Vieles von dem bereits Gesagten wiederholen, wollte ich mich auf eine
nähere Beschreibung seiner ornamentalen Compositionen einlassen. Ich
erwähne daher blos das was dieselben mit Rücksicht auf das schon Vorhan-
dene besonders auszeichnet. Es ist dies die prächtige Gesammtwirkung,
hervorgebracht durch die fein erwogene Uebereinstirnmung einer üppigen
Ornamentik mit einer ebenso reichgegliederten Architektur. Dies sehen
wir vor Allem an einem seiner bekanntesten Werke, der berühmten
Kanzel in S. Croce vom Jahre 1475. Hier sind Trennungsfriese und
Consolen mit Blumen, Kornähren, Schoten, Mispeln, kleinen Pinien-
zapfen, allen möglichen anderen Früchten, mit Eichenlaub, Lorbeerzweigen
u. s. w. in Relief verziert. Die vollste Uebereinstimmung einer compli-
cirten Architektur mit reichern Schmucke voll innerer Kraft und frischem
Leben zeigt auch das herrliche Marmorciborium in S. Domenico in Siena.
Als drittes Beispiel für die nach glänzender Gesammtwirkung unter Bei-
behaltung feinsten Details strebenden Eigenart Benedettos möchte ich
noch die Thüreinfassung in der Sala de Gigli des Palazzo Vecchio
erwähnen.
Die Decorationskunst des 15. Jahrhunderts auf der Höhe ihrer
Vollendung führt uns Andrea San sovino vor Augen. ln Bezug auf den
Formenschatz, über welchen er verfügt, noch im 15. Jahrhundert stehend,
mit Rücksicht auf die großen Intentionen, die er verfolgt, schon ein
Meister der Hochrenaissance, bezeichnet er zugleich den Uebergang in
die folgende Epoche. Seine ersten Arbeiten stehen noch in naher Ver-
wandtschaft zu den Werken seines Lehrers Antonio del Pollajuolo, der
in die Sculptur als neues Motiv zierliche Gehänge, aus allerlei niedlichem
Gerärhe bestehend, eingeführt hat. So hat Sansovino an einem Altar der
Familie Carbinelli in S. Spirito zu Florenz vom Jahre 14.90 im Pilaster-
schmuck die Marterwerkzeuge Christi zu Gehängen verwendet. Bald
jedoch scheint ihm diese etwas äußerliche Art der Bereicherung nicht
mehr gefallen zu haben. An dem Taufbecken im Baptisterium zu Volterra
vom Jahre 1502, wie in dem Monument des Pietro da Vicenza in S. Maria
Araceli vom Jahre 1504. kommt Aehnliches nicht mehr vor. Dagegen
fügt die nähere Bekanntschaft mit den neuen Entdeckungen auf dem
Gebiet der Antike, sowie das Beispiel der umbrischen Malerschule manches
neue Detail in seinen Decorationsstil. Die Pilaster schmückt ein phan-
tastischer Aufbau von Prunkgeräthen aus der Werkstatt des Goldschmiedes,
Sphinxe und fratzenhaftes Gethier treten hinzu, Satyrgestalten und Ge-
bilde aus dem bacchischen Kreise vervollständigen den Eindruck. Ein
besonders häufiges Motiv Sansovino's sind gekreuzte Füllhörner; im
Uebrigen bilden Ranken, Masken, Guirlanden, Vögel u. s. w. die Bestand-
theile seiner Ornamentik. Am reichsten und edelsten entfaltet sich die-
selbe bekanntlich in dem Grabmale des Ascanio Sforza in S. Maria del
Popolo, das er 1505 vollendete. Dieses herrliche Werk übertrifft an Adel
der Composition und Reichthum der Durchführung alle seine Vorgänger.