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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 2)

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führung und Art der Verwendung sind neu. Hier kommt die Naturliebe 
und Naturfreude jener Zeit voll und ganz zum Durchbruch. 
An den Außenseiten der Pfosten, _welche die drei Thüren des 
Baptisteriums umrahmen, zeigt sich dies ebenso deutlich, wie an den 
lieblichen Kränzen, welche die Werke der Della Robbia schmucken. 
An der Nordthüre des Baptisteriums, der ersten Thür des Ghiberti, 
die 1424 vollendet war, besteht die Umrahmung aus Blumen, Blättern 
und Früchten, die so getreu und liebevoll der Natur nachgebildet sind, 
dass ein genaues Studium nach dem lebenden Modell vorausgesetzt werden 
muss. Sie werden in bestimmten Absätzen mittelst zarter, flatternder 
Bandschleifen an einem ringsum laufenden Stabe festgehalten und überdies 
oben in den Ecken durch in die Wand eingelassene Ringe scheinbar 
getragen, so dass es aussieht, als hätte der noch heute übliche Festtags- 
schmuck der Kirchenpforten mit Laub und Blumen das Motiv für diese 
Docoration abgegeben '). 
Dieses Püanzenwerk wird von Vögeln und anderen kleinen Thieren 
anmuthig belebt, aber wie ganz anders als an Picrrfs Domportal! Das 
Naturstudium ist seither zu vollem Siege gelangt. 
Mit demselben Naturalismus im Detail, der nur durch eine kräf- 
tigere Gliederung im Aufbau gemildert wird, verfährt Ghiberti an der 
zweiten Thüre, deren Umrahmung er in den Jahren 1447 bis 14,52 unter 
Beihilfe seines Sohnes Vittorio ausführte. Hier theilt er den Kranz in 
einzelne symmetrisch angeordnete Büschel, die durch ein breites Band 
getrennt werden, das sich in losen Windungen zwischen den Sträußen 
hinabschlingt bis zu den zwei Vasen an den Fußpunkten, aus welchen 
beiderseitig der Pflanzenscbmuck aufsteigend gedacht ist. Auch hier sind 
die einzelnen Strauße, die aus Zweigen des Feigenbaumes, der Pinie, 
der Eiche, des Aprikosen- und Birnbaumes, des Haselnussstrauches u. s. w. 
bestehen, mittelst Hatternder Bändchen gleichsam an ein Stabgerlist ge- 
bunden, während zwei Ringe in den oberen Ecken dem schmückenden 
Gebilde festeren Halt verleihen. Ein dritter Ring markirt die Mitte des 
Thlirsturzes und in diesem sitzt ein Adler wie zum Fluge bereit mit 
halb geöffneten Schwingen. Auch sonst sind verschiedene kleine Thiere, 
namentlich Vögel, unter Früchten und Blättern vertheilt. Unter ihnen 
eine Eule, die einen kleinen Vogel mit ihren Blicken fascinirt, und als 
Pendant ein Eichhörnchen, das Nlisse knackt. Das Ganze ist in kräf- 
tigerem Relief gehalten wie der Schmuck der ersten Thüre und eine 
Steigerung der Wirkung augenscheinlich beabsichtigt. 
lm Jahre 1454 scheint Ghiberti den Auftrag erhalten zu haben, 
gemeinsam mit Vittorio die Umrahmung der dritten Thllre, jener des 
Pisano, durchzuführen, ein Werk, das erst nach Lorenzo's Tode von 
') Vergl. Burckhardt, Geschichte der ital. Renaissance, S. 295.
	        
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