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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 10)

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schweif, der von dem Gürtel herabhängt. Diese weit in vorhistorische, 
Zeiten zurückreichende Tracht des Königs bleibt die typische und gleichsam 
classische auch während der memphitischen Periode, und selbst in Zeiten, 
als sie nicht mehr üblich war, liebte man es noch, den König in diesem 
Costüm darzustellen l). 
Dass die weitere Entwickelung und Bereicherung der Tracht bei 
den Aegyptern nicht nach der Seite der Kleidung, sondern nach der des 
Schmuckes stattfindet. ist in hohem Grade charakteristisch, es entspricht 
in gleichem Maße den klimatischen Verhältnissen des Nilthales, Cwie der 
Sinnesart seiner schönheitsfreudigen und lebenslustigen Bewohner. Damit 
sind allerdings nicht die ungezählten Tausende gemeint, die ein hartes 
Los auf Lebenszeit zu schwerer Arbeit und holTnungsloser Armuth ver- 
urtheilt hatte, nicht das niedere Volk, dessen Nachkommen heute noch 
in derselben Armuth und Bedürfnisslosigkeit lebend den ägyptischen Boden 
bebauen, sondern die bevorzugten Stände, besonders die Priester, die 
Beamten, die Hofleute, denen ein sorgenfreies Dasein beschieden war. Diese 
wenden, je mehr wir uns dem Ende des Alten Reiches nähern, desto größere 
Sorgfalt ihrer gesammten äußeren Erscheinung zu, und verschmähen es 
daher auch nicht, sich den Umständen entsprechend zu schmücken. - 
Während die Darstellungen aus der Zeit der Erbauer der großen Pyra- 
miden noch in der Regel schmucklose Menschen aufweisen, kommen 
gegen Ende der IV. Dynastie schon verschiedene Andeutungen beschei- 
denen Schmuckes vor. 
Die ältesten Beispiele sind schmuckähnliche Amulette, kleine An- 
hängsel, die an zierlichen Schnürchen um den Hals getragen werden, wie wir 
eines an der berühmten Figur des Rähotep im Museum zu Gizeh sehen 
und mehrere andere in den Wandbildern der Mastaba's antreffen'). 
Besonders die Priester scheinen schon in frühester Zeit den Cultus der 
Amulette, welcher in späteren Epochen wahrhaft colossale Dimensionen 
annimmt, sehr begünstigt zu haben, denn wir finden unter den bei Mariette 
reproducirten Darstellungena) einen Priester, dessen Brust förmlich bedeckt 
ist mit Amuletten, da ihrer nicht weniger als dreizehn an ebensovielen 
Bändern vom Halse herabhängen. 
Andere Schmuckformen, die bereits in den Zeiten der IV. und 
V. Dynastie angetroEen werden, sind der bis zur Hälfte der Schultern 
reichende breite Halskragen, manchmal gleichzeitig mit dem Amulett, 
das Armband, zu welchem sich zuweilen ein ähnlicher Schmuck an den 
Fußknöcheln gesellt, und endlich ein zierlicher diademartiger Kopfschmuck. 
Unter diesen Schmuckgegenständen ist zweifellos der Halskragen 
der originellste, bedeutendste und verbreitetste. Er war allem Anscheine 
') Vergl. Erman , Aegyplcn und igypxisches Leben im Alterthum, I, 93. 
') Lepsius. Denkm. Bd. lll, Tuf. 3 und 6. 
') Mariene, Les masubu de Pancien empire. Pnris 1889, p. 74.. 
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