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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 10)

Auszeichnung nicht beizuwohnen. lhr Urmotiv dürfte vielmehr der ein- 
fache Blumenkranz sein, der Ausdruck fröhlichen naiven Lebensgenusses. 
Dahin weist wenigstens der Umstand, dass die Blume auch im künst- 
lichen Bande noch die wichtigste Rolle spielt. So trägt die Statuette der 
Nefert, der Gemahlin ienes Rähotep im Museum zu Gizeh eine Stirn- 
binde mit zierlich aneinandergereihten Rosetten. Nicht immer jedoch 
bleiben die Blumen wie hier in der Fläche, sie treten auch plastisch aus 
derselben heraus, in dieser Form noch mehr an ihr einstiges Vorbild 
erinnernd. Solche Diademe haben ebenfalls die Form von Stirnbinden 
und sind mit einer oder mehreren Lotosblumen verziert. An natürliche 
Blumen ist dabei absolut nicht zu denken. Die Art, wie diese Blumen 
sich manchmal zu künstlichen Figuren gruppiren, wie sie durch senk- 
rechte Stäbchen mit Perlen von einander getrennt werden und ohne 
Stil direct mit ihrem Blumenkelch in der Mitte zwischen dem oberen 
und unteren Rande des Stirnbandes aufsitzen, das Alles macht es zweifellos, 
dass wir es mit künstlichen Blumen zu thun haben. Die Lotosblüthen 
sind bald einzeln vorne über der Stirne und rückwärts, wo das Band sich 
zusammenfügt und in zwei ungleich langen Endigungen gegen den Nacken 
herabfällt, an das Diadem befestigt, bald bilden sie einen ringsum 
laufenden Kranz in regelmäßiger Anordnung und Vertheilung, bald sind 
ihrer mehrere an einem Punkte vereinigt. Manchmal erhebt sich in der 
Mitte am Scheitel senkrecht emporstehend eine Lotosblume; sie ist an 
diesem Punkte wahrscheinlich durch eine Spange festgehalten, die von 
rückwärts nach vorne im Viertelbogen vom Diadem aufsteigt"). 
Alles deutet darauf hin, dass wir es hier mit einer Goldschmiede- 
arbeit zu thun haben. Principiell steht einer solchen Annahme nichts ent- 
gegen. Das Vorkommen von Goldperlen habe ich bereits erwähnt, Schrift- 
zeichen für Gold finden sich auf den ältesten lnschriften, und schon zu 
Zeiten des Cheops verstand man Gold in Stein, Holz oder Bronze ein- 
zulegen. Das Waschen und Schmelzen des Goldes ist bereits auf den 
Denkmälern der ältesten Dynastien abgebildet und die Verwendung des- 
selben zu Zwecken des Schmuckes und der Toilette ganz und gar nichts 
Ungewöhnliches, ja man nimmt sogar an, dass es schon im Alten Reiche 
nicht nur mit Goldbesatz verzierte Kleider, sondern sogar Goldstoffe 
gegeben hat m). 
So sehen wir, wie allmälig die alte Einfachheit und Bedürfniss- 
losigkeit in Bezug auf den Schmuck schwindet. Alle wesentlichen Schmuck- 
gattungen, Ohrringe und Fingerringe ausgenommen, waren bereits vor- 
handen, oder, wie der Gürtel, wenigstens in einzelnen Fällen vorgebildet. 
") Beispiele für die hier beschriebenen Arten siehe Lepeius, Denkm. lll, 36, 46, 
6c, 73; IV, 90, 97. - Ein Diadem aus spaterer Zeit mit der erwahnten Spange beßndet 
sich unter den Schmuckstücken der Königin Aahotep; die Spange ist in der Mitte ab- 
gebrochen und vielleicht ist auch hier eine Lotosbluthe als Endigung zu ergänzen. 
") Vergl. Erman, Aegypten, l, zS6.
	        
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