nachgeholfen. (Am auffälligsten tritt dies bei dem ausgestellten kleinen
Christuskopfe hervor.)
Von den in der Ausstellung vertretenen Blättern Le Blon's ist wohl
als sein bestes das Bildniss des Carondelet, des spanischen Botschafters
am pästlichen Hofe, namhaft zu machen. Das Bildniss des jungen Kur-
prinzen von Hannover, des späteren Königs Georg II. von Großbritannien
ist nach Art eines Oelgemäldes stark gelirnissP). Die Kupferstichsammlung
unserer Holbibliothek besitzt nicht weniger als 17 der außerordentlich
seltenen und darum doppelt geschätzten Blätter Le B1on's.
Von seinen Schülern und Nachfolgern ist Jacques Fabien Gautier
Dagoty aus Marseille der bedeutendste, halb Naturforscher und halb
Künstler, ein höchst geistreicher, aber etwas flüchtiger Mann, der in
seiner Lebhaftigkeit vielerlei in Angrili nahm, aber wenig zu Ende
brachte und in nichts reussirte. Er markirt insoferne einen Fortschritt in
der neuen Technik, als er behufs Erreichung größerer Schärfe im Ab-
drucke die von Le Blon verschmähte vierte Platte, die schwarze, in
Anwendung brachte"). Von seinem Hauptwerke, 4.8 großen anatomischen
Tafeln aus den Jahren 1745 und 1759, sind in die Ausstellung keine auf-
genommen worden. Dieselben besitzen mit ihrer Sorgfalt in Zeichnung
und Druck unstreitig großes wissenschaftliches Interesse für die Knochen-
und Muskellehre, sind aber künstlerisch nicht schön, ja sogar wegen ihrer
erschrecklichen Wahrheit fast anwidernd und abstossend; für uns sind
die ausgestellten kleinen, aber außerordentlich fein gearbeiteten anato-
mischen Bildchen von Jean Ladmiral viel ansprechender.
Von Fabiens älterem Sohne Jean Bapt., oder nach Anderen Louis
Charles Gautier Dagoty, existiert, aber äußerst selten, als das beste Werk
dieser Künstlerfamilie ein trelfliches Bildniss von Me. Du Barry. Dieselbe
nimmt von ihrem Mohren eine Tasse Thee in Empfang und sitzt in
einem Frisirmantel von Spitzen, vielleicht von der Art, deren Preis von
2000-3000 Francs uns ihr Biograph Goncourt verrathen hat. Hier ist zur
Zeichnung der Spitzen und Betonung der Lichter als vierte Platte eine
in weißer Gouache, also pastos druckende, verwendet.
Von dem jüngeren Sohne Edouard Dagoty, welcher mehr Talent
und mehr Geschmack als sein Vater besaß, stammen 12 große Farben-
stiche nach Gemälden in der Galerie des Herzogs von Orleans, so Venus
Anadyomene nach jenem Bilde Tizian's, mit welchem Letzterer beweisen
wollte, wie das berühmte gleichnamige Bild des Apelles ausgesehen
') Portalia erwlhnt als sein Hauptwerk das Bildniss des jugendlichen Ludwig XIV.
in Nnturgroße mit staunenswerther Nachahmung eines Pastellgemaldes.
") VergL: Lettres concernant le nouvel art de graver et tfimprimer les tableaux
per Gautier, graveur du Roi en ce genre et seul en France privilegie pour les Planches
Anatomiques en couleur uaturelle. Paris, J. Bullot 1749. 3:. S. 8'. Das Buchelchen in
eine in ziemlich scharfer Weise sich ergebende Streitschrift, in welcher sich Gautier
besonders dagegen verwahrt, dass er ein Schüler Le Blon's sei.