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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 4)

Gohelins fast ein Jahrhundert lang ehrenvoll bestand und erst im Jahre t8io in Folge 
finanzieller Nöthen ihr Ende fand. 
Die Darstellung Mayer's ist auf archivalischem Material aufgebaut und beschäftigt 
sich wenig mit künstlerischer Kritik der zur Erwähnung und Beschreibung gelangten 
Werke; diesbezüglich wird das Urtheil dem Leser anheimgestellt, dem zu diesem läehufe 
eine Auswahl charakteristischer Proben i'n Lichtdruck vorliegt. Das Buch füllt im vollsten 
Sinne des Wortes eine klaffende Lücke aus und darin besteht sein Werth und sein 
Verdienst. Auch der vorangeschickte Abriss einer Geschichte der Wandteppichivirkerei 
wird Manchem Willknmmenes bringen, wenngleich der Verfasser in der unterschiedlosen 
Erklärung aller von den Alten erwähnten nTeppichea als Wandteppiche noch der her- 
gebrachten, namentlich von E. Müntz befolgten Methode huldigt, wobei außer Acht gelassen 
wird, dass ja die meisten von den Alten erwähnten xTeppichec ebensogut gestickt oder 
geknüpft, wie gewirkt sein konnten. Das Technische hat überhaupt in der ganzen 
Publication, mit einziger Ausnahme einer aus Münti xLa Tapisseriec entnommenen 
Schilderung des technischen Vorganges, wie er heute in den Gobelins zu Paris beob- 
achtet wird, keine weitere Berücksichtigung erfahren. So konnte es dem Verfasser auch 
entgehen, dass uns heute für die Beurtheilung der Teppichkünste der Alten noch ganz 
andere, greifbarere Mittel zu Gebote stehen als die vieldeutigen SChfiflllChCD Nachrichten 
bei Plinius u. A. Auch die Kreuzfahrer-Hypothese hätte Mayer weniger gläubig auf- 
genommen, wenn er sich mit den Textiltechniken der Alten näher vertraut gemacht 
hätte. Dass die ersten Versuche auf Begründung einer hülischen Teppichmanufactur in 
Deutschland nicht nothwendigermaßen eine Berufung von Niederländern zur Voraus- 
setzung haben mussten, hat Mayer ganz richtig hervorgehoben. Wäre er von diesem 
Punkte aus dern Verhältnisse zwischen der hülischen Gobelinwirkerei der neueren Zeit 
und der bürgerlichen des vorangegangenen Mittelalters weiter nachgegangen, so wäre er 
nothgedrungen auf die Bedeutung der wirthschaftlichen Umstände und Veränderungen 
gekommen, die die alte deutsche Rücklaltenerzeugung unmöglich machten und nur mehr 
für ausländischen Großbetrieb oder für fürstliche Privatateliers Raum ließen. Die alten 
deutschen Rücklacken aber, für die sich nunmehr ein Specialforscher finden möge, sind 
gewiss nicht erst nach der Rückkehr der Kreuzfahrer vom dritten Kreuzzüge vom Orient 
aus in das deutsche Bürgerhaus eingezogen. Doch dies sind Mängel der Einleitung, die mit 
dem eigentlichen Gegenstands der Publication nichts unmittelbar zu schaEen haben und 
seinem besonderen Werthe keinen Abbruch thun. Die Ausstattung ist wiederum so reich 
und gefällig, wie wir ea eben von Hirth's Verlage gewohnt sind. RgL 
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Bulletin de PAcademie des Sciences de Cracovie t89i, Octohre. 
Professor Sokolowski unterzieht einen im Grünen Gewölbe zu Dresden be- 
iindlichen, in vergoldetes Kupfer gefassten Krystallbecher einer gründlichen Untersuchung, 
und- gelangt zu dem Schluss, dass dieses Gefäß aus dem Domschntze zu Krakau nach 
Dresden gekommen sein muss - wann? ließ sich nicht aufklären. Die Anbringung der 
Konigskrone, des Wappens des Hauses Ungarn-Aniou, des polnischen Adlers und einer 
in mangelhaftem Latein verfassten, augenscheinlich später hinzugefügten lnschrift machen 
es zweifellos, dass der Becher für die Königin Maria von Ungarn, Enkelin des Königs Karl 
Robert Anjou und erste Gemahlin Kaiser Sigismunds, angefertigt und bestimmt gewesen 
sei, von ihr bei ihrer Krönung als Königin von Polen mit Wein gefüllt auf den Altar 
des Kraltauer Doms gestellt zu werden. Da aber nicht sie, sondern ihre jüngere Schwester 
Hedwig gewählt wurde, brachte man deren Namen auf der Fassung an. Die Fassung wird 
als vortrefflich ciselirt und mit Reliefornamenten versehen bezeichnet, das ganze Gelaß 
erinnert an die Goldschmiedarbeiten, die Konig Ludwig der Große nach Aachen gestiftet 
hat. - ln demselben Hefte befindet sich ein Bericht Sokolawskfs über die neuesten 
Forschungen über Hans Dürer mit besonderer Beziehung auf die Arbeiten von 
E. Cbmelarz (Jahrb. der kunstliistonSammlnngt-n lll. Bd.) und W. Schmidt (Beilage zur 
Allg. Ztg. 188g). Er schließt sich aus inneren und äußeren Gründen der Ansicht J. Burck- 
hardfs an, dass diesem Maler das Bildniss des Bischofs Tomicki im Franziskanerkloster 
zu Krakau zuzutheilen sei. B. 
Ü 
Vor Kurzem ist das erste vSpCClalheft for Mobel- und Holzbildhauer- 
arbeiteri- der rlllustr. kunstgew. Zeitschrift für lnnendecorationl, Verlag von Alexander 
Koch, Darmstadt, erschienen. Unter den Illustrationen finden wir folgende Originalent- 
Würfe: Treppenpfosten, Salonschrank in englischer Gothik, Herrenachreibtisch, Pfeiler- 
schratik, Schrank im Stil Louis XVL, Sitzbank, Notenpult in reicher Holzsebnitzerei, 
Bücherschrank, Hausthür, Speisezimmerstuhl, fünf Motive für Postarnente, Juwelensclirank 
im Stil Louis XV., Wandschrank, Entwurf für eine Schlafzimmereinrichtung und für ein 
reiches Buffet in gotbischem Stil Der Text enthält eine Abhandlung von Jacob v. Falke:
	        
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