gaerde (1- ca. x66o), der Amsterdamer Peter Schenk') (1680) und der
Utrechter Hercules Zeghers, welche zuerst die gestochene oder geätzte
Kupferplatte selbst mit verschiedenen Farben bemalten und dann von
derselben das Bild mit all' seinen Farben auf einmal auf Papier, even-
tuell - wie bei Zeghers' ausgestellten Landschaften ersichtlich ist -- auf
Leinwand abdruckten. Aber diese Arbeiten gediehen zunächst nicht weit
über das Stadium der Versuche, und sind wohl von historischem, aber
nicht von künstlerischem Interesse, weil ihre Abdrücke wenig Farben-
übergänge zeigen, sondern in den bunten Stellen immer nur die betref-
fende auf der Kupferplatte aufgetragene eintonige Farbe. Noch {weniger
Werth vom Standpunkte der Kunsttechnik dürfen selbstverständlich jene
Blätter beanspruchen, welche uns einen gewöhnlichen Kupferstich einfach
mit Aquarell- oder Oelfarben übermalt darstellen; dieselben sind von
unserer heutigen Betrachtung geradezu ausgeschlossen.
Es handelte sich also zunächst darum, ein Verfahren zu linden,
welches statt greller, gleichwerthiger Farbenliecke nebeneinander auch
die verschiedenen Farbenübergänge und -Töne der Gemälde in den Ab-
drücken wiederzugeben vermag, und diese Erfindung machte Jacques
Christoph Le Blon (geb. 1670), ein Frankfurter, welcher aber den
größten Theil seines Lebens außerhalb seiner Heimat zubrachte und
174i in Paris starb. Er war seines Zeichens eigentlich Maler und studirte
eine Zeit lang unter Carlo Maratta in Rom; er war aber auch mit einer
ausgiebigen Dosis von Unstetigkeit und Missgeschick ausgestattet und
scheint nach einigen Versuchen im Kupferstich seine Erfindung des far-
bigen Kupferdruckes im Jahre 1710 in Amsterdam gemacht zu haben, wo
er sich seit 1704 niedergelassen hatte. Dieselbe zu verwerthen übersiedelte
er nach London, wo er seit 1721 verschiedene Blätter, zum Theil im Ver-
losungswege, herausgab. Obwohl die Gewinner nicht besonders entzückt
gewesen sein sollen, was wir nach manchem seiner ausgestellten Blätter
begreifen, so wusste Le Blon doch für eine neue Publication, nämlich
eine vollständige Anatomie nach Choffard in iz großen Tafeln so ge-
schickt Reclame zu machen, dass er binnen Kurzem angeblich 2000 Sub-
scribenten zu 15 Pfd. Sterling auftrieb. Aber das ganze Unternehmen
scheiterte doch wieder, sowie auch seine Tapeten- und Kattundruckerei,
und er fand es für gut, seinen Wohnsitz 1735 nach Paris zu verlegen,
wo er zunächst durch eine Madonna nach Maratta und einige andere
Blätter großes Aufsehen erregte. Nachdem er sich verpflichtet hatte, nur
unter Aufsicht einer königlichen Commission stechen und drucken zu
lassen, erhielt er im Jahre 1737 und neuerdings 1740 ausschließliche
königliche Privilegien für seine Kunstübung, die er jedoch nicht aus!
nützen konnte, weil er im nächsten Jahre bereits starb.
Worin bestand nun Le Blon's Geheimniss?
') Eigentlich geboren zu Elbzrfnld um 1645, geslorben zu Amsterdam um 1715.