihren mittelalterlichen
Satansflügeln. Bei alledem aber welch" bewundernswerthe künstlerische
Kraft, die das Ganze zusammenhält!
Will man aber sehen, wie der Naturalismus auch selbständig die
Erfordernisse reichster Decoration zu bestreiten unternimmt, muss man
sich an Ghiberti und Luca della Robbia halten, denen sich gelegentlich
auch Verrocchio anzuschließen wusste '). Was diese an Laubwerk, Blumen
und Früchten in ihre Verzierungsweise aufnehmen, das hat mit den an-
tiken Guirlanden und Kränzen nur mehr den Namen gemein, Durch-
') Grabmal des Pietro und Giov. Medici in der alten Sacristei von S. Lorenzo
vom Jnhre 147:.
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