Technik und Geschichte der lntarsia. Von Dr. Christian Scherer. Mit
Titelbild und 25 Abbild. im Text. 8". Leipzig, T. O. Weigel Nachfolger
(Chr. Herm. Tauchnitz), i8gi. M. 5.
Der Autor fasst den heutigen Stand der Forschung auf obengenanntem Gebiete zu-
sammen, den Meisterwerken Burckhardfs und den Specialstudien Teirich's, Tschudfs,
Bode's und Anderer, welche zumeist wortgetreu wiedergegeben sind, manch" neues
Detail hinzufügend.
Ihrer Bedeutung entsprechend, nimmt die Geschichte der italienischen Intarsia den
größten Raum des Buches ein; ihr zunächst steht die der deutschen, während Frankreich und
die übrigen Lander, dem heutigen Stande der Forschung entsprechend, sich mit bedeutend
Wenigerem begnügen müssen. Auch die Mehrzahl der Abbildungen fällt der italienischen ln-
tarsia zu. Sämmtliche Illustrationen sind jedoch den verschiedensten Publicationen entlehnte
alte Bekannte, die nun einmal bestimmt scheinen, von Buch zu Buch zu wandern. (Wie weit
ist uns da der französische Kunstverlag vorausl) Nichts aus Perugia, Urbino, Venedig.
Kein Beispiel der figurirten Architekturbilder des 16. Jahrhunderts, die im Buche so ver-
lockend geschildert werden.
Um auf den Inhalt des Buches einzugehen, sei bemerkt, dass Singpult und Oster-
lterzenhalter (S. 60' u. S. 68) in Santa Maria in Organo in Verona, beide auf uns gekommen
und in ausgezeichneter photographischer Darstellung in den Werken von Nicolai: nDas
Ornament der italienischen Kunst des 15. Jahrhunderts: und von Schütz: wDie Renais-
sance in Italien: enthalten sind. Leider wurden beide Mobilien von dem Hochwasser der
Etsch, das im Jahre 1886 das Innere der Kirche meterhoeh unter Wasser setzte und auch
das Stuhlwerk stark ruinirte, gehoben und umgelegt, wobei sie mannigfachen Schaden
nahmen. Heute sind aber beide Möbel wieder an Ort und Stelle. - Ein beachtenswerthes
Werk der Intarsia ist ferner das Stuhlwerk auf dem Mönchschor der Kirche S. Michele al
Cimitero in Venedig, als dessen Verfertiger sich sAlexander Bignus, Bergarnensisn nennt
und das laut Inschrift am I6. September i534 vollendet wurde. Außer vielen guten
ornamentnlen Füllungen enthält es in drei Feldern auch figurale Darstellungen, u. zw.:
S. Michael, S. Marcus und S. Romuald, den Gründer des Camaldulenser-Ordens. Schließ-
licli hatte auch das reich intarsirte Stulilwerk in S. Giovanni in Parma Erwähnung ver-
dient, das ebenfalls bei Schütz abgebildet ist und als dessen Verfertiger Zucchi und Testa
genannt werden. Freudig berührt speciell den Angehörigen des Oester. Museums die That-
sache, dass letzteres in seiner nicht gerade reich zu nennenden Mbbelsamrnlung so bedeu-
tende Repräsentanten sowohl italienischer als auch deutscher Intarsiaarbeiten besitzt, die
in Scherer's Werk eingehende Würdigung finden (Antonio Barile und David Röntgen).
Unter den Werken deutscher Intaraiatoren sei noch auf die prächtige Thüre im
großen Saale des Schlosses Ambras bei Innsbruck und auf die reichgegliederte Decke
sammt Thüre im ehemaligen Landhause in Wien hingewiesen, welche vom Jahre 1572
datirt und reich mit lntarsien verziert sind (abgebildet in der nGewerbeballe- 1839).
ln einer späteren Auflage möge auch der storende Druckfehler: Milella statt Minella
Berichtigung finden. H-e.
a-
Details, Wanddecorationen, Möbel, Geräthe etc. aus den kgl. bayerischen
Schlössern Neuschwanstein, Linderhof und Herren-Chiemsee, sowie aus
der kgl. Residenz in München. Aufgenommen und herausgegeben von
Jos. Albert. Gesichtet und mit einleitendem Texte versehen von
L. Gmelin. München, J. Albert, o. J. (i89i). Fol. i. Lfg. M. 8.
Ohne Zweifel ist einer Publication von vornherein die beifallige Aufnahme ge-
sichert, welche es sich zur Aufgabe macht, die Kunstschatze der bayerischen Königs-
schlösser nicht wie bisher blos in ihrer decorativen Gesammtwirltung, sondern auch im
Detail vorzuführen. Die Fülle künstlerischer Arbeit und technischer Gewandtheit, welche
in der Ausstattung dieser Schlosser zur Erscheinung kommt, bietet dem Künstler wie
dem Kunstindustrieilen, dem Amateur wie dem Decnrateur eine reiche Auslese anregender
Einzelheiten, welche um so interessanter sind, als sie meist einem zusammenhängenden
Organismus von seltener Großartigkeit angehören, wahrend jene Prachtstüclte moderner
Kunstindustrie, welche wir sonst auf Ausstellungen und in Sammelwerken zu sehen be-
kommen, in der Regel nur vereinzelte Arbeiten 'sind.
Die Publication wird io Hefte zu je to Blattern, nach Fachgruppen geordnet, um-
fassen, und zwar bringt Heft i zunächst Musterblatter aus den verschiedenen Gebieten
des Kunstgewerbes, Heft z soll Wandmalereien, 3 plastische Wanddecorationen, roma-
nische und gothische Möbel aus Neuschwanstein, 5 bis 3 Mobel in den Stilen des l .. Jahr-
bunderts, 9 Beleuchtungsgerlthe und io Schmiedearbeiten enthalten. Die Aufnahmen sind