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führung und Art der Verwendung sind neu. Hier kommt die Naturliebe
und Naturfreude jener Zeit voll und ganz zum Durchbruch.
An den Außenseiten der Pfosten, _welche die drei Thüren des
Baptisteriums umrahmen, zeigt sich dies ebenso deutlich, wie an den
lieblichen Kränzen, welche die Werke der Della Robbia schmucken.
An der Nordthüre des Baptisteriums, der ersten Thür des Ghiberti,
die 1424 vollendet war, besteht die Umrahmung aus Blumen, Blättern
und Früchten, die so getreu und liebevoll der Natur nachgebildet sind,
dass ein genaues Studium nach dem lebenden Modell vorausgesetzt werden
muss. Sie werden in bestimmten Absätzen mittelst zarter, flatternder
Bandschleifen an einem ringsum laufenden Stabe festgehalten und überdies
oben in den Ecken durch in die Wand eingelassene Ringe scheinbar
getragen, so dass es aussieht, als hätte der noch heute übliche Festtags-
schmuck der Kirchenpforten mit Laub und Blumen das Motiv für diese
Docoration abgegeben ').
Dieses Püanzenwerk wird von Vögeln und anderen kleinen Thieren
anmuthig belebt, aber wie ganz anders als an Picrrfs Domportal! Das
Naturstudium ist seither zu vollem Siege gelangt.
Mit demselben Naturalismus im Detail, der nur durch eine kräf-
tigere Gliederung im Aufbau gemildert wird, verfährt Ghiberti an der
zweiten Thüre, deren Umrahmung er in den Jahren 1447 bis 14,52 unter
Beihilfe seines Sohnes Vittorio ausführte. Hier theilt er den Kranz in
einzelne symmetrisch angeordnete Büschel, die durch ein breites Band
getrennt werden, das sich in losen Windungen zwischen den Sträußen
hinabschlingt bis zu den zwei Vasen an den Fußpunkten, aus welchen
beiderseitig der Pflanzenscbmuck aufsteigend gedacht ist. Auch hier sind
die einzelnen Strauße, die aus Zweigen des Feigenbaumes, der Pinie,
der Eiche, des Aprikosen- und Birnbaumes, des Haselnussstrauches u. s. w.
bestehen, mittelst Hatternder Bändchen gleichsam an ein Stabgerlist ge-
bunden, während zwei Ringe in den oberen Ecken dem schmückenden
Gebilde festeren Halt verleihen. Ein dritter Ring markirt die Mitte des
Thlirsturzes und in diesem sitzt ein Adler wie zum Fluge bereit mit
halb geöffneten Schwingen. Auch sonst sind verschiedene kleine Thiere,
namentlich Vögel, unter Früchten und Blättern vertheilt. Unter ihnen
eine Eule, die einen kleinen Vogel mit ihren Blicken fascinirt, und als
Pendant ein Eichhörnchen, das Nlisse knackt. Das Ganze ist in kräf-
tigerem Relief gehalten wie der Schmuck der ersten Thüre und eine
Steigerung der Wirkung augenscheinlich beabsichtigt.
lm Jahre 1454 scheint Ghiberti den Auftrag erhalten zu haben,
gemeinsam mit Vittorio die Umrahmung der dritten Thllre, jener des
Pisano, durchzuführen, ein Werk, das erst nach Lorenzo's Tode von
') Vergl. Burckhardt, Geschichte der ital. Renaissance, S. 295.