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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 10)

nach nicht stets aus demselben Material hergestellt. Nach seinem Aus- 
sehen auf Abbildungen sind wir bald versucht, an einen festen, steifen 
Stoß, etwa Lederl), zu denken, bald an ein gegliedertes Gefüge, wie 
es allenfalls ein Netz aus Perlen wäre, aber auch Combinationen beider 
Herstellungstechniken glauben wir zu erkennen, wenn wir an den Rand 
angefügte oder in mehreren von einander abstehenden Reihen auf dem 
Kragen liegende Perlen gezeichnet sehen"). In der Blüthezeit des Alten 
Reiches werden am häufigsten aus einem dichten Netzwerk bunter 
Perlen nach bestimmtem Muster kunstvoll zusammengefügte Halskrägen 
getragen. Zur Verfertigung derselben benützte man dünne röhrenförmige 
Perlen verschiedener Länge und Farbe, die enge aneinanderschließend 
gefasst waren. Das einfachste und in dieser Zeit häufigste Muster wird 
aus concentrisch angeordneten Streifen gebildet. Eine complicirtere, eben- 
falls nicht seltene Art legt zwei bis drei mehr oder minder breite radiale 
Bänder durch die concentrischen Kreise. - Eine weitere technische 
Beschaffenheit dieser Krägen lässt sich aus einer Malerei an der Innen- 
wand eines Sarkophages aus der Zeit der IV. Dynastie entnehmen"). 
Hier sehen wir auf zwei Tischen Schmuck ausgebreitet, Perlschnüre, 
Halsbänder, Krägen und Anderes. An den Krägen sieht man nun deutlich, 
wie die Perlenreihen rückwärts, wo sie auf den Nacken zu liegen kommen, 
von zwei halbkreisförmigen Kapseln, wahrscheinlich aus Metall, auf- 
genommen werden, in welchen die Enden des complicirten Fadenwerkes 
befestigt sind. Zu zwei Schnüren zusammengedreht, treten die Fäden durch 
ein Loch am äußeren Rande der Kapseln wieder heraus und können 
hier zusammengebunden werden. 
Das vornehmste Material der Perlen, die man für solchen und 
ähnlichen Schmuck verwendete, waren edle Steine und Gold. Daneben 
waren aber auch vielfach färbige Glas- und Thonperlen im Gebrauch. 
Schon früh verstand man blaues, grünes, violettes, gelbes, weißes, ja 
selbst dunkelrothes Glas herzustellen und auch in der Nachahmung von 
Edelstein hatte man weitgehende Erfahrung. Besonders Smaragd, Jaspis, 
Lapis lazuli und Karneol liebte man zu imitiren 7). Die Form der einzelnen 
Perlen war bereits im Alten Reiche sehr mannigfach. Von den länglichen, 
röhrchenartigen Bildungen habe ich schon gesprochen, hiezu kamen 
Perlen in Kugelform, dann lanzettförmige, olivenartige, spindel-, birnen- 
und rautenförmige Gebilde. Auch flache, viereckige, scheibenförmige und 
S-förmige Perlen scheinen bereits üblich gewesen zu sein. Verwendete 
man die länglichen und spitz zulaufenden Perlen gerne zum tropfen- 
') Ueber die Verwendung des Leders im Alten Reiche siehe Ermun, Aegypten, 
H, p. 598. 
"j Lepsius, Denkm. Abth. H, Tnf. 18, m, 5c. 
') Lepsius, Denkm. Abth. lI, Tuf. 18, 50. 
') Maspcro, Aegypüsche Kunstgeschichte, deutsche Ausgnbe, S. 248.
	        
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