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ich das Elfenbein nennen. Es wäre z. B. theoretisch zulässig, das in
seiner reichen Ausstattung interessante Problem der Monstranze einmal
in diesem oder wenigstens theilweise mit diesem Material zu lösen,
wenn nur die unmittelbaren Hostiengefäße in Edelmetall ausgeführt
werden. Es würde ein solcher Versuch in chryselephantiner Technik
auch mit der kirchlichen Tradition sich berühren. Die thurmförmigen
Monstranzen sind ja nichts anderes als durchsichtig gedachte Ciborien;
und das Ciborium ist die altchristliche elfenbeinere Pyxis (Artophorion,
turris), auf einen bequem fassbaren Fuß gestellt. Auf der vaticanischen
Ausstellung war der andere Typus der Monstranze, die Sonnenform, durch
eine solche vertreten, deren Strahlen in fingerlangen Corallen aus-
geführt waren.
Zugleich ist dieser Gegenstand ein Beleg für unsere zweite und
dritte Regel. Die nicht seltene Sitte, besonders gothische Thurrnmon-
stranzen mit Heiligenf-iguren zu schmücken, wird liturgisch beanständet.
Diese Figuren sind meines Wissens nicht direct verboten, wohl aber ver-
stoßen sie, besonders in auffallender Selbständigkeit, gegen die ausdrück-
liche kirchliche Vorschrift, dass bei Aussetzung der heiligen Hostie nur
diese das Centrum der Andacht zu bilden habe, weswegen auch die Ver-
hüllung der übrigen Altarfiguren, anbetende Engel ausgenommen, gefordert
wird. im Geiste dieser Vorschrift wären daher Engelfiguren mit den Ge-
berden oder Zeichen der Anbetung und Verehrung auch auf Monstranzen
zulässig und sind jedenfalls den abzulehnenden Heiligenfiguren vorzuziehen.
Die dritte Regel fordert für neue Monstranzen die Einhaltung einer
der beiden Grundformen: des Thurmes mit den beiden Seitentheilen,
welche ursprünglich als eine Art Strebepfeiler den Deckel des durch-
sichtigen Gefäßes mit dem Boden verbanden - oder der Sonnenform, zu
welcher auch die historischen, mit freilich nur kleinen Strahlen gezierten
Kapselmonstranzen der Gothik gehören. Die Strahlen sind von Papst
Clemens Xi. gewünscht. Andere Grundformen, wie Stammbaum Christi,
Bundeslade, Triumphbogen, herzförmige Monstranzen sind abzulehnen;
nichts aber steht principiell entgegen, auch den romanischen Stil für
diesen Gegenstand heranzuziehen, praktisch dürften seine Rundungen für
die Sonnenform sich sehr eignen.
Kirchlicherseits wäre, andere Techniken betreffend, kein Hinderniss,
die vor einiger Zeit in Noth gerathene Perlmutterarbeit zu verwerthen,
z. B. zu Einlegearbeiten auf Tabernakel, freilich müsste es technisch
dauerhaft und vielleicht eher nur in kostbaren Holzgattungen auszuführen
sein. Für Antipendien wollte man in letzter Zeit Lederpressung in den
verschiedenen liturgischen Farben anregen, was aber wohl nur mit Vor-
sicht versucht werden könnte. Die in unserer kirchlichen Malerei fast
ganz vergessene Mosaiktechnik sei als eine besonders für kirchliche Zwecke
geeignete hervorgehoben.