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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 7)

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prasentanten der französischen Kunstindustrie, und wenn einerseits unter den Mobeln 
Manches allzu prunkvoll und überladen erscheint, so zeichnen sich andererseits die kera- 
mischen Prodncte, namentlich die Erzeugnisse von Sevres, sowie die Goldschmiede- 
arbeiten von Christolle, Froment Meurice u. s. w. durch vorzüglichen Geschmack aus. 
Bronzen sind in dieser Publication sowohl an Zahl wie an künstlerischem Werth nicht 
so bedeutend wie man es erwarten sollte. im Ganzen haben wir eine hübsche und in- 
structive Auswahl aus der gewaltigen Fülle von kunstgewerblichen Objecten vor uns, an 
denen die Ausstellung so reich war. Fs. 
at- 
ll Palazzo di Camillo Trevisan a Murano. Per G. M. Urbani de 
Gheltof. Venezia, Ongania. Fol. 77 S. u. 27 Zinkätzungen. 
In Murano hatten bekanntermaßen die reichen Venezianer dereinst ihre Sommer- 
palaste. Ein solches Gebaude, von dem wegen seiner Beredsamkeit vielgepriesenen Ad- 
vocaten Camillo Trevisan um die Mitte des I6. Jahrhunderts erbaut und mit allem Luxus 
ausgestattet, in neuerer Zeit als Magazin benutzt und furchtbar verwahrlost, hat der un- 
ermüdliche Forscher auf dem Gebiete der Kunst seiner Heimat zum Gegenstande seiner 
neuen Publication gemacht. Der Bau wird von der Tradition einem Scholer Palladicßs, 
Daniele Barbara, zugeschrieben; plastische Decorationen rühren zum Theil von Ales- 
aandro Vittoria, Francesco und Baldassare da Salö, Malereien von Battista Zelotti aus 
Verona, einem Mitschüler Paolo's, von dem Letzteren selbst und von Battista d'Angelo 
oder del Moro her. Viel von dem, was die Bewunderung der Zeitgenossen erregte, ist 
verschwunden, und auch die meisten nicht gänzlich zerstörten Kunstwerke befinden sich 
in einem traurigen Zustande. Um so verdienstlicher ist es von Urbani, wenigstens fixirt 
zu haben, was ebenfalls nicht mehr zu lange den Unbilden der Zeit widerstehen dürfte. 
Auch gewahrt das Werk eine anregende Lectüre, da er viel herangezogen hat, was das 
Bild des vornehmen Lebens in Venedig in der letzten Blüthenperiode der Stadt vervoll- 
ständigen kann. ü B. 
Wer ist Rembrandt? Grundlagen zu einem Neubau der holländischen 
Kunstgeschichte. Von Max Lautner. 8'. 470 S. mit 7 Tafeln in 
Photogravlire. Breslau, Kern, 189i. M. u. 
Diese: Buch beabsichtigt nicht mehr und nicht weniger, als die gesammten Ge- 
tnlllde Rembrandüs, welche ihm heute als echt von der Kunstwissenschaft zugeschrieben 
werden, etwa 500 an Zahl, samrnt einer unbestimmten Anzahl der Radirungen, diesem 
Meister abzusprechen und auf den Namen Ferdinand Bol zu übertragen. Alle die großen 
und kleinen Meisterwerke sollen Arbeiten Bol's sein - gewiss, eine Behauptung, die, 
man kann nicht anders sagen, verblüffend auf jeden Kunstfreund wirkt. Wie soll dieselbe 
bewiesen werden? Der Beweis wird durch das ganze Buch in einer ruhigen und sach- 
lichen Weise durchgeführt, ohne in der Polemik, welche sich ja gegen die ganze bis- 
herige Rembrandtforschung richtet, einem unangemessenen Tone zu verfallen oder per- 
sdnlichen Charakter anzunehmen. 
Der Beweis stützt sich zunächst auf die neuen documentarischen Entdeckungen 
zum Leben Rembrandts Die Biographen unseres Jahrhunderts haben den großen Maler 
auch zu einem großen und edlen Menschen machen wollen; jene Entdeckungen beweisen, 
dass er es nicht, vielmehr das Gegentheil war. Die Biographen haben aus der Große 
seiner Werke geschlossen, dass die alten ihn arg compromittirenden Erzählungen der 
Zeitgenossen nicht wahr sein können. Lautner schließt mit Hilfe der Documente um- 
gekehrt, vreil sie wahr sind, kann er die Bilder nicht gemalt haben. Das ist ein Schluss, 
eine Meinung, aber kein Beweis. Lautner kommt daher mit weiteren Gründen. Er sucht 
zu beweisen, dass die der zweiter. Hälfte seines Lebens Rembrandt zugeschriebenen, an 
Zahl höchst bedeutenden Gemälde nicht von ihm sein können, denn in dieser zweiten 
Halfte seiner Lebens, von Schulden bedrückt, ernährt durch das Kunstgeschäft, das sein 
junger Sohn mit seiner (Rembrandfs) Maitresse eingegangen, hat er nach seinem eigenen 
documentarischen Geständniss so gut wie gar nicht gearbeitet. Die Bilder müssten also 
auf frühere Jahre vertheilt, oder dem Meister abgesprochen werden. Es ist aber un- 
wahrscheinlich, dass er, der nach dem Urtheil seiner Zeitgenossen und Schüler langsam 
malte und die Besteller warten ließ, in den ersten etwa zwanzig Jahren seiner kunst- 
lerischen Thütigkeit jene übergroße Zahl von 50a Bildern gemalt haben sollte. Aber es 
gibt noch einen schwerer wiegenden Grund, einen Grund, der direct auf Ferdinand Bol 
hinweist. Auf einer übergroßen Anzahl der berühmten Bilder findet sich der Name 
.F. Bol, immer ziemlich gleichmäßig eingeschrieben, meist mit dem Stiel des Pinsels in 
die nasse Farbe eingegraben, daher vom bloßen Auge nicht oder kaum gesehen, von 
der Photographie aber entdeckt und durch deren Verstärkung deutlich gemacht. Auf
	        
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