einem gemauerten Becken, während der spähen-
de Aktäon in einen Hirsch verwandeltwird. Nach
hält er, schon mit Hirschkopf, den Spieß, umge-
ben ihn seine Hunde, deren Opfer er bald
wird".
Besser wurde die Verwendung von drei „Tro-
chus"-Gehäusen durch Nikolaus Schmidt in Nürn-
berg gelösl: eine Kanne in Drachengestalt zu
einer Schüssel mit Perlmutterplattierung. Hier
sollen die abgeschliffenen Muscheln Flügel- und
Schwanzfedern, originell gelockt, andeuten.
Schmidt war eine Zeitlang Mitarbeiter bei Wen-
zel Jamnitzer, was an seinem „Nautilus"-Pokal
im Buckingham Palace zu London klar zum
Ausdruck kommt. Sa gut dieser gegliedert und
aufgebaut ist, so erscheint die „Drei-Trochus"-
Kanne schwach und ist vielleicht als ein Jugend-
werk zu bewerten".
Bevor ich zu einer näheren Würdigung der
Muscheltafelaufsötze, insbesondere der „Nauti-
lus"-Becher, übergehe, ergibt sich die Notwen-
digkeit, etwas über das natürliche und nachträg-
lich künstliche Aussehen der Schalen zu sagen.
Schon deshalb, weil anscheinend bei vielen
Kunstgelehrten hierüber keine klaren Kenntnisse
verbreitet sind.
So gut wie alle Meerschnecken, und sa auch
die Doppelschaler oder eigentlichen Muscheln,
vermögen aus dem Seewasser Kalkverbindun-
gen und andere Mineralien aufzunehmen und
diese dann durch besondere Drüsen des soge-
nannten „Mantels" in unlösbarer rasch härten-
der Form wieder auszuscheiden und nach ver-
erbten Prinzipien in arteigenen Formen meist
phantastischen Zeichnungen und Farben aufzu-
bauen. Für die Schnecken bildet ein kegelförmi-
ger Trichter den Grundplan, der, von der Spitze
aus gesehen, in Uhrzeigerrichtung gewunden er-
scheint. Äußerst seltene linksdrehende Ausnah-
men interessieren nicht an diesem Ort. Bei so
gut wie allen Arten sind die Windungen anein-
andergeschweißt; das Wachsen der Tiere be-
dingt die progressive Ausweitung des Raumes,
in den es sich bei Gefahr weit zurückziehen kann,
mit einer besonderen Verschlußklappe aus horni-
gern oder kalkigem Material.
Die vom Mantel abgesonderte Schale ist prinzi-
piell in drei verschiedenen Schichten aufgebaut:
eine äußere hornartige Haut, das sogenannte
„Conchyolin" mit den Farbstoffen, in arteigenen
Farben und Zeichnungen; unter dieser die
„PrismenschichW, in welcher Kalk und andere
Mineralien in oft dicken Lagern angesammelt
werden; endlich eine dritte, an welcher das
Weichtier ständig entlanggleitet: die eigentliche
Perlmutterschicht. Hier werden dieselben Mineral-
Verbindungen als hauchdünne Blättchen abgela-
gert, deren besondere Mikrostruktur die dem
Perlmutter eigenen Lichtbrechungen bedingt.
Echte Perlen bestehen ausschließlich aus letzte-
rem Material, das bei Zuchtperlen um einen dik-
ken Kern sich ablagert.
Eine „Nautilus"-Schale im Naturzustand zeigt
die Conchyolinschicht, also die Außenhaut, elfen-
bein- bis cremefarben, belebt durch eine orange-
bräunliche Flammenreihe, die vom Muschelrücken
zur Mitte strebt. Das Tier, aus der Familie der
Cephalopoden, auch Polypen oder Tintenfische
genannt, lebt im Chinesischen Meer in 80 bis
100 Metern Tiefe frei schwebend und vermag
durch wechselnde Luftzufuhr in die innersten
Zellen der Schale zur Nahrungssuche und Paa-
rung bis an die Wasseroberfläche zu kommen,
bzw. durch Luftablassung wieder abzusinken -
mit anderen Worten: die hydrostatischen Kam-
mern der Tauchboote hat der Schöpfer längst
erdacht.
Eine „Nautilus"-Schale, möglichst ein „gem quali-
ty specimen", ist ein obligates und dazu auch
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